Gülle wird mit Schleppschlauch auf Acker im Harz ausgebracht

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Christel Grommel | am

Rote Gebiete: Otte-Kinast und Lies stellen neue Kulisse vor

Die neue Kulisse der nitratsensiblen Gebiete haben jetzt Barbara Otte-Kinast und Umweltminister Olaf Lies vorgestellt. Die überarbeitete Landesdüngeverordnung geht heute in die zweite Anhörung.

Durch das neue Abgrenzungskonzept komme es insbesondere im Nordosten und im Süden des Landes zu einer deutlich geringeren Flächenbetroffenheit als im ersten Entwurf.

Im Nordwesten Niedersachsens habe auch die Aktualisierung der Klimadaten dazu geführt, dass einzelne Flächen aus dem Kulissenentwurf herausgefallen sind.

Die Kulisse der mit Nitrat belasteten Gebiete umfasst nun eine Fläche von ca. 24,5 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Niedersachsens, statt 31 Prozent im ersten Entwurf. Der Grünlandanteil hat sich weiter reduziert, von zuvor drei auf nun unter einem Prozent.

Auf dem Portal der Landentwicklung und Agrarförderung Niedersachsen können Sie die neue Gebietskulisse auf einer interaktiven Karte anschauen.

Betriebliche Umsetzbarkeit stärker berücksichtigt

Weil der im Dezember 2020 veröffentlichte erste Entwurf Fragen aufwarf und für Widerspruch und Proteste sorgte, hatten Landwirtschafts- und das Umweltministerium in einem Beirat gemeinsam mit der Wasserwirtschaft und der Landwirtschaft an einem Konzept für eine schrittweise Präzisierung der Gebietsausweisung gearbeitet. Ein Phasenmodell wurde erarbeitet, in dem das Vorgehen für die nächsten Jahre vorläufig vereinbart wurde. 

Es sei deutlich geworden, dass die betriebliche Umsetzbarkeit stärker berücksichtigt werden müsse. Der überarbeitete Verordnungsentwurf enthalte daher jetzt die beiden Maßnahmen "Einarbeitung innerhalb einer Stunde" und "eigene Frühjahrs-Nmin-Proben". Durch diese Maßnahmen solle die Ermittlung des Düngebedarfs noch stärker an den realen Gegebenheiten ausgerichtet und die Düngeeffizienz aus organischen Düngemittel weiter gesteigert werden.

Flankiert werden diese beiden Maßnahmen zusätzlich von der "Meldemaßnahme", durch die die einzelbetrieblichen Nährstoffdaten der Betriebe in den roten Gebieten gewonnen werden.

Otte-Kinast: Kommen wichtigen Schritt voran

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast kommentierte die Vorstellung der neuen Kulisse: "Niedersachsen kommt bei der Abgrenzung der roten Gebiete einen wichtigen Schritt voran. Vor allem durch die Nutzung der Regionalisierung gelingt es, die Abgrenzung der roten Gebiete in grünen Grundwasserkörpern mit einzelnen roten Messstellen entscheidend genauer durchzuführen. Unsere niedersächsische Lösung gewinnt dadurch erheblich an Differenzierung und Nachvollziehbarkeit!"

Umweltminister Olaf Lies betonte die gemeinsamen Ziele: "Wir haben dabei ein gemeinsames Ziel: ein bestmöglicher Grundwasserschutz, ohne dass Landwirte ohne Grund zu Betroffenen werden. In der jetzt bereits umgesetzten Phase 0 ist in den grünen Grundwasserkörpern mit roten Messstellen eine Regionalisierung durchgeführt worden. Dies wird im nächsten Schritt bis November auch in den roten Grundwasserkörpern erfolgen. Die Umsetzung eines echten Verursacherprinzips am landwirtschaftlichen Betrieb orientiert, wird dabei in der darauffolgenden Phase 2 einen hohen Stellenwert haben."

So geht es jetzt weiter

Der neue Verordnungsentwurf soll nach einer zweiwöchigen Verbandsbeteiligung möglichst noch im April dem Kabinett zum Beschluss vorgelegt werden, um Rechtssicherheit für die Betriebe herzustellen und die Vorgaben der Düngeverordnung 2020 auf Landesebene umzusetzen. Der Beirat wird den Prozess zur Weiterentwicklung der Methodik für die Gebietsausweisung weiter begleiten.

Um flächendeckend einzelbetriebliche Daten nutzen zu können, ist ferner noch 2021 die Anpassung der landesweiten ENNI-Verordnung vorgesehen. 2022 können dann Daten durch die Betriebe gemeldet werden, die 2023 eine weitere Aktualisierung der Abgrenzung der roten Gebiete erlauben.

Landvolk begrüßt Einstieg in die Regionalisierung

Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies wertet die heute vorgestellte Kulisse als "Schritt in die richtige Richtung".

"Damit wird ganz klar die Forderung des Landvolks nach mehr Regionalisierung erfüllt. Es konnte ja nicht sein, dass eine rote Messstelle in manchen Gegenden gleich mehrere grüne Stellen zunichtemacht. Wir begrüßen auch die geplante Berücksichtigung einzelbetrieblicher Daten – bis dahin ist es aber noch ein sehr weiter Weg. Es ist aber zumindest ein großer Schritt in Richtung einer ausgewogenen Düngearbeit und wird der Situation auf den Betrieben besser gerecht", so Hennies.

Sorge äußerte er darüber, dass die Laborkapazitäten für die künftigen Entnahmen der Proben nicht ausreichen könnten. Das Landvolk Niedersachsen fordere deshalb den Aufbau eines repräsentativen Probeentnahmesystems durch die Landwirtschaftskammer und die Wasserschutzberatung.

Erheblichen Diskussionsbedarf gebe es noch bei phosphatsensiblen Gebieten. "Hier müssen wir schauen, dass die Landwirte mit Moorboden-Bewirtschaftung nicht zu sehr benachteiligt werden."

Mit Material von ML, LPD
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