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Ammerland: Rettender Ritt für Rehkitze
Drohne, Pieper, Flatterband und Jäger mit Hund – es gibt viele Methoden, um Rehkitze vor dem sicheren Mähtod zu bewahren. Zum Beispiel zu Pferde.
Sie sitzen hoch zu Ross und sie haben damit einen besseren Blick von oben in den Grasbestand hinein. Die Reiterinnen vom Reiterhof Oltmanns in Wiefelstede im Ammerland unterstützen seit vier Jahren Landwirte und Jäger bei ihrem Vorhaben, das Totmähen von ganz jungen Rehkitzen in der Mähsaison zu vermeiden.
Reiter, Ricken und Rehkitze
Mit zehn Reiterinnen bilden sie eine Reihe, in der die Reiter acht bis zehn Meter Abstand voneinander halten. So formatiert, reiten sie am Vorabend langsam durch eine 20 ha große Grasfläche von Dennis Schellstede.
Die Beunruhigung der Fläche soll die Ricken auf den Plan rufen, damit sie ihre Kitze noch rechtzeitig vor den Mähwerken aus der Fläche führen. Dennis Schellstede und Markus Mittwollen sind zwei Landwirte in Wiefelstede, die sich von Anfang an dazu entschlossen haben, diesen Kontakt zum Reiterhof Oltmanns zu nutzen.
Bessere Sicht auf dem Pferd
„Vom Sattel aus können die Reiter die Stellen besser sehen, wo die Ricken gelegen haben“, weiß Michael Sander, Revierinhaber und Hegeringleiter aus Wiefelstede. Das gilt vor allem für hohes Gras.
Meistens ist das Kitz nicht weit weg von dieser Stelle und kann durch Nachsuchen gefunden werden. Denn die Jäger Michael Sander, Werner Niemeyer und Albin Hellbusch sind mit von der Partie, wenn die Reiter die Flächen durchkämmen.
Landwirte wolle Kitze retten
Mähflächen mit Pferd und Reiter absuchen, ist für Georg Oltmanns vom Reiterhof nicht ganz neu. „Wir haben das schon vor vielen Jahren hier gemacht“. Dann aber ist es ruhig um diese Methode geworden. Jetzt gibt es schon zwei Landwirte, die dieses ehrenamtliche Angebot des Reiterhofs wieder nutzen.
„Die Sensibilität der Landwirte gegenüber der Kitzrettung nimmt zu“, bestätigt Sander. Es kommt hinzu, dass die Rehwildbestände im Revier von Sander und seinen Jagdkollegen ebenfalls zugenommen haben und damit auch die Gefahr, Kitze tot zu mähen.
Das Revier Mollberg im Hegering Wiefelstede umfasst nach Sanders Auskunft insgesamt 930 ha, 380 ha davon sind Grünland. Insgesamt werden zum ersten Schnitt für Schellstede und Mittwollen schon 100 ha abgesucht, beim zweiten Schnitt ebenso viel. Auf kleineren Flächen reichen weniger Reiter, somit können mehrere kleine Flächen gleichzeitig durchritten werden.
Alle zusammen
Der Ritt durchs Gras unterstützt nicht nur Landwirte und Jäger, auch die Reiter haben etwas davon. Oltmanns: „Sie dürfen mal ab von den üblichen Reitwegen durch eine Fläche reiten und dabei noch etwas richtig Gutes tun.“
Oltmanns und Sander denken weiter: „Es gibt im ländlichen Raum genug Reiterhöfe, mit deren Hilfe sich so eine Kitzrettung organisieren lässt.“ Und Sander ergänzt: „Diese Aktion kostet keinen etwas. Der Erfolg gibt uns Recht, in den letzten vier Jahren wurde kein Kitz durch Mäharbeiten verletzt, geschweige denn totgemäht.“
Neben den Pferden werden auf anderen Flächen der akustische Wildretter, geschulte Jagdhunde sowie raschelnde Plastiktüten eingesetzt.
Die gesamten Artikel lesen Sie in der aktuellen LAND & FORST, Ausgabe 23/2020 und in der digitalen Ausgabe.