Wenn etwas teuer ist, muss man sparsam damit haushalten. So haben wir es gelernt und so ist es zurzeit auch bei den Düngemitteln.
Sie erleben preisliche Höhenflüge, vor allem beim mineralischen Stickstoff, wie nie zuvor. Ursachen sind der exorbitant hohe Erdgaspreis mit der stark verteuerten Energie im Schlepptau, die weltweit stark gestiegene Nachfrage nach Düngemitteln und die nachlassende Wirkung der Coronakrise. Die Wirtschaft springt wieder an.
Was kostet Dünger im Frühjahr?
Gut, dass wir jetzt nicht düngen müssen. Doch was ist im Frühjahr? Hat sich die Preissituation dann wieder beruhigt? Niemand kann das jetzt sicher voraussagen. Doch einige Gründe sprechen eher nicht dafür. Denn längst schon haben Produzenten von mineralischem Stickstoffdünger ihre Kapazitäten in Europa zurückgefahren.
Nitratdiskussion noch nicht beendet
Zum einen ist für sie die Produktion von Ammoniak unrentabel geworden. Zum anderen nimmt diese Branche auch wahr, dass der Absatz von N-Düngern durch Regelwerke wie die DüngeVO in der EU weiter zurückgehen wird.
Die Nitratdiskussion ist noch nicht beendet und die Ökologisierung der Landwirtschaft schreitet in der EU voran. Auch geht die Transformation zur CO2-Neutralität an der Düngemittelindustrie nicht vorbei. Die steigende CO2-Bepreisung von Energie soll auch sie zum Handeln bewegen.
Achillesferse Energieversorgung
Auf der anderen Seite ist der Bedarf an Energie hoch und wird es auch sicher bleiben. Nach wie vor wird (noch) fossiles Gas benötigt, um Strom zu erzeugen. Die aktuelle Situation zeigt, wie abhängig wir von Erdgasimporten sind, egal wo sie herkommen.
Zeitlich passender hätte die Situation am Energiemarkt nicht kommen können. Während sich die Ampelparteien zu Ende sondiert haben und nun in Koalitionsverhandlungen einsteigen wollen, wird deutlich, was uns vielleicht bei der Energiewende noch bevorsteht. Da die Energieversorgung in einer Industriegesellschaft eine der Achillesfersen ist, muss hier auf Nummer sicher gegangen werden, am besten gleich erneuerbar.
Fehlende Konzepte
Vor dem aktuellen Hintergrund stellen Erzeuger von erneuerbaren Energien zu Recht die Frage, warum Ökostrom abgeregelt wird, anstatt ihn zu speichern, oder die Flexibilisierung von Biogasanlagen nicht vorankommt.
Und zur Schlichtung von Bürgerprotesten vor Ort, gegen Windparks oder in Zukunft gegen mehr Flächenphotovoltaik, sind auch noch keine guten Konzepte in Sicht, ebenso nicht, wie Genehmigungen beschleunigt werden können.
Chance nicht verpassen
Grüner Wasserstoff ist schon lange im Gespräch, doch immer noch nicht ausreichend vorhanden. Politisches Zögern, fehlende gesetzliche Regelungen oder das Gegenteil, die Überregulierung, helfen nicht.
Die neue Regierung hat die große Chance, Gesellschaft, Industrie, und bitte auch die Landwirtschaft (!) beim Systemwechsel in eine CO2-neutrale Zukunft mitzunehmen. Knappheiten sollten zu entschlossenem Handeln führen.