Sperrung ist Horrorvorstellung für Landwirte: Ideale Bedingungen für die Feldarbeit - aber die Äcker lassen sich nicht erreichen. Wie in Klein Schneen im Landkreis Göttingen, wo die Deutsche Bahn einen Bahnübergang dicht gemacht hat.
Die Landwirte aus Klein Schneen, Landkreis Göttingen, stehen frustriert vor einem Bahnübergang. Das Problem: Ein Bauzaun versperrt ihnen den Weg zu ihren Feldern.
Insgesamt sieben Landwirte der Region sind Opfer einer eigenwilligen Entscheidung der Deutschen Bahn: Die machte in Klein Schneen den Bahnübergang „Im Unterdorf“ kurzerhand dicht. Früher war dieser zumindest per Anrufschranke zu öffnen. 20 Hektar Land sind jetzt unerreichbar und wie eine Insel eingeschlossen vom Flüsschen Leine, dem Schneenbach, der Bahnlinie und Ackerschlägen der Nachbargemarkung.
Erneuerung lohnte sich nicht
Im vergangenen Sommer legte ein Blitzeinschlag den Bahnübergang still - irreparabel, eine Erneuerung offenbar nicht wirtschaftlich. Fortan ließen Streckenposten der Bahn die Landwirte mit ihren Traktoren nach vorheriger Anmeldung über die Schienen zu ihren Äckern fahren. Das war zwar etwas umständlich, aber funktionierte.
Bauzaun blockiert Bahnübergang
Doch seit dem 16. April ist Schluss. Ein Bauzaun und Hinweisschilder blockieren den Bahnübergang, dessen Asphaltdecke gerade erst erneuert wurde. Die Bahn argumentiert in einem Schreiben, dass die Gleise unerlaubt und ohne Sicherung durch einen Bahnmitarbeiter überquert worden seien. Aus Sicherheitsbestimmungen werde der Bahnübergang bis auf Widerruf gesperrt.
Bahn bemüht sich um Alternativen
Nach Angaben der Bahn bemühe man sich um Alternativen - eine Lösung bleibt sie allerdings bislang schuldig. Ebenso die Antwort, wer die Kosten dafür tragen soll.
Eine Reparatur des defekten Übergangs scheidet offenbar aus, eine Brücke über den Schneenbach oder die Leine - ein geschütztes FFH-Gebiet - kaum vorstellbar.
Bliebe noch, die Felder über die Wege des benachbarten Realverbandes Obernjesa zu erreichen. Doch diese Wege knüpfen nicht direkt an die der Klein Schneener Gemarkung an, ein privates Ackergrundstück müsste dazu von allen Betroffenen überquert werden. Was auch für eine kurze Zeit praktiziert wurde mit Duldung des Bewirtschafters.
Flächen weiterhin unerreichbar
Allerdings kann das keine Dauerlösung sein, sind sich Landwirte, Eckhard Faust als Vorstand der Wegegenossenschaft Klein Schneen sowie Göttingens Landvolkgeschäftsführer Achim Hübner einig, der die Aktivitäten begleitet.
„Der Bahnübergang hat die einzige Funktion, dass die Flächen auf der anderen Bahnseite erreicht werden können“, sagt Hübner. Und Faust ergänzt: „Das hat 90 Jahre lang funktioniert. Wir haben einen Anspruch darauf und das lassen wir uns nicht nehmen.“
Betroffen seien neben den Landwirten auch andere Grundstücksnutzer wie Jagdpächter sowie Angler.