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Kommentar: "Der Wolf. Das Lamm. Hurz."
Wie dem Wolf Herr werden? Im Bundesumweltausschuss geht es genau darum. Die Chefredakteurin der Land & Forst, Maren Diersing-Espenhorst, hat noch Zweifel.
Moin liebe Leserinnen und Leser, erinnern Sie sich noch an Folgendes? „Der Wolf. Das Lamm. Auf der grünen Wiese. Das Lamm schreit Hurz. Der Wolf. Das Lamm. Hurz. Hurz.“ Im Juli 1991 mimte der Schauspieler und Komiker Hape Kerkeling in Stuhr einen polnischen Musiker, der die vermeintliche Oper einem nichtsahnenden Publikum vortrug. Das war Comedy vom Feinsten. Ein Schelm, wem nun die Sitzung des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz im vergangenen Januar in den Kopf schießt. In einer öffentlichen Anhörung wurde dort das Bejagen von Wölfen als Teil eines Bestandsmanagements erörtert.
Zunehmend Schäden bei Haustieren
In dem entsprechenden Antrag der CDU/CSU-Fraktion heißt es: „Kann die nachgewiesene Wiederansiedelung von 158 Rudeln, 27 Paaren und 20 Einzeltieren in 205 Wolfsterritorien bis 2021 in Deutschland als beachtliches Ergebnis des Artenschutzes gewertet werden, verursachen die stark anwachsenden Wolfspopulationen vielerorts zunehmend Schäden durch Angriffe auf Weide- und Haustiere. Im Jahr 2020 wurden allein rund 4.000 Weidetiere – überwiegend Schafe, aber auch Rinder und Pferde – getötet. Die Bestände von Muffel- und Damwild haben sich in einigen Regionen bereits deutlich verringert.“
Weidetierhaltung ernsthaft bedroht
Aufwändige Präventionsmaßnahmen, wie der Aufbau von Schutzzäunen, hätten sich vielerorts als zu wenig wirksam erwiesen. Zudem bedrohe der Wolf Kulturlandschaften, etwa in der Almbeweidung des Alpenraums, und ist eine mittelbare Sicherheitsbedrohung für Menschen, wenn er beispielsweise die Deichbeweidung in Norddeutschland störe. Vielerorts sei die Weidetierhaltung bereits ernsthaft bedroht. Forderungen nach einem aktiven Wolfsbestandsmanagement, das die Weidetierhaltung weiter ermögliche, seien deshalb notwendig, heißt es in dem Antrag weiter.
Tierhalter fordern effektive Möglichkeiten
In dem Papier wird die Bundesregierung unter anderem aufgefordert, den Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland zu definieren und jährlich zu bewerten. Zudem sei es notwendig, „vereinfachte Möglichkeiten für eine rechtssichere Wolfsentnahme im Rahmen eines Bestandsmanagements zu schaffen“.
Das sind Forderungen, die Weidetierhalter bereits seit Jahren vorbringen. Sie haben nie die Ausrottung des Raubtieres in Deutschland oder Europa gefordert, sondern stets den Wunsch geäußert, ihre Nutztiere schützen zu wollen. Immer höhere Zäune bringen da nichts. Der Wolf ist klug und lernt schnell. Die Schaf-, Rinder- und Pferdehalter fordern eine effektive Möglichkeit, dem Wolf beizubringen, sich von Nutztieren fernzuhalten. Gebracht haben alle Debatten bisher leider nichts.
Erhaltungszustand des Wolfes zu definieren
Ob die aktuelle Erörterung im Bundesumweltausschuss nun zum Ziel führt? Ich zweifele daran. Zumal, wenn die zugrunde gelegten Zahlen veraltet sind und man sich in Berlin nach wie vor nicht darauf einigen kann, einen günstigen Erhaltungszustand des Wolfes zu definieren. Da bleibt mir nur noch eines zu sagen: „Hurz!“