Das ist ein Artikel vom Top-Thema:
Agrarminister-Treffen: Fokus auf langfristige Lösungen legen
Rund 70 Agrarministerinnen und Agrarminister aus aller Welt sowie Vertreter von mehr als zehn internationalen Organisationen haben bei der 15. Berliner Agrarministerkonferenz darüber beraten, wie das Recht auf Nahrung weltweit umgesetzt werden kann.
In ihrer Abschlusserklärung zum Leitthema der Konferenz „Ernährungssysteme transformieren: Eine weltweite Antwort auf multiple Krisen“ verpflichten sich die Agrarminister dazu, nachhaltige, inklusive und krisenfeste Ernährungssysteme zu fördern. Zudem verpflichteten sich die Teilnehmenden, Lebensmittel für alle verfügbar, erschwinglich und sicher zu machen, um das UN-Ziel „Zero Hunger“ der Agenda 2030 zu verwirklichen.
Gemeinsam Ernährungssysteme transformieren
„Die Klimakrise, das weltweite Artensterben und Putins schrecklicher Krieg verstärken sich gegenseitig auf die schlimmste Art und Weise: Weltweit hungern weit mehr als 800 Millionen Menschen, mehr als zwei Milliarden haben keinen gesicherten Zugang zu ausreichender Nahrung“, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. „Wir – die Agrarministerinnen und -minister, die zuständig dafür sind, die Menschen zu ernähren – wollen gemeinsam die Agrar- und Ernährungssysteme transformieren, um das Recht auf Nahrung für alle dauerhaft zu verwirklichen.“
Selensky fordert globalen Ansatz zur Ernährungssicherheit
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky rief in einem Grußwort die Minister dazu auf, einen globalen Ansatz zur Ernährungssicherheit zu verfolgen. Er betonte einmal mehr, wie entscheidend Frieden und Sicherheit für die weltweite Ernährungssicherheit sind.
Özdemir betonte, humanitäre Hilfe sei essenziell, aber sie helfe auch nur kurzfristig. „Während Krieg und Klimakrise mit einem Wimpernschlag großen Schaden anrichten, braucht es Zeit, Felder zu bestellen. Wir müssen weg vom kurzfristigen Krisenhopping, unsere Unterstützung muss langfristig wirken.“ Man brauche einen Fokus auf langfristige Lösungen. Es müsse darum gehen Getreidesilos zu bauen statt Getreidesäcke zu schicken.
Wesentliche Ergebnisse der 15. Berliner Agrarministerkonferenz
- Krisenfeste Ernährungssysteme gestalten: Ziel ist es, krisenfeste Ernährungssysteme zur fördern, die nachhaltig und resilient sind. Dazu gehört die Sicherung der wirtschaftlichen Grundlagen für die Landwirtschaft und menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Besonders müssen dabei Familien- und kleinbäuerlich Betriebe, Frauen, Jugend, indigene und vulnerable Gruppen unterstützt werden. Bausteine sind die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und -verlusten, regelbasierter Handel, nachhaltige Lieferketten und die Förderung von regionalem, standortangepasstem Anbau und einer größeren Vielfalt.
- Klimafreundliche Ernährungssysteme fördern: Neben der Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels und der Unterstützung der Ziele der COP 27 mit Bezug zu Landwirtschaft, sollen Treibhausgasemissionen durch nachhaltiges Boden- und Nährstoffmanagement und in der Nutztierhaltung reduziert werden. Die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel soll unterstützt werden. Dazu gehört auch, den Energieverbrauch in der Landwirtschaft zu reduzieren.
- Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt voranbringen: Der Erhalt der Biodiversität ist elementar für funktionsfähige Ernährungssysteme. Um genetische Vielfalt und Agrobiodiversität zu verbessern, sollen Bodengesundheit und Agrarökologie gestärkt werden. Der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden soll effizienter werden, um die Verschmutzung von Böden und Gewässern zu reduzieren. Entwaldung und Wüstenbildung sollen verhindert werden.
- Kooperationen für nachhaltige globale Ernährungssysteme stärken: Wichtige Governance-Fragen zur Sicherung der Welternährung sollen in den Diskussionsprozess eingebracht werden. Die Ergebnisse der Agrarministerkonferenz sollen zudem in den Prozess des UN Food Systems Summit einfließen. Der Welternährungsausschuss der Vereinten Nationen (CFS) soll ebenso gestärkt werden, wie die sektorübergreifende Zusammenarbeit für den One Health Ansatz.