Das Interesse an einer Umstellung auf Öko steigt. Aber: Die Öko-Bauern müssen sich Märkte und Kunden immer noch selbst suchen.
Laut Konjunkturbarometer Agrar 2021 ist der Anteil der deutschen Landwirte, die sich in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Umstellung auf Öko vorstellen können, gegenüber dem Vorjahr um über 4 % auf aktuell 18,7 % gestiegen. Das Konjunkturbarometer Agrar wird jährlich vom Deutschen Bauernverband (DBV) in Auftrag gegeben. Die Bereitschaft, auf Bio umzustellen, bedeutet aber leider nicht, dass automatisch die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt. Öko-Bauern müssen sich ihre Märkte und Kunden immer noch selbst suchen.
Zielvorgaben für Öko-Flächen wecken falsche Erwartungen
Bis 2030 soll laut Bundesregierung der Ökolandbau in Deutschland auf 30 % wachsen, die EU-Kommission will einen Anstieg der EU-Öko-Agrarflächen auf 25 %. Für Deutschland bedeutet das ebenso wie für einige EU-Länder fast eine Verdreifachung der Bio-Fläche. Mit solchen Zielvorgaben können leicht falsche Erwartungen geweckt werden.
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Der Markt ist nicht reif für noch mehr Bio
Das Vorschreiben eines festgesetzten Mindest-Ökoanteils an der landwirtschaftlichen Fläche und das Pushen mit Förderprogrammen führt zu Überschüssen, die sich negativ auf die Preise auswirken. Der Markt für so viel Bio-Ware ist noch nicht vorhanden. Die Preise müssen höher als im konventionellen Anbau sein, da mit viel mehr Aufwand produziert wird. Otto Normalverbraucher ist aber nicht bereit, hohe Preise für Bio-Lebensmittel zu zahlen.
Bio-Bauern können nicht von Billigpreisen leben
Das Bio-Angebot durch künstliche, vom Staat subventionierte Maßnahmen zu steigern, würde dem Biobereich die gleichen Probleme bescheren wie der konventionellen Landwirtschaft: „Wachse oder weiche“ entspricht nicht dem Verständnis der Öko-Bauern, sie können von Billigpreisen ebenso wenig leben wie ihre konventionellen Berufskollegen.
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Höhere Preise sind ein Muss für Umstellung auf Öko
In der DBV-Umfrage nannten ein Drittel der Befragten folgende Voraussetzungen für eine Umstellung auf Öko: Höhere Erzeugerpreise, gesicherte Abnahmeverträge, höhere Umstellungsprämien sowie eine Investitionsförderung und letztendlich Verlässlichkeit seitens der Politik. Es sind vor allem die kleineren Betriebe zwischen 30 und 49 ha landwirtschaftlicher Fläche sowie die Futterbaubetriebe, die sich die Umstellung vorstellen können.
Der Absatz muss da sein
Diese Betriebe sind aufgrund ihrer Struktur vermehrt in Süddeutschland zu finden. 2019 lag der Öko-Flächenanteil in Niedersachsen bei gut 120.000 ha, 2020 wuchs er auf 135.000 ha, das sind 5,2 %. Damit ist Niedersachsen vom Bundesdurchschnitt 10,3 % aber noch weit entfernt. Der Fachhandel für Biolebensmittel und Naturwaren hat im vergangenen Jahr etwa 4,21 Mrd. € umgesetzt. Das waren rund 12 % mehr im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019.
Das kann optimistisch stimmen. Aber nur die Umstellung der Produktion anzukurbeln reicht nicht – der Absatz gehört zwingend mit dazu.