Fast jede zweite Nitrat-Messstelle weist gravierende Mängel auf, wie ein Fachgutachten nun belegt. Das Landvolk Niedersachsen fordert eine grundlegende Überprüfung.
Fast jede zweite Messstelle weist gravierende Mängel auf. Das belegt ein Fachgutachten des Büros Hydor Consult mit Sitz in Berlin, das vom Landvolk Niedersachsen in Auftrag gegeben wurde. Belastbare Aussagen zur Nitratbelastung dieser Messstellen seien demnach nicht möglich. Somit würden sie sich auch nicht zur Festlegung der sogenannten Roten Gebiete eignen.
Benachteiligung deutscher Landwirte?
Die Gutachter sagen: Die geringe Dichte der Messstellen in den Grundwasserkörpern sei nicht repräsentativ. Die ausgewiesenen Messstellen bilden nicht die reale Landnutzung ab.
648 Messstellen wurden zudem konkret auf ihre Qualität überprüft, parallel dazu die auf Grundlage dieser Messstellen beruhende Zustandsbeschreibung der Grundwasserkörper nach EU-Recht.
Das kam heraus:
- 190 der 648 überprüften Messstellen weisen gravierende Mängel auf, beispielsweise in den bautechnischen Anforderungen.
- an weiteren 194 Messstellen gibt es noch geringe Mängel.
- in 264 Fällen ist die Dokumentation der Ausbaupläne der Messstellen für eine Bewertung unzureichend.
Deshalb seien belastbare Aussagen zur Nitratbelastung dieser Messstellen nicht möglich. Die Gutachter hätten dazu eine Vielzahl von Parametern entlang der Messstellen abgeprüft. Schließlich sieht das Fachgutachten - nach einem Vergleich der Messstellennetze europäischer Nachbarländer und der Schweiz mit dem in Deutschland - eine Benachteiligung der deutschen Landwirte gegenüber den europäischen Kollegen.
Aussagekraft muss unangreifbar sein
Die Ergebnisse seien Umweltminister Olaf Lies und Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast bereits vorab übermittelt worden. Im direkten Gespräch will das Landvolk seine Kritik gegenüber den beiden Ministern sowie dem NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) als zuständiger Fachbehörde erläutern.
„Wir Landwirte stehen zu unserer Verantwortung für den Gewässerschutz“, sagt Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke. Dazu müssten gesicherte, glaubhafte und präzise Daten vorliegen. Gerade vor der großen Bedeutung, die dem Ergebnis jeder einzelnen Messtelle bei der Festlegung der Düngeauflagen in den so genannten Roten Gebieten zukomme, müsse deren Aussagekraft absolut unangreifbar sein.