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Landwirte und Handel: Heimische Erzeugung soll gestärkt werden
Beim Streit um Lebensmittelpreise konnten sich Landwirte und Lebensmitteleinzelhandel einigen. Das sind die vereinbarten Punkte.
Nach zahlreichen Protestaktionen von Landwirten in den vergangenen Tagen, haben sich Vertreter des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVLH), Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Rewe sowie Land schafft Verbindung (LsV) am Dienstagabend (15. Dezember) darauf einigen können, dass Deutschland eine zukunftsfähige Landwirtschaft brauche.
Das sind die vereinbarten Punkte
BVLH und LsV berieten über die angespannte Lage der Landwirte und vereinbarten dabei folgende Punkte:
- Eine neutrale Ombudsstelle zwischen Handel und Landwirtschaft solle einvernehmlich beauftragt werden, um Konflikte im Rahmen eines strukturierten Verfahrens konstruktiv und kompetent beizulegen.
- Man verfolge das Ziel einer zeitnahen Einführung einer einheitlichen, verbraucherverständlichen Herkunftskennzeichnung für heimische landwirtschaftliche Erzeugnisse.
- Die Handelsunternehmen habe zugesagt, im Rahmen ihrer Werbeaktivitäten die Leistungen der deutschen Landwirtschaft stärker herauszuarbeiten.
- In zwei Arbeitsgruppen wolle man kurzfristig konkrete und strukturelle Lösungen für die Sektoren Schwein und Milch erarbeiten, mit dem Ziel für höhere Anforderungen, höhere Erlöse zu erzielen.
- Die Landwirte fordern die Einrichtung eines Sofort-Hilfsfonds, der dazu beitragen solle Corona- und ASP-bedingte Einkommenseinbußen abzufedern. Lebensmittelhandelsunternehmen sollen das Ziel unterstützen. Neben dem Lebensmittelhandel müssen sich der Staat, die Lebensmittelverarbeitung und die Lebensmittelindustrie beteiligen.
Die vereinbarten Maßnahmen sollen kurzfristig im Dialog ausgestaltet und so schnell wie möglich umgesetzt werden.
Es wird Nachverhandlungen geben
Auf Anfrage der LAND & FORST betonte Anthony Lee (LsV Niedersachsen), dass es sich um erste Beratungen handele. „Es wird weitere Gespräche geben müssen“, erklärte der Landwirt aus Rinteln. „Bei diesen sollen sich alle Landwirte, egal, welcher Produktionsrichtung, wiederfinden.“ Die Erzeugerpreise sämtlicher heimischen Produkte müssen sich seiner Meinung nach erhöhen.
Lee hob aber auch hervor, dass diese Verhandlungen Zeit benötigten. „Derzeit sind wir zum Beispiel zudem in direkten Gesprächen mit Edeka Minden“, sagte der Landwirt. „Die ersten Beratungen vergangene Woche waren vielversprechend. Man teilte uns mit, dass man 2 Millionen Euro für die Bewerbung heimischer Produkte bereitstellen werde.“ Lee stellte aber auch klar, dass Soforthilfen für die notleidenden Betrieb unumgänglich seien und schnellstmöglich bereitgestellt werden müssten.
Edeka: Preisaufschlag für Weidemilch?
„Das soll nun auch für die verarbeiteten Produkte gelten“, erläutert Hennies. „Ein weiteres positives Signal war, dass man prüfen will, ob man über den gesamten Edeka-Konzern einen Preisaufschlag von 5 bis 10 Cent pro abgelieferten Liter Weidemilch zu zahlen bereit ist.“ Dies soll noch vor Weihnachten geklärt werden.
Die Landwirte machten in dem Gespräch deutlich, dass sich die Spanne zwischen Erzeuger- und Ladenpreis in diesem Jahr drastisch erhöht habe. „Der deutschen Landwirtschaft entgehen dadurch wöchentlich etwa 200 Millionen Euro, die in der Wertschöpfungskette in einer anderen Tasche landen. Das können wir nicht länger hinnehmen“, stellte Hennies klar.