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Diepholz: Üble Hetze gegen Schweinehalter
Nadine und Heinrich Henke halten in Bruchhausen-Vilsen 1.250 Sauen mit Ferkelaufzucht und betreiben als „Brokser Sauen“ Öffentlichkeitsarbeit. Das brachte leider auch Hetze und jetzt sogar Morddrohungen mit sich.
Regelmäßig berichten die Henkes in den sozialen Medien über ihre Arbeit mit den Tieren. Das bringt nicht nur positive Reaktionen im Internet mit sich. Viele Nutzer verstecken sich hinter der Anonymität und feinden die Familie an. Das passiert teils alles andere als sachlich und mit üblen Hassnachrichten auf schlimmem Niveau.
Nun hat die Familie auch eine Morddrohung per Telefon erhalten - und das "hat mittlerweile eine absolut andere Qualität", schreibt die Familie. Sie hat Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt.
Die LAND & FORST hat bei der Familie nachgefragt.
Jetzt gab es sogar Morddrohungen per Telefon. Wie gehen Sie damit um?
Seitdem wir Öffentlichkeitsarbeit machen, werden wir bzw. unsere Arbeit auch kritisiert. Nur irgendwann kamen dann halt auch wirklich böse Beschimpfungen, Drohungen, Anfeindungen gegenüber unserer Familie und auch gegenüber unseren Kindern dazu. Das ging vorher via sogenannter Shitstorms auf unserer Facebook Seite, aber auch per Mail oder anonyme Post.
Dass jedoch Heinrich auf seinem Handy angerufen wird und bedroht wird, das ist neu und hat auch noch einmal eine ganz andere Qualität. Wir haben die Sache zur Anzeige gebracht. Ansonsten versuchen wir diese Dinge möglichst nicht allzu sehr an uns herankommen zu lassen.
Haben Sie Angst? Um sich, um ihre Familie, um ihre Tiere?
Angst ist vielleicht das falsche Wort. Ich würde es eher als ein „ungutes Gefühl“ beschreiben. Man wird insgesamt vorsichtiger und aufmerksamer.
Zuckt man nun schon zusammen, wenn das Telefon klingelt oder Facebook eine neue Nachricht anzeigt?
Wenn das Telefon klingelt und eine anonyme Nummer anruft, ja, da zucke ich zusammen, das Herz klopft bis zum Hals hoch und es zieht sich mir der Hals zu. Neue Nachrichten bei Facebook lassen uns „kalt“, da sind wir mittlerweile abgehärtet.
Was werfen die Menschen Ihnen vor? Was sind typische „Wortlaute“?
Hier ist das Vokabular an Beschimpfungen und Bedrohungen grenzenlos: Manche sind ganz harmlos, behaupten, wir hätten eine kognitive Dissonanz und wir seien empathielos. Andere beschimpfen uns als erbärmlich, wir seien Abschaum, Tierquäler, Mörder, KZ-Aufseher, Drecksbande, Drecksschlampen, Verbrecher u.ä.
Wieder andere wünschen uns einen qualvollen Tod, dass man uns unsere Kinder wegnimmt, dass wir mit ansehen müssen, wenn unsere Kinder auf übelste Weise missbraucht werden, und danach qualvoll getötet werden, dass wir an Krebs erkranken, dass ich vergewaltigt werde u.v.m. Der Bösartigkeit ist hier keine Grenze gesetzt.
Sind die Anfeindungen anonym oder wissen Sie, wer dahinsteckt?
Wir wissen grundsätzlich nicht, wer dahinter steckt. Dadurch, dass das Netz anonym ist, es nirgends eine Klarnamenpflicht gibt, können wir grundsätzlich nicht davon ausgehen, dass diese Menschen mit ihren „echten“ Namen im Netz unterwegs sind. Durch diese Anonymität ist eine strafrechtliche Verfolgung auch äußerst schwer bis nahezu unmöglich, und so hat der Hass im Netz keine Grenzen.
Woher dieser Hass kommt – gute Frage. Es sind Menschen, die der Tierrechtsszene verfallen sind. Diese Ideologien haben ihren Ursprung oftmals bei Tom Regan und Peter Singer.
Was bekommen Ihre drei Kinder davon mit?
Bislang bekommen sie noch relativ wenig bis nichts davon mit. Uns ist nicht bekannt, dass es schon einmal aufgrund unserer Tierhaltung Probleme in der Schule bzw. Kita gegeben hat. Wir versuchen möglichst omnipräsent zu sein, uns als Familie zu zeigen, immer auch offen zu kommunizieren, was wir machen und laden Kinder und deren Eltern in unseren Betrieb ein.
Ist aufgeben eine Option?
Aufgeben bedeutet "klein beigeben" und kommt für uns nicht infrage.
Jedoch kostet das wirklich Kraft. Diese Menschen und ihre Pöbeleien sind absolute Energie-Fresser. Wir versuchen möglichst transparent einen Einblick in unsere Arbeit zu geben. Deshalb gehört für uns ebenso dazu, diese Anfeindungen öffentlich zu machen.
Viele Menschen, auch Nicht-Landwirte, kommentieren diese Beiträge. Sie sprechen uns ihr Mitgefühl aus, schreiben, dass sie hinter uns stehen, möchten, dass wir weitermachen. Das tut richtig gut, gibt uns Kraft und macht uns Mut, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.
Auf diesem Weg möchten wir allen, die uns so lieb unterstützen, ganz herzlich dafür danken!
Was raten Sie betroffenen Landwirten?
Wir haben mittlerweile ein ganz tolles Netzwerk. Das halte ich für absolut wichtig, damit man nicht alleine dasteht.
Auf der anderen Seite sollte man sich Hilfe bei den Verbänden suchen. Der ISN hat uns diesbezüglich schon häufig mit Rat und Tat unterstützt. Mit dem Landvolk stehen wir in Kontakt. Wir arbeiten gerade daran, wie der Verband uns "Agrarblogger" noch besser unterstützen kann.
Was wünschen Sie sich?
Insgesamt hat der Vorfall wirklich Kreise gezogen. Wir haben sowohl vom Verband als auch von Politikern viel Zuspruch bekommen. Dennoch würden wir uns wünschen, dass nun auch "etwas passiert".
Dieser Hass, der im Internet geschürt wird, muss unterbunden werden. Eine Klarnamenpflicht würde helfen, wir müssen diese Hetzer aus der Anonymität holen. Hier wünsche ich mir, dass sich unsere Verbände und auch Politiker für uns einsetzen.