Wie können Mensch und Wolf besser zusammen leben? Die EU steckt sieben Millionen Euro in ein Forschungsprojekt (Symbolbild)

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Imke Harms | am

Forschungsprojekt Wolf: EU wird sieben Millionen Euro investieren

Das Thema Wolf erhitzt die Gemüter. Und so wird die Europäische Union nach Informationen der deutschen Presseagentur (dpa) ein Forschungsprojekt anschieben.

Das Ganze wird in den kommenden fünf Jahren sieben Millionen Euro kosten. Vor allem Begegnungssituationen im urbanen Raum sollen untersucht werden.

Koexistenz von Wolf und Mensch

Untersucht werden soll in neun europäischen Ländern vor allem ein Thema: Wie kann die Koexistenz von Mensch und Tier gerade in urbanen Räumen besser gelingen? Dazu soll das Projekt «Life Wild Wolf» Antworten geben, Niedersachsen nimmt mit dem Wolfsbüro des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) an den Forschungen teil.

Niedersachsen ist das Bundesland mit den zweitmeisten Wolfsrudeln in Deutschland.

Wolfspopulation steigt an

„Die Durchsetzung strenger Schutzmaßnahmen auf der Basis internationalen Rechts hat es ermöglicht, dass wir in den letzten Jahren in vielen Ländern Europas eine Rückkehr des Wolfs erleben konnten. Das ist ein bemerkenswerter Erfolg für den Naturschutz, schafft aber auch neue gesellschaftliche Herausforderungen - gerade dort, wo eine sich erholende Wolfspopulation auf ausgeprägt urban entwickelte Räume trifft“, sagt Umweltminister Christian Meyer (Grüne).

Vergrämung von Wölfen?

Konkret gehe es darum, neue Techniken und Abläufe für ein besseres Management von Begegnungs- und Annäherungssituationen zu entwickeln: Geplant ist laut dpa die Einrichtung von Interventionsteams und die Entwicklung eines Protokolls für effizientere Einsätze. Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten kann das Interventionsteam auch zur Vergrämung eingesetzt werden.

Verringerte Bedrohung der Wolfspopulation

„Im Fokus steht aber auch eine Veränderung der menschlichen Wahrnehmung und des Verhaltens, zum Beispiel, wenn es um eine Gewöhnung der Wildtiere an die vom Menschen bereitgestellten Nahrungsquellen in einigen Projektgebieten geht“, betont Ingrid Wiesel, stellvertretende Leiterin des NLWKN-Wolfsbüros. Langfristig erhofften sich die internationalen Projektpartner auf diese Weise eine verringerte Bedrohung der Wolfspopulationen, etwa durch illegale Tötungen oder eine Einschränkung ihrer Lebensräume.

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Präsenz von Wildtieren

An dem Projekt arbeiten 18 multidisziplinäre Partner - darunter Universitäten und Forschungseinrichtungen, aber auch nationale und lokale Verwaltungsbehörden und NGOs. „Die Präsenz von Wildtieren in der Nähe menschlicher Siedlungen ist ein wachsendes Phänomen in vielen Ländern der EU und führt oft zu einer Situation wahrgenommeneroder tatsächlicher Gefahr. Die gemeinsame Arbeit an möglichen Bewältigungsstrategien ist deshalb genau der richtige Ansatz“, erklärt Wiesel. Das Vorhaben wird sich auf Wölfe konzentrieren - viele der zu entwickelnden Strategien könnten künftig aber auch auf andere Kontexte und auf andere Wildtierarten angewendet werden.

Landvolk sieht Wolf-Forschungsprojekt kritisch

Das Landvolk sieht das neue EU-Forschungsprojekt zum Wolf kritisch. „Wir wissen genug über den Wolf, und wir wissen auch, dass der Bestand in Niedersachsen dringend begrenzt werden muss“, sagte Landvolk-Vizepräsident, Jörn Ehlers, am Montag in einer Mitteilung des Landesbauernverbandes. „Statt hierfür Forschungsgelder freizugeben, sollten lieber umfänglich wirksame Herdenschutzzäune und deren Folgekosten zum Wohl unserer Weidetiere gefördert werden“, heißt es in der Mitteilung.

Landvolk fordert: Schutzstatus Wolf muss fallen

Aus Sicht des Landvolks greift der Ansatz des Projektes zu kurz. „Es muss wenigstens auch mitdiskutiert werden, wie sich die Populationen besser steuern lassen»“ teilte Ehlers mit. Es sei notwendig, dass der strenge Schutzstatus des Wolfes falle. Vielmehr sollten Wölfe etwa durch geregelte Entnahmen und Elektrozäune „ihre natürliche Scheu“ zurückgewinnen, wie der Landvolk-Vizepräsident sagte.

Mit Material von Landvolk Niedersachsen, dpa

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