Moorflächen in Niedersachsen sind die Existenzgrundlage für viele Betriebe. Das muss bei der Moorschutzstrategie berücksichtigt werden.
„O schaurig ist‘s übers Moor zu gehn, wenn es wimmelt vom Heiderauche, sich wie Phantome die Dünste drehn und die Ranke häkelt am Strauche, unter jedem Tritte ein Quellchen springt, wenn aus der Spalte es zischt und singt, o schaurig ist‘s übers Moor zu gehn, wenn das Röhricht knistert im Hauche!“ So heißt es in der ersten Strophe der Ballade „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff aus dem Jahr 1842. In dem Stück geht es um einen Jungen, der im Dunklen durch ein Moor läuft. Er gerät in Angst, da ihm Geister bei seinem Gang durch diese gespenstische und gefährliche Landschaft erscheinen.
Angst vor der Moorschutzstrategie?
Angst – oder zumindest Unwohlsein – bekommen derzeit auch die Menschen, die heutzutage in den Moorgebieten leben und arbeiten, denn in der vergangenen Woche hat der Bundesrat die Nationale Moorschutzstrategie beschlossen. Diese Strategie ist Teil des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK), mit dem Ökosysteme gestärkt, wiederhergestellt und geschützt werden sollen.
Die Moorschutzstrategie enthält unterschiedliche Maßnahmen wie den Schutz und die Wiederherstellung naturnaher Moore. Sie betrifft zudem die landwirtschaftliche Nutzung von Moorflächen, denn viele dieser Gebiete werden von Landwirtinnen und Landwirten bewirtschaftet – besonders als Grünland für die Milchviehhaltung.
Bundeskabinett beschließt Nationale Moorschutzstrategie
Niedersachsen ist beim Moorschutz besonders stark betroffen
Etwa 92 Prozent der Moore in Deutschland wurden über die vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte entwässert, um sie nutzbar zu machen. Damals ein Fortschritt! Deutschlandweit gibt es rund 1,8 Mio. Hektar Moorböden – das sind rund fünf Prozent der gesamten Landesfläche. Niedersachsen ist hierbei besonders stark betroffen. Hoch- und Niedermoore machen etwa acht Prozent der Landfläche aus. In unserem Bundesland liegen zirka 73 Prozent der Hochmoore und etwa 18 Prozent der Niedermoore Deutschlands.
Verantwortung gegenüber der Landwirtschaft
70 Prozent der Fläche der niedersächsischen Hoch- und Niedermoore wird landwirtschaftlich genutzt und bildet damit die Existenzgrundlage für eine Vielzahl von Betrieben. Diese Fakten müssen der Bundes- und Landesregierung bewusst sein, wenn sie beim Moorschutz aktiv werden. Bund und Land haben nämlich auch eine Verantwortung gegenüber der Landwirtschaft. Sie müssen die Landwirtinnen und Landwirte bei der Umsetzung der Moorschutzstrategie von Anfang an einbeziehen und auf ihre Bedürfnisse und Sorgen mit sinnvollen Perspektiven und Förderungen eingehen. Gleiches gilt für die Kommunen und Bewohner in den betroffenen Regionen. Die Moore wieder zu vernässen, ist einfach gefordert, aber nicht so einfach getan. Die Folgen für landwirtschaftliche Betriebe, Gemeinden, Hausbesitzer, Bevölkerung, Infrastruktur und die Wirtschaft im ländlichen Raum sind bisher überhaupt nicht abgeschätzt. Um den Menschen Sorgen und Ängste zu nehmen, sollte dies aber geschehen, bevor man das Land wieder unter Wasser setzt.