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Veredlungsregionen: Gülle und Mist in neuem Licht
Für Schweinehalterinnen und -halter sind die Zeiten sehr schwierig. Die Preise sind seit vielen Wochen katastrophal und es ist keine Besserung in Sicht.
Der Regierungswechsel verhindert, dass es mit dem allseits geforderten Umbau der Tierhaltung endlich weitergeht. Es wird vermutlich noch einige Zeit ins Land gehen, bis die neue Regierung konkrete Förder- und Finanzierungsmaßnahmen verabschiedet.
Einen kleinen Lichtblick gibt es aktuell für die Veredlungsbetriebe, speziell in den viehstarken Regionen. Im Zuge der stark gestiegenen Preise für Mineraldünger und der zum Teil auch mangelnden Verfügbarkeit, werden Gülle und Mist plötzlich in einem anderen Licht gesehen. Und das ist gut so!
Wertvolle Nährstoffträger
Dass Gülle und Mist wertvolle Nährstoffträger sind und eine positive Wirkung auf die Bodenfruchtbarkeit haben, sollte eigentlich jeder Landwirt und jede Landwirtin wissen. Aber die „Begeisterung“ für die organischen Dünger hielt sich in den Ackerbauregionen oft in Grenzen.
Viele Veredlungsbetriebe in den viehstarken Regionen sind jedoch auf die Abgabe eines Teils ihrer Gülle oder ihres Mistes angewiesen, weil sie selbst nicht über ausreichend Fläche zur Verwertung verfügen.
Kosten deutlich gestiegen
Es hat sich ein gut funktionierendes System von Gülleaufbereitung, Güllebörsen usw. mit passender Logistik entwickelt. Allerdings waren die Kosten für die abgebenden Betriebe über die vergangenen Jahre deutlich gestiegen und spiegelten den wahren Wert von Gülle oder Mist keineswegs wider. Diese Entwicklung ist jetzt gestoppt und es dürfte in die andere Richtung gehen.
Weniger Wirtschaftsdünger erwartet
Die Vorzüglichkeit von Gülle und Mist gegenüber den mineralischen Düngern ist deutlich gestiegen. Das wird die Nachfrage erhöhen, Gülle und Mist könnten theoretisch auch weitere Strecken gefahren werden. Aber in der Praxis wird sich das vermutlich gar nicht ergeben.
Denn es kommt eine zweite Sache hinzu: Die Güllemengen, die von abgebenden Betrieben auf den Markt kommen, gehen deutlich zurück. Branchenkenner sprechen sogar davon, dass zum kommenden Frühjahr die Nachfrage das Angebot übersteigen könnte. Grund ist, dass die Anzahl gehaltener Tiere in den Veredlungsregionen schon vor Corona rückläufig war.
Entwicklung bietet auch Chance
Viele Betriebe nehmen an der Brancheninitiative Tierwohl oder anderen Programmen teil, sie geben ihren Tieren mehr Platz, sprich, sie können in ihren Ställen weniger Tiere halten. Die aktuellen schlechten Preise bzw. die neuen gesetzlichen Anforderungen sorgen zudem dafür, dass Ställe leerstehen oder Betriebe aussteigen.
Der Rückgang an Tierzahlen in Weser-Ems ist jetzt schon mit 15 bis 20 Prozent zu beziffern. Für verbleibende Veredlungsbetriebe, die Nährstoffe abgeben, bedeutet die aktuelle Entwicklung eine Chance, ihrem Geldbeutel Gutes zu tun. Das ist umso erfreulicher, weil es sonst derzeit nicht viele Möglichkeiten hierfür gibt.