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Aldi will den Wurstpreis senken
Die Debatte um die Arbeitsbedingungen in der Fleischbranche ist noch allgegenwärtig, da sorgt der Discounter-Marktführer Aldi mit Plänen für eine Wurstpreissenkung für Aufregung.
Die Präsidentin des Bundesverbandes der deutschen Fleischwarenindustrie (BVDF), Sarah Dhem, bezog klar Stellung: "Die Forderungen von Aldi sind komplett gewissenlos."
Die Pläne würden nicht in die Zeit passen, besonders angesichts der Bemühungen der Fleischbranche, die Versorgungssicherheit in der Corona-Krise mit großem Aufwand sicherzustellen.
In den vergangenen Wochen ist der Preis für Schweinefleisch eingebrochen. Aldi betonte, das Unternehmen orientiere sich "wie jeder andere Händler auch" bei den Preisausschreibungen an dem durch Angebot und Nachfrage geprägten Preisniveau. Das Unternehmen würde dabei aber Qualität und Leistung berücksichtigen. "Als Händler und insbesondere Discounter ist es aber auch unsere ureigene Aufgabe, Kosten- und Preisvorteile an unsere Kunden weiterzugeben", gab das Unternehmen an.
Zeitpunkt und Tempo sorgen für Unmut
BVDF-Präsidentin Dhem räumte ein, dass es durchaus üblich sei, wenn sich die Wurstpreise grundsätzlich auch an den Rohstoffpreisen orientierten. Ihrer Angabe nach sorgen für den Ärger in der Branche aber die Höhe, das Tempo und Zeitpunkt der Preisforderungen. Zudem fürchtet die Branche, dass der Schritt von Aldi Signalwirkung für die anderen großen Handelsketten haben dürfte.
Der Discounter verteidigte sein Vorgehen. Traditionell würden die Preise bei Wurstwaren neu verhandelt, wenn sich der Markt spürbar nach oben oder unten bewege. Angesichts der zuletzt heftigen Preisausschläge habe das Unternehmen den Herstellern für die nächste Zeit ein flexibleres Vorgehen vorgeschlagen. Auch höhere Rohstoffpreise würde man berücksichtigen: "Wir haben dabei explizit betont, dass der Vorschlag sowohl steigende als auch sinkende Preisniveaus betrifft, also keine Einbahnstraße ist."
Der Deutsche Tierschutzbund äußerte ebenfalls scharfe Kritik. Die geplanten Preissenkungen seien ein völlig falsches Signal. "Die Tatsache, dass viele Verbraucher bis heute nicht bereit sind, für Fleisch und tierische Produkte mehr zu zahlen, geht auf das Konto von Aldi und Co.", betonte der Präsident des Tierschutzbunds.
Dabei hatte er auch die Wertschätzung der Landwirte im Blick: "Wer nur den Profit sieht und die Marktlage ausnutzt, jegliche Missstände offenen Auges ignoriert und Verbrauchern Fleisch und Wurst als Ramschware anpreist, der offenbart das Fehlen jeglichen Verantwortungsbewusstseins: für die Landwirte, die Lohnarbeiter und für die Tiere!"
Auch Bundestagsfraktionschef Hofreiter von den Grünen hatte sich in der Debatte um die Fleischbranche ähnlich geäußert. Die Bundesregierung müsse das ganze System der Fleischproduktion und der Tierhaltung generalüberholen. "Die brutale Preistreiberei zulasten von Tieren, Bauern, Umwelt und Arbeitnehmern muss beendet werden."