Moin liebe Leserinnen und Leser, erinnern Sie sich noch daran, wie es war zur Schule zu fahren?
Zwei Stunden Fahrzeit für Schülerinnen und Schüler
Die Grundschule hatten wir noch im Ort, aber ab der 5. Klasse – damals noch die Orientierungsstufe– mussten wir gute 13 Kilometer mit dem Bus in die Schule ein paar Orte weiterfahren. Diese Strecke schafft man mit dem Auto locker in einer Viertelstunde… mit dem Schulbus waren wir eine knappe Stunde unterwegs. Also zwei Stunden am Tag, eine gefühlte Ewigkeit. Die Busse fuhren dabei morgens einmal hin zur Schule und nachmittags zweimal zurück – nach der fünften und nach der sechsten Stunde. Das wars.
Verkehr ist in ländlichen Gebieten eingeschränkt
Nun soll also das 49-Euro-Ticket kommen. Es soll deutschlandweit für Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr gelten. Schade nur, wenn es diesen Verkehr nicht gibt! Na gut, jetzt übertreibe ich, es gibt ihn – in vielen ländlichen Gebieten aber nur äußerst eingeschränkt.
Viereinhalb statt einer Dreiviertel Stunde
Hier ein trauriges Beispiel, das ich vor Kurzem selbst erlebte: Auf Google Maps suchte ich nach der kürzesten Strecke zu einem Termin. Von mir aus war der Veranstaltungsort etwa 40 km entfernt. Mit dem Auto würde ich etwa eine Dreiviertelstunde brauchen – so die Google-Vorhersage. Man kann sich auf Maps außerdem die Möglichkeiten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzeigen lassen. Eigentlich. Für diese Strecke gab es gar keine Option! Als ich die Suchparameter etwas angepasst habe und von Ort zu Ort und nicht von Haustür zu Haustür gesucht habe, zeigte mir das Internet eine Verbindung an. Die Reisezeit betrug über 4,5 Stunden mit fünf Umstiegen und Fahrten in unterschiedlichen Bussen und Bahnen.
Sinnvoll in Stadtgebieten
Was also bringt uns ein sogenanntes Deutschlandticket für 49 Euro, wenn ein Großteil der Bevölkerung dieses gar nicht nutzen kann, da der Nahverkehr in den ländlichen Räumen in Niedersachsen (und in ganz Deutschland) nur rudimentär vorhanden ist? Das Ticket kommt vor allem Menschen in Ballungsgebieten zugute. In Hannover zahlt man knapp 60 Euro für ein Monatsticket im Stadtgebiet. Dort lohnt sich das Deutschlandticket. Man spart etwa 10 Euro monatlich.
Attraktive Mobilitätsangebote fehlen
Aber was haben Regionen außerhalb der Einzugsgebiete von Großstädten von dem Angebot? Wohl leider eher wenig bis gar nichts. Zudem befürchtet zum Beispiel der Verband der kreisangehörigen Städte und (Samt-)Gemeinden in Niedersachsen, dass die immensen Kosten des 49-Euro-Tickets zulasten einer Ausweitung des Nahverkehrs gehen könnten. Eine nicht ganz unberechtigte Sorge, denn schon jetzt kommt der Ausbau nur stockend voran.
Eine Verkehrswende auf dem Land wird man mit Deutschlandticket jedenfalls nicht hinbekommen, wenn attraktive Mobilitätsangebote fehlen und man für 49 Euro stundenlang unterwegs ist.