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Alles wird teurer - nur Bio-Lebensmittel nicht?
„Ich würde ja gerne in Bioqualität kaufen, aber es ist so teuer...“ Gilt dieser Satz vielleicht bald nicht mehr?
Der Supermarkt-Einkauf wird immer teurer, egal ob Gemüse, Butter, Waschmittel oder Haarspray. Während sich die Preisschraube bei konventionell erzeugten Lebensmitteln nach oben dreht, bleibt Bio preisstabil, berichtet der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Die Daten beziehen sich auf die Handelsdaten im Jahresvergleich von Januar 2021 bis November 2022.
Unabhängigkeit von fossiler Energie
Ein Grund dafür sei die hohe Unabhängigkeit von fossiler Energie, beispielsweise für Düngemittel bei Bioproduktion. Lebensmittelunternehmen spürten die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Kriegs gegen die Ukraine. Dabei zeige sich, dass Bio besser gewappnet ist: vor allem durch kurze, regionaler ausgerichtete Wertschöpfungsketten und eine ressourcenschützende Kreislaufwirtschaft, die keinen teuren, synthetisch erzeugten Stickstoffdünger oder Pestizide benötigt.
Auch die längerfristigen Verträge wirkten inflationsdämpfend. So zeige ein Vergleich der Verkaufspreise der Monate September bis November 2021 zum Jahr 2022, dass die Preisaufschläge bei konventionellen Produkten deutlich höher waren als bei Biolebensmitteln.
Weniger Preisaufschläge
Im Discounter mussten im Herbst 2022 für konventionell erzeugte Möhren 60 Prozent mehr bezahlt werden als im Vorjahreszeitraum, im Supermarkt stieg der Möhrenpreis um 20 Prozent.
Durchweg geringer fielen die Zuschläge für Bio-Möhren aus. Sie lagen im Discounter bei 45 Prozent und im Supermarkt bei 12 Prozent. Der Bio-Fachhandel habe den Preis für Bio-Möhren mit zwei Prozent nahezu stabil gehalten.
Bio als "Inflationsbremse"
„Die Zahlen belegen: Bio ist preisstabil und wirkt als Inflationsbremse“, sagt Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bio-Spitzenverbands BÖLW. „Dieses Potential gilt es zu nutzten, für Verbraucher, Landwirtschaft und Umwelt.“ Denn mit Bio blieben nicht nur die Preise stabil, es würden auch Schäden vermieden durch die ressourcenschützende Kreislaufwirtschaft.
Abbau der Mehrwertsteuer auf Bio-Lebensmittel
„Nur mit wahren Preisen, bei denen die Umweltkosten Teil der Produktionskosten sind, kann ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen und somit eine enkeltaugliche Lebensmittel- und Landwirtschaft gelingen. Wir fordern von Cem Özdemir dieses Marktversagen zu mindern mit dem Abbau der Mehrwertsteuer auf Bio-Lebensmittel. So wird Bio für alle leistbar und unserer Ernährungssystem stabiler und unabhängiger. Das Bio-Ziel der Bundesregierung von 30 Prozent, um die Umwelt zu schützten, wird dann erreichbar.“, so Andres.
Bio-Fachhandel oder Lebensmittel-Discounter
Es gibt auch Vergleichszahlen zu weiteren Grundnahrungsmitteln: Bei Frischmilch verzeichnet der Fachhandel wiederum die niedrigste Preiserhöhung: Konventionell erzeugte Frischmilch war im Herbst 2022 im Discounter um mehr als ein Drittel teurer (36 Prozent) als im Vorjahreszeitraum. Doch während die Discounter ihre Preise für Bio-Frischmilch etwa gleich stark erhöhten (37 Prozent), konnte der Fachhandel den Preisanstieg für Bio-Milch im gleichen Zeitraum auf weniger als die Hälfte beschränken (18 Prozent).
Konventionell vs. Bio
Für konventionell erzeugte Butter mussten Kundinnen und Kunden im Erhebungszeitraum im Discounter 58 Prozent mehr zahlen und im Supermarkt 59 Prozent. Für Biobutter berechneten Discounter 35 Prozent mehr und Supermärkte 29 Prozent. Der Fachhandel kalkulierte bei Biobutter nur 19 Prozent mehr.
Äpfel in Bioqualität
Bei Äpfeln erweise sich laut BÖLW die Preispolitik des Bio-Fachhandels als besonders verbraucherfreundlich: Für Bio-Äpfel zahlten Kundinnen und Kunden im Bio-Fachhandel im Herbst 2022 rund 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Den Preis für konventionell erzeugte Äpfel ging im Discounter lediglich um 7 Prozent und in den Supermärkten um 10 Prozent zurück. Für Äpfel in Bio-Qualität hielten Discounter (1 Prozent Preissteigerung) und LEH (keine Preisveränderung) den Preis stabil.
Trendgetränk: Haferdrinks
Interessant sei zudem die differenziertere Betrachtung des Trendgetränks Haferdrink. Im Herbstvergleich 2021/2022 erhöhten die Discounter ihre Preise für konventionelle Haferdrinks um 8 Prozent während Supermärkte eine minimale Preissenkung von 1 Prozent vornahmen, heißt es weiter. Für Bio-Haferdrink veranschlagten Supermärkte 5 Prozent mehr, Discounter 17 Prozent und der Fachhandel 14 Prozent. Bei Betrachtung der Jahresentwicklung zwischen November 2021 und November 2022 sei der Preisanstieg für Bio-Haferdrinks bei Discountern mit 20 Prozent zehn Mal höher ausgefallen als im Biofachhandel (2 Prozent). Mit einer Preisanhebung von 6 Prozent für Bio-Haferdrinks lagen Supermärkte ein weiteres Mal im Mittelfeld.