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Coronavirus: Stress für Landwirtschaft und Lebensmittelbranche
Verbraucher sind angesichts leerer Regale verunsichert, für Landwirte, die Logistik und Händler ist die Situation mit dem Coronavirus ein Stresstest. Wo kommen jetzt die Lebensmittel her?
Im deutschen Lebensmittelhandel sind vorübergehende Versorgungsengpässe bei einigen Produkten mittelfristig nicht auszuschließen, je nachdem wie lange die Corona-Krise dauert. Dabei geht es nicht nur um Saisonarbeiter zur Spargelernte und das gefragte Toilettenpapier.
Wie sind die Branchen betroffen?
Deutsche Landwirtschaft
In der Landwirtschaft sind die Saisonarbeitskräfte ein Problem. Das Bundesinnnenministerium hat nun ein Einreiseverbot für Saisonarbeiter angeordnet. Und die Natur wartet nicht.
Politiker und Agrarfunktionäre müssen in den nächsten Tagen Strategien und Lösungen dafür finden, wie kurzfristig Ersatz für Zehntausende Saisonarbeitskräfte organisiert werden kann. Sonst wird es auf einem Teil der Flächen für Gemüseanbau im Sommer nichts zu ernten geben. Zudem steht die Spargelernte an.
Mögliche Lösungen könnten der Einsatz von Asylbewerbern sein. Lokal organisieren sich viele Landwirte im Internet, um Aushilfen zu finden, die aufgrund der Corona-Krise in Kurzarbeit oder arbeitslos sind. Bauernverband und Landwirtschaftsministerium haben ebenfalls Plattformen aufgesetzt, die Arbeitswillige und Landwirte zusammenbringen. Die Resonanz ist groß.
Logistik und Transport
Hier sind eingespielte Lieferketten teilweise unterbrochen. Teils liegt das an einer unterbrochenen Produktion von Ausgangsstoffen oder Waren in stark von Corona betroffenen Gebieten. Teilweise liegt es an Transportproblemen.
Einige Spediteure und Fahrer stammen aus Osteuropa. Das führt zu Wartezeiten an Grenzen und fehlenden Fahrern, die ihr Heimatland zur Zeit nicht verlassen wollen.
In den vergangenen Wochen fehlten in Europa auch Container, weil viele Container in chinesischen Häfen blockiert waren.
Verkehrsminister Scheuer versucht seit einigen Tagen, deutsche Speditionen und Fahrer zu gewinnen, die aufgrund der Pandemie nicht im Einsatz sind, weil die von ihnen transportierten Güter momentan nicht produziert werden.
Für die Fahrer gibt es auch praktische Probleme: Viele Hotels und Raststätten mit Toiletten und Duschen sind zur Zeit geschlossen. Man wolle die Hygiene der sanitären Einrichtungen prüfen und bei Bedarf zusätzliche Reinigungsfirmen einschalten, erklärte ein Sprecher der Tank & Rast Gruppe.
Handel
Auch wenn ein Teil des Wirtschaftslebens zum Stillstand gekommen ist - in Apotheken, Drogerien und rund 30.000 Lebensmittelgeschäften arbeiten die Menschen im Augenblick unter enormem Druck.
Drogeriemärkte suchen via Facebook Minijobber, die helfen sollen, leergekaufte Regale aufzufüllen. McDonalds-Mitarbeiter packen bei Aldi mit an. Die Versorgung sei zurzeit gesichert, die Lager gut gefüllt. "Auch wenn vielleicht nicht mehr alle Sorten Nudeln" angeboten werden, so der Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Christian Böttcher.
Einzelne Produkte sind jedoch in geringerer Stückzahl als in normalen Zeiten verfügbar. Das ist aufgrund von hohen Corona-Infektionsraten und Ausgangsbeschränkungen in bestimmten Regionen der Fall, wo Nahrungsmittel angebaut oder hergestellt werden.