Ein nicht korrektes Zitat von Özdemir zu Hunger und Klimaschutz wurde zum Aufreger. Zu Unrecht. Die FAZ muss korrigieren.
Die Schlagzeile war wahrlich ein Aufreger: „Hunger ist kein Argument für Abstriche bei Biodiversität und Klimaschutz“ soll Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gesagt haben. So suggerierten es zumindest die Überschrift des Interviews und ein Tweet auf Twitter. Zusammen mit einem Foto, das Özdemir mit herablassender Miene zeigt, sorgte die Headline am vergangenen Wochenende sofort nach Erscheinen für viel Wirbel in den sozialen Netzwerken. Kritiker aus Politik und Landwirtschaft warfen Özdemir eine geradezu menschenverachtende Arroganz gegenüber den Hungernden in der Welt vor, nicht selten unter Verwendung von Kraftausdrücken.
Özdemirs Aussage wurde unzulässig überspitzt
Tatsächlich bedienten Headline und Foto das Klischee vom überheblichen Grünen, vom kalten Ideologen in seiner Berliner Macht-Blase perfekt. Aber wer das Interview, das auf den Internetseiten der FAZ hinter der Bezahlschranke erschien, im Wortlaut nachlas, stellte schnell fest: Die Überschrift überspitzte eine Aussage Özdemirs auf unzulässige Weise. Wörtlich antwortet der Minister auf die Frage „Noch mal: Muss die Priorität jetzt sein, den Hunger zu bekämpfen?“ nämlich mit der Aussage: „Das Thema Hunger nehme ich sehr ernst – im Gegensatz zu vielen, die das jetzt plötzlich für sich entdeckt haben. Aber man darf es nicht als Argument missbrauchen, um Abstriche bei Biodiversität und Klimaschutz zu machen.“
FAZ-Herausgeber räumt handwerklichen Fehler ein
Bei aller berechtigten Kritik an der Agrarpolitik Özdemirs und seiner gelegentlich scharfen Wortwahl bleibt der Fairness halber festzuhalten: Der Minister äußerte sich im Interview deutlich differenzierter zum Verhältnis zwischen Hungerbekämpfung auf der einen sowie Klima- und Artenschutz auf der anderen Seite, als die ursprüngliche Headline suggerierte. Die FAZ korrigierte die Überschrift daher später und löschte den ursprünglichen Eintrag auf Twitter. Die Headline lautet nun seit Sonntag (28.8.) „Es ist gut, dass die Menschen immer weniger Fleisch essen“. FAZ-Herausgeber Carsten Knop bat auf Twitter um Verzeihung für den „handwerklichen Murks“. Der Fehler hätte nicht passieren dürfen.