Niederlande_Proteste

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Julia Schürer | am

Ausnahmezustand in den Niederlanden: So laufen die Bauernproteste

Die Bauerndemonstrationen in den Niederlanden laufen weiter. Im Fokus stehen seit gestern Supermärkte und Häfen. Ein Vermittler wurde eingesetzt und soll zwischen landwirtschaftlichem Berufsstand und Politik schlichten. Auch einige deutsche Landwirte beteiligen sich an den Grenzübergängen an den Kundgebungen. Auf Instagram, Facebook und Tiktok sammeln sich unter Hashtags wie #boerenprotest Bilder und Videos von Teilnehmern und Augenzeugen der Auseinandersetzungen.

Die niederländischen Bauern legten auch gestern wieder zahlreiche Straßen und Zufahrten lahm. Die Bauerndemonstration konzentrierte sich diesmal verstärkt auf Supermärkte und Häfen. Mit Treckern und Heuballen blockierten hunderte Landwirte am Montag die Zufahrten zu Großlagern der Supermärkte. Mehr als 20 Distributionszentren der großen Supermarktketten waren betroffen, berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa).

Bauern belagern Supermarktzentren in Schlafsäcken

Weitere Blockaden beispielsweise vor dem Lidl-Distributionszentrum in Almere in Holland oder vor dem Jumbo-Zentrum in Raalte in der Nähe von Zwolle bleiben weiterhin bestehen, die Landwirte hätten die Nacht teils in Schlafsäcken vor den Gebäuden verbracht. 

Trecker bei Demonstrationen der Bauern in den Niederlanden

Vermittler soll Bauern und Regierung zusammenbringen

Offenbar soll nun der frühere Innenminister Johann Remkes zwischen landwirtschaftlichem Berufsstand und Politik vermitteln. Das berichtet Agra Europe mit Bezug auf mehrere niederländische Medien. 

Der niederländische Bauernverband (LTO) zeigte sich gestern „grundsätzlich offen“ für Gespräche mit Remkes. Der Verband hatte die Übergriffe in der vergangenen Woche verurteilt. Entscheidend ist für den LTO nun, dass mit dem Mediator und dem Kabinett über „die wahren Schmerzpunkte“ gesprochen wird. Der Bauernverband nannte in dem Zusammenhang die Ziele, den Zeitplan sowie die Art und Weise, wie die Verringerung der Stickstoffeinträge erreicht werden könne. „Wenn dieser Raum nicht vorhanden ist, dann sind die Gespräche sinnlos“, so der LTO. Die Pläne der Regierung könnten offiziellen Schätzungen zufolge für ein Drittel der Betriebe das Aus bedeuten.

Werden Lebensmittel knapp?

Von den jüngsten Blockaden waren vor allem Marktführer Albert Heijn und Jumbo betroffen. Aber auch Coop, Plus, Aldi und Lidl spürten die Wut der Bauern. Regionale Medien berichteten bereits von leeren Regalen in einigen Supermärkten durch die Protestaktion. Vor allem frische Produkte wie Brot, Gemüse, Obst und Milch würden knapp. 

Niederlande_Proteste

Erste Versorgungsengpässe

Der Zentrale Verband des Lebensmittelhandels nannte die Blockaden «total unakzeptabel» und sprach bereits von ersten Versorgungsengpässen. Die wütenden Landwirte blockierten teilweise auch über Nacht weiter. Das niederländische Nachrichtenportal de Volkskrant berichtet, die Blockade am des Verteilzentrums von Lidl und Albert Heijn bei Nijmegen sei erst am Dienstag (6. Juli) um 11 Uhr geräumt worden.

Aufstand gegen Stickstoffpläne der Regierung

In den vergangenen Wochen hatten Bauern mehrfach auch gewalttätig gegen die Auflagen zur Reduzierung des Stickstoff-Ausstoßes protestiert. Bisher gibt es keine Aussicht, dass die Aktionen ausgesetzt werden. Die niederländische Regierung plant, den nationalen Stickstoffausstoß bis 2030 um rund 50 Prozent zu reduzieren, bei Naturgebieten sind es sogar mehr als 70 Prozent. Das werde nach Einschätzung der Regierung zum Aus für etwa 30 Prozent der viehhaltenden Betriebe führen.

Deutsche Bauern unter anderem vom Aktionsbündnis Land schafft Verbindung e.V. hatten die Protestaktion teilweise unterstützen wollen und zur Teilnahme den den Grenzübergängen aufgerufen.

Mit Material von dpa, AgE

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