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Claas: Russland-Misere belastet das Ergebnis erheblich
Seinen Umsatz konnte Claas kräftig steigern. Trotzdem muss der Landmaschinenhersteller einen Gewinnrückgang verbuchen.
Die Mähdrescher-Spezialisten aus Harsewinkel konnten ihren weltweiten Umsatz im Geschäftsjahr 2022, das am 30. September endete, um 2,7 Prozent auf das neue Rekordniveau von 4,93 Mrd. Euro steigern. Das Ergebnis vor Steuern brach mit 166,3 Mio. Euro jedoch auf weniger als die Hälfte des Vorjahresergebnisses zusammen.
Der Konzern-Jahresüberschuss schmolz sogar um rund zwei Drittel von 272,6 Mio. Euro auf 88,1 Mio. Euro zusammen. Konzernchef Thomas Böck nennt dafür vor allem zwei Gründe: den Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen für das Russlandgeschäft von Claas sowie weltweit gestörte Lieferketten.
Wertminderung von über 40 Millionen Euro auf das Werk Krasnodar
Infolge der EU-Sanktionen gegen Russland ruht im Claas-Werk im südrussischen Krasnodar seit März die Produktion. Das Unternehmen wehrt sich seit Wochen gegen den Vorwurf, gezielt versucht zu haben, die Sanktionen zu unterlaufen.
Wegen der Unklarheit darüber, ob und wie es in Russland für Claas weitergeht, hat das Management aus „kaufmännischer Vorsicht“ eine erhebliche Wertberichtigung in die Bilanz aufgenommen. Für die Sachanlagen am Standort Krasnodar wurde eine Wertminderung von 40,6 Mio. Euro verbucht.
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2023 sollen Umsatz und Ergebnis wieder kräftig wachsen
Darüber hinaus zwang ein Wertminderungstest für den Standort Le Mans in Frankreich Claas zu einer Wertminderung in Höhe von 20,4 Mio. Euro. In der Gewinn- und Verlustrechnung verdoppelten sich dadurch die „sonstigen betrieblichen Aufwendungen“ für 2022 auf 148,56 Mio. Euro und schmälerten das betriebliche Ergebnis entsprechend. Für 2023 rechnet der Konzern jedoch wieder mit einem zweistelligen Wachstum bei Umsatz und Ergebnis. Das internationale Orderbuch sei überdurchschnittlich gut gefüllt.
2022 war eine Herausforderung
„Das Jahr 2022 hat uns in jeder Hinsicht gefordert“, sagte Claas-Vorstandssprecher Böck. In der schwierigen Gemengelage habe sich gezeigt, wie robust das Geschäftsmodell von Claas sei. Nach Darstellung des Unternehmens profitierte der Landtechnikmarkt vor allem in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres von einer weiterhin starken Nachfrage. Auf Seiten der Hersteller kam es jedoch aufgrund von massiven Störungen in der Lieferkette immer wieder zu langen Lieferzeiten.
Lieferkettenprobleme verursachten großen Mehraufwand
Die Lieferkettenprobleme hätten nur mit erheblichem finanziellem und personellem Aufwand gemeistert werden können, berichtete das Unternehmen, das im westfälischen Landkreis Gütersloh ansässig ist. Hinzu kam, dass die Produktion in Harsewinkel 22 Wochen ruhte, weil das Stammwerk modernisiert wurde.
Claas gab sein Jahresergebnis am Mittwoch in einer Presseverlautbarung bekannt, da die übliche Bilanzpressekonferenz kurzfristig um unbestimmte Zeit verschoben wurde.