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"Weidezone Deutschland": Verein fordert neues Wolfskonzept
Ein junger Verein verfolgt neue Wege in der Wolfspolitik und will seine Forderungen an die Politik richten. In Österreich hatte dieses Konzept bereits Erfolg. Die ersten Veranstaltungen in Niedersachsen stießen auf großes Interesse.
Erleichterte Entnahmen von Wölfen in Weidezonen, sowie die volle Übernahme der Kosten für Herdenschutz – das und weitere Forderungen stellt der Verein „Weidezone Deutschland e.V.“ auf. Landwirte und Tierhalter gründeten den Verein im Januar dieses Jahres, dessen Konzept in großen Teilen auf dem Erfolgsmodell des Vereins „Weidezone Tirol“ basiert. Dessen Forderungen seien bereits größtenteils von der Politik übernommen wurden.
700 Interessierte bei Auftaktveranstaltung
Um seine neuen Wege für die Wolfspolitik in Deutschland vorzustellen, lud der Verein vergangenes Wochenende zu Informationsveranstaltungen in Friedeburg (Landkreis Wittmund) und Uetze (Region Hannover) ein, sowie nach Reiskirchen-Burkhardsfelden (Hessen). Bei der Auftaktveranstaltung in Friedeburg, zu der nach Angaben des Vereins rund 700 Interessierte kamen, startete der Verein auch eine Unterschriftenaktion, um seinen Lösungsansätzen und Forderungen gegenüber der Politik mehr Nachdruck zu verleihen. In Uetze zählten die Veranstalter etwa 240 Gäste, sowie rund 100 in Hessen.
Konzept von Weidezonen mit Entnahmen
Das Konzept des Vereins „Weidezone Deutschland“ sieht vor, dass in Gebieten, in welchen ein sachgerechter Herdenschutz nicht möglich ist, Weidezonen eingerichtet werden. In diesen Gebieten sollen Wölfe entnommen werden, wenn es wiederholt oder in erheblichem Maße zu Übergriffen auf Weidetiere kommt. In schützbaren Gebieten sollen Wölfe entnommen werden, sobald sie Weidetiere hinter einem sachgerechten Schutzzaun töten oder verletzen.
Abgetrennter Wolfskopf vor NABU-Tür abgelegt
Konzept wurde in Tirol übernommen
Ruth Boßmann, 2. Vorsitzende des Vereins und Milchviehzüchterin in Österreich, berichtete von ihren Erfahrungen mit dem Tiroler Konzept. „Die Politik hat auch in Tirol den Schutzstatus des Wolfes als Ausrede genutzt, um nicht zu handeln und sich dahinter zu verstecken, anstatt nach Lösungen zu suchen. Deswegen haben wir selbst nach einer Lösung gesucht, gefunden und gaben diese als Arbeitsauftrag an die Politik. Und es wurde von der Politik umgesetzt. Sie haben sich an ihre Versprechen gehalten.“ In Tirol wurden die Forderungen des Vereins „Weidezone Tirol“ fast vollständig übernommen und gesetzlich verankert. Das Gesetz gilt seit Anfang April.
Herdenschutzmaßnahmen ohne Begleitmaßnahmen reichen nicht
Der Verein betonte, dass Herdenschutzmaßnahmen ohne Begleitmaßnahmen nicht ausreichen würden. Wölfe, die den Herdenschutz nicht akzeptieren, müssten entnommen werden. Zudem sollte der Herdenschutz bundesweit zu 100 Prozent gefördert werden, fordert der Verein, inklusive der Kosten für Aufbau, Pflege und Erhaltung von beispielsweise Zäunen. Der derzeitige Flickenteppich für die Förderung sei für die Tierhalter nicht tragbar. „Die Weidetierhalter können die Kosten für Herdenschutz nicht stemmen, weder finanziell noch personell“, erklärte der Pressesprecher, Lars E. Broch.
Vergleich mit Schweden und Norwegen
Er zog einen Vergleich zu Schweden und Norwegen: Auch in Schweden werde mit fünf Litzen gezäunt. „Dort akzeptieren die Wölfe aber zumeist die Zäune, weil sie dies durch Schutz- und Lizenzjagd gelernt haben.“ Außerdem dürften Wölfe dort im Rahmen einer Notstandshandlung von jedem Weidetierhalter geschossen werden, wenn diese bei einem Angriff auf die Weidetiere erwischt werden und eine Vergrämung nicht erfolgreich ist. „In Deutschland müssen wir hilflos zuschauen“, sagte Broch. „In Deutschland wurden, proportional zur Population gesehen, deutlich mehr Schafe gerissen als in Schweden. Es sind 91,3% mehr Risse zu verzeichnen“, fasste der Pressesprecher zusammen.