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Beratungen über Lage in Schlachthöfen verschoben
Die Lage in deutschen Schlachthöfen hat in den letzten Wochen für negative Schlagzeilen gesorgt. Zuletzt wurden in Dissen 92 Infektionen bekannt. Das Corona-Kabinett hat die Beratungen über Konsequenzen aus den Coronavirus-Ausbrüchen in den Schlachthöfen auf Mittwoch verschoben.
Dies wurde damit begründet, dass es noch Beratungsbedarf gebe. Im Brennpunkt der Diskussion steht der Umgang mit saisonalen Arbeitskräften aus dem Ausland - die Fleischindustrie steht aufgrund der Arbeitsbedingungen seit Jahren in der Kritik.
Arbeitsminister Heil hatte daher strengere Auflagen gefordert und wollte dazu heute in einer Sitzung Vorschläge zur Änderung des Arbeitsschutzgesetzes vorlegen.
Nachdem schon andere Betriebe in Deutschland betroffen waren, hatte am Sonntag der Landkreis Osnabrück mitgeteilt, dass ein Betrieb in Dissen die Produktion aussetzt. Tests hatten ergeben, dass 92 Mitarbeiter infiziert waren. Unter ihnen waren zahlreiche Arbeitskräfte, die von Subunternehmen beschäftigt würden und die teils in Sammelunterkünften untergebracht seien, teilte der Landkreis mit. Die betroffenen Mitarbeiter sowie deren Kontaktpersonen befinden sich in Quarantäne.
Landkreis und Land beraten
Am heutigen Montag (18. Mai) beraten der Landkreis Osnabrück und das Land Niedersachsen über das weitere Vorgehen. Unter anderem geht es darum, "ob das Unternehmen einen systemrelevanten Bereich der Lebensmittelindustrie darstellt", wie es in einer Pressemitteilung hieß. Er müsse aber auch entschieden werden, wie mit den Lagerbeständen der Firma verfahren wird, sagte der Sprecher des Landkreises. Rund 2.000 Tonnen Fleisch müssen verarbeitet werden, derzeit werde an Konzepten dazu gearbeitet, ein vom Betrieb vorgelegtes Hygienekonzept werde geprüft. Nach der Verarbeitung solle der Betrieb für 14 Tage ruhen.
Das Unternehmen selbst will nun die Ursachen für die Infektionen klären. Der geschäftsführende Vorstand des Schlachtkonzerns gab in einer Unternehmensmitteilung an, dass es nun gelte, "so rasch wie möglich die Gründe für das Testergebnis zu analysieren".
Der Landkreis Osnabrück hatte wie andere Kreise in Niedersachsen auch Reihenuntersuchungen für Mitarbeiter der Fleischindustrie angesetzt. Das niedersächsische Sozialministerium will in den nächsten Tagen alle Arbeiter der Fleischindustrie überprüfen. Laut Ministerium arbeiten in den Schlachthöfen Niedersachsens rund 10.000 Menschen. Niedersachsen hat die Praxis verboten, Werkvertragsarbeiter von Subunternehmen zwischen Standorten in verschiedenen Bundesländern hin- und her zu verlegen, nachdem diese bekannt geworden war.
Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion sprach sich für eine Transparenzoffensive und einen Gesellschaftsvertrag entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus. "Ein Teil der Branche hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt und agiert noch immer nach der Devise "Geiz ist geil"." Er forderte neben einer angemessenen Entlohnung der Beschäftigten auch bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie.