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Niederlande: Polizei schießt bei Bauernprotesten auf Traktoren
Bei den anhaltenden Bauernprotesten in den Niederlanden hat die Polizei gestern Abend (5. Juli) gezielt auf einen Traktor geschossen.
Es ist eine Eskalation, die niemand wünschen kann: Gestern Abend gegen 22:40 Uhr hat die niederländische Polizei bei einer Bauerndemonstration an der Autobahn A23 bei Heerenveen zunächst Warnschüsse abgefeuert. Dann schoss ein Beamter gezielt auf einen Traktor. Das bestätigte die niederländische Polizei. Die Schüsse seien abgegeben worden, um eine bedrohliche Situation abzuwenden. Traktorfahrer hätten versucht, Beamte und Dienstfahrzeuge anzufahren. In den sozialen Medien kursieren mehrere Handyvideos unterschiedlicher Quellen, die den Vorfall zeigen.
Kripo soll den Schusswaffengebrauch untersuchen
Der Traktorfahrer fuhr trotz der Schüsse auf seinen Schlepper weiter. Er wurde laut Polizeiangaben kurz darauf gestoppt. Das Fahrzeug hatte zumindest ein Einschussloch. Verletzt wurde niemand. Drei Verdächtige wurden festgenommen. Die nationale Kriminalpolizei soll untersuchen, ob der Beamte vor Ort seine Dienstwaffe zurecht einsetzte. Ein Sprecher der Polizeigewerkschaft betonte, die niederländische Polizei schieße nicht oft. Die Situation müsse wirklich gefährlich gewesen sein. Er unterstrich zugleich, eine Mehrheit der Landwirte wolle gewaltfreie Demonstrationen. Allerdings seien einige polizeibekannte Akteure unter den Protestierenden, deren Ziel Gewalt gegen die Regierung sei.
Die Proteste der Landwirte gehen weiter
Ungeachtet des Zwischenfalls setzen die niederländischen Landwirte ihre Protestaktionen heute fort. Am Morgen haben sich mehrere Berufskollegen mit ihren Traktoren am Flughafen Groningen versammelt. Bis zu 1.000 Teilnehmer werden bei der Demonstration erwartet. Die Start- und Landebahnen sollen allerdings ungehindert genutzt werden können. Das sehen laut der Agentur ANP Absprachen zwischen protestierenden Landwirten, der Polizei und dem Bürgermeister der Gemeinde vor. Ein Logistiklager des Discounters Aldi in Drachten wurde in der Nacht von Landwirten blockiert.
Kein Traktorenverbot bei Demonstrationen
In den sozialen Medien diskutieren viele Landwirte und Bürger über die jüngste Eskalation der Proteste. Die immer schärferen Konflikte mit der Polizei beschäftigen zudem auch die Politik. Die Justizministerin kündigte eine Untersuchung des Schusswaffengebrauchs an. Im Parlament scheiterte ein Antrag der Tierschutzpartei, Traktoren bei Demonstrationen generell zu verbieten. Anlass für die seit nunmehr zwei Wochen andauernden Proteste ist der Plan der niederländischen Regierung, den nationalen Stickstoffausstoß bis 2030 um rund 50 Prozent zu reduzieren. Das wird selbst nach Einschätzung der Regierung das Aus für rund ein Drittel der viehhaltenden Betriebe bedeuten.