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Containern allein ist für die Tonne
Moin liebe Leserinnen und Leser, deutschlandweit werden jährlich geschätzte elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Eine unfassbare Menge. Entsorgt werden dabei vor allem Obst und Gemüse, zubereitete Lebensmittel, Brot und Backwaren.
Zwei Drittel aus Deutschland
Die Welthungerhilfe schätzt, dass ihr Anteil zusammen knapp zwei Drittel der weggeworfenen Produkte in Deutschland beträgt. Milcherzeugnisse machen demnach etwa neun Prozent und Fleisch, Wurst und Fisch zusammen etwa vier Prozent der entsorgten Erzeugnisse aus.
Gründe, warum die Lebensmittel in der Tonne landen, sind vielfältig: Lagerschäden, Qualitäts- und Produktionsmängel, Überproduktion oder, oder, oder. Der größte Anteil der Verschwendung liegt laut der Verbraucherzentrale bei den privaten Haushalten. Sie sind verantwortlich für 42 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel. Das ist nicht nur eine Verschwendung der Lebensmittel selbst, sondern eine unfassbare Verschwendung von Ressourcen, denn für die Erzeugung dieser Lebensmittel wurden Energie, Wasser, Boden und Arbeitskraft benötigt.
Nationale Strategie gefordert
Eine nationale Strategie gegen diese Verschwendung ist also durchaus sinnvoll. Mir stellt sich allerdings die Frage, ob ausgerechnet das sogenannte Containern hier eine so zentrale Rolle bei der Lösung der Herausforderung spielt, wie es anscheinend Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann vermuten. Sie setzen sich jetzt gemeinsam dafür ein, dass Strafverfahren wegen des sogenannten Containerns eingestellt werden sollten, wenn dies die Umstände im Einzelfall zulassen, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundeslandwirtschaftsministeriums.
Produkte weiterhin genießbar
Wäre es nicht sinnvoller, den Menschen beizubringen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) eben nur das ist: Ein Datum, bis zu dem das Produkt mindestens haltbar ist – und nicht ein Datum, ab dem der Verzehr tödlich ist? Eine schöne Aktion hatte im vergangenen Jahr das Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen – kurz ZEHN – dazu. Sie haben sich Lebensmittel mit abgelaufenem MHD schicken lassen und gezeigt, dass die Produkte trotzdem noch einwandfrei genießbar waren.
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Neue Bezeichnungen finden
Überlegenswert wäre meines Erachtens eine neue Bezeichnung für die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu finden. Im englischsprachigen Raum wird es mit „best before …“ bezeichnet. Im Deutschen würde das etwa „voller Genuss bis …“ heißen. Vielleicht würde dies deutlicher machen, dass es sich nicht um ein Verfallsdatum handelt. Zudem wäre es dringend notwendig, dass in den Schulen Wissen über die Erzeugung und Verwendung von Lebensmitteln vermittelt werden. Das ist in der Vergangenheit deutlich zu kurz gekommen. Damit fehlen leider vielen Menschen die alltäglichen und praktischen Kenntnisse rund um den Umgang mit Nahrungsmitteln.
Sich allein aufs Containern zu fokussieren, ist meiner Meinung nach nur Augenwischerei und für die Tonne.