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Wolfbestand: Niedersachsen sollte sich Schweden als Beispiel nehmen
Wenn die Lage in einem so großen Land wie Schweden mit einer erheblich geringeren Wolfsdichte pro Quadratkilometer schon als prekär erachtet wird, sollte die Politik hier in Niedersachsen und Deutschland ganz schnell aktiv werden. Ein Kommentar.
Moin liebe Leserinnen und Leser,
es ist ruhig geworden um den Wolf – besonders seitdem der Räuber in Niedersachsen ins Jagdrecht übernommen wurde. Das war ein erster wichtiger Schritt, dem nun aber dringend weitere folgen müssen. Denn der Wolf ist nach wie vor streng geschützt und darf nicht geschossen werden.
Da hilft es auch nicht, dass man allein in Niedersachsen von 38 Rudeln, zwei Wolfspaaren und vier Einzeltieren ausgeht. Das entspricht etwa 380 Tieren. Für ganz Deutschland schätzte der Deutsche Jagdverband die Population vor einem Jahr übrigens auf bis zu 2.000 Tiere.
Jäger aus Niedersachsen sichtet 14 Wölfe bei Jagd
Und es hilft auch nicht, dass die Anzahl der nachgewiesenen Wolfsterritorien jährlich um etwa 32 Prozent steigt. Die Zahl der Wölfe und Rudel wird ungebremst wachsen.
Das verdeutlich auch ein Bericht eines niedersächsischen Jägers: Er schilderte mir kürzlich, dass er und seine Jagdgenossen bei einer Jagd 14 Wölfe – 14!!! – gesichtet haben. Er betonte, dass es 14 unterschiedliche Tiere waren und keine Mehrfachsichtung eines Einzeltieres.
Wären die Tiere in Schweden gesehen worden, wäre es vermutlich zu Abschüssen gekommen, denn anders als bei uns ist die dortige Regierung der Ansicht, dass der heimische Wolfsbestand zu groß geworden sei. Man plane deshalb den Abschuss von bis zu jedem zweiten Tier.
Schweden plant den Abschuss von bis zu jedem zweiten Wolf
Schweden: Schafhalter steigen aus Weidehaltung aus
Die aktuelle Wolfspopulation wird in Schweden auf etwa 400 Tiere geschätzt – das sind etwa so viele wie wir allein in Niedersachsen haben. Dabei ist Schweden mit 528.860 km² mehr als zehnmal so groß wie Niedersachsen mit 47.614 km². Schauen wir uns dann noch die Bevölkerungsdichte an, wird es richtig eng: In Niedersachsen leben 168 Einwohner auf einem Quadratkilometer, in Schweden sind es gerade einmal 24!
Die Schweden streben einen Bestand zwischen 170 und 270 Wölfen an, wobei eher das untere Ziel favorisiert würde. Ein entsprechender Vorschlag soll dem Parlament in Stockholm vorgelegt werden. Der schwedische Bauernverband berichtet, dass die Zahl der Wolfsrisse in einigen Landesteilen seit 2018 so stark zunahm, dass insbesondere viele Schafhalter resigniert hätten und aus der Weidehaltung ausgestiegen seien. Die Situation sei aus Sicht der Landwirte nicht mehr tragbar.
Wolfsabweisende Zäune reichen nicht aus
Dieser Blick nach Norden macht eines ganz deutlich: Wenn die Lage in einem so großen Land wie Schweden mit einer erheblich geringeren Wolfsdichte pro Quadratkilometer schon als prekär erachtet wird, sollte die Politik hier in Niedersachsen und Deutschland ganz schnell aktiv werden.
Unsere Nutztierhalter fordern und benötigen dringend Hilfe durch ein effektives Wolfsmanagement – wolfsabweisende Zäune reichen schlicht und ergreifend nicht aus. Und dass Entnahmen möglich sind, zeigt ebenfalls Schweden, das Land unterliegt als EU-Mitgliedsstaat schließlich den gleichen Regeln wie die Bundesrepublik.