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Biogasproduktion: So effizient lässt sich Schweinegülle verwerten
Wie gut sich Schweinegülle energetisch in der Biogasanlage nutzen lässt, erklären Elmar Brügging und Jurek Häner vom Projekt „MOVE“.
Wie kam das Projekt MOVE zustande?
Jurek Häner: In Deutschland gibt es erhebliche Reststoffpotenziale. Schweinegülle wird beispielsweise bislang zu weniger als 20 Prozent energetisch verwendet. Deshalb haben wir, gemeinsam mit unseren Partnern, über die Hemmnisse diskutiert. Dazu gehört die fehlende Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen, die mit Schweinegülle gefüttert werden.
Im Vergleich zu Rindergülle enthält Schweinegülle mehr Wasser, das keinen Energieertrag in der Biogasanlage liefert. Gleichzeitig stehen hohe Investitionskosten geringen Energieerträgen gegenüber. Mit dem Projekt MOVE analysieren wir die Voraussetzungen und erarbeiten Konzepte und Maßnahmen.
Welches Ziel hat das Projekt?
Elmar Brügging: Eine große Rolle spielen die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen. Hier gibt es die Möglichkeit, den CO2-Emissionshandel auch mit Biogas zu betreiben und dadurch eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen. Insbesondere die energetische Nutzung von Reststoffen wird besonders attraktiv für Biogasanlagen. Wir wollen nicht nur Reststoffe und den Ressourcenschatz Gülle heben, sondern eine ernsthafte Geschäftsidee verfolgen.
Was bringt es dem Landwirt? Hat er finanzielle Vorteile?
Elmar Brügging: Das muss das Ziel des Projekts sein. Es ist nicht nur dem Klimaschutz geschuldet, dass es dieses Vorhaben gibt. Wir wollen Geschäftsmodelle entwickeln, die tragfähig sind und für Landwirte natürlich auch einen Ertrag bringen sollen.
Biogasanlage arbeitet nur mit Pferdemist
Können Biogasanlagen zu 100 Prozent mit Schweinegülle bestückt werden?
Elmar Brügging: Es ist zwar möglich, jedoch häufig nicht sinnvoll. Gut vorstellbar ist, dass es auf Mischsubstrate hinausläuft. Ein Großteil wird Gülle sein, aber auch der Einsatz von Festmist ist interessant und es kommen auch andere Reststoffe aus der Landwirtschaft zum Einsatz.
Wie viel Gas kann aus Schweinegülle im Vergleich zu Silomais gewonnen werden?
Jurek Häner: 3 t Güllefeststoff substituieren rund 1 t Silomais. Das ist aus Erfahrungswerten abgeleitet. Im Projekt werden wir das genauer betrachten.
Was sind eigentlich die aktuellen Herausforderungen?
Elmar Brügging: Eine der größten Herausforderungen ist die große Unsicherheit, die derzeit in der Landwirtschaft herrscht. Der Preis- und Energiedruck sind sehr hoch. Insbesondere durch den Ukraine-Krieg hat sich die Situation extrem verschärft. Dadurch eröffnen sich jedoch auch Möglichkeiten und solche Konzepte lassen sich untersuchen.
Trotzdem darf man nicht vergessen, dass Schweinegülle nicht der Energieträger Nummer eins ist. Man bewegt sich immer noch im Reststoffbereich. Die größte Herausforderung ist die Überzeugung der Betriebsinhaber. Diese erfolgt erst dann, wenn nachweisbar ist, dass das Konzept wirtschaftlich umsetzbar ist.