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Lidl stellt 50 Millionen für Landwirte bereit
Die Schwarz Gruppe (Lidl und Kaufland) will im Laufe des Jahres 2021 über die Initiative Tierwohl (ITW) 50 Millionen Euro zur Unterstützung ihrer Landwirte zur Verfügung stellen.
Das gab das Unternehmen im Anschluss an den "Dringlichkeitsgipfel" mit Spitzen der Handelsunternehmen und Bundesagrarministerin Julia Klöckner bekannt.
Man wolle mit den Mitteln insbesondere Landwirte dabei unterstützen, die durch die Corona-Pandemie und die afrikanische Schweinepest verursachten Schwierigkeiten im Markt abzufedern.
In der Pressemitteilung hieß es, es sei dem Unternehmenschef Gehrig wichtig, dass diese Hilfen die Höfe schnell und direkt erreiche. "Über die Initiative Tierwohl ist sichergestellt, dass das Geld direkt an die Landwirte in Deutschland verteilt wird", so Gehrig.
Wie die Gelder konkret verteilt werden können und wie eine Auszahlung im einzelnen geregelt werden kann, solle nun gemeinsam mit der ITW ausgearbeitet werden. An die Politik appellierte Gehrig, für weitere Gespräche zur Verfügung zu stehen, um die Probleme in der Landwirtschaft unter Einbeziehung aller Marktteilnehmer anzugehen.
Bauernverband: Grundlegende Änderung nötig
Der Deutsche Bauernverband (DBV) äußerte sich kritisch zu dem Angebot von Lidl: "Das ist zwar eine nette Geste und ein Zeichen der Wertschätzung für die Initiative Tierwohl. Aber wegen des andauernden Preiskampfs verlieren unsere Bauern diesen Betrag fast wöchentlich. So ein Trostpflaster reicht bei Weitem nicht aus, um die grundsätzlichen Probleme zwischen Landwirtschaft und dem gesamten Lebensmitteleinzelhandel zu lösen. Wir brauchen eine grundlegende Veränderung in der Zusammenarbeit", so DBV-Präsident Rukwied.
Folgende Punkte fordert der DBV ein:
- Klare Selbstverpflichtung des Handels zum Ausstieg aus der "Dauerniedrigpreiskultur"
- Das Kartellrecht darf nicht länger Landwirte und ihre Vermarkter daran hindern, Gegengewichte zum Handel zu bilden
- Förderung der heimischen Landwirtschaft in der Einkaufspolitik
- Transparenz durch eine flächendeckende Herkunftskennzeichnung
- Angemessene Bezahlung für höhere Qualitätsstandards
- Aufbau langfristiger und verlässlicher Lieferbeziehungen
- Anwendung der UTP-Regel für alle erzeugergetragenen Vermarktungsunternehmen
Lebensmittelpreise müssen Wertschöpfung ermöglichen
Auch "Land schafft Verbindung" kritisierte und sprach in einer Pressemitteilung von einer reinen Marketingaktion. Auf jeden Betrieb kämen nicht einmal 200 Euro.
Julia Klöckner gab in einem Statement an, dass sie eine unmittelbare Verständigung zwischen Handel und Landwirtschaft für wichtig halte. "Es geht um mehr Wertschätzung für Lebensmittel und um Preise, die unseren Bauern eine entsprechende Wertschöpfung ermöglichen. Eine Möglichkeit hierfür ist ein Verhaltenskodex, mit dem sich der Handel eigene Regeln für ein faires Miteinander gibt." Dies habe sie im "Dringlichkeitsgipfel" angeregt. Zudem regte sie an, auf Verpackungen den Anteil zu vermerken, den die Bauern vom Verkaufspreis erhalten.
Greenpeace wertete die Summe als ersten Schritt. Letztlich sei aber ein Systemwandel nötig. "Der Wettkampf um die billigsten Lebensmittel muss endlich ein Ende nehmen."