Das ist ein Artikel vom Top-Thema:
Fortbildung ist wichtig - darauf sollten Sie achten
Weiterbildungen werden von vielen Seiten und über viele Themen angeboten. Doch Seminare kosten Geld und Zeit. Warum jeder sie dennoch in seinen Arbeitsalltag regelmäßig einplanen sollte, erklärt Dipl. Betriebswirt Rolf Leicher.
Mit 40-Plus können Land- und Forstwirte nur einen Teil des vor etwa 20 Jahren erworbenen Wissens noch voll anwenden. Der kurze Wissenszyklus und die dauernden Veränderungen in der Erzeugung und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte erfordern permanente Aktualisierung des Wissens.
Akzeptieren Sie, ein Leben lang zu lernen
Wegen der rasanten Entwicklung bei der Düngung, im Pflanzenschutz, der Fütterung ist es für den erfolgreichen Landwirt und sein Team ein Muss, lebenslanges Lernen zu akzeptieren. Auch die Weiterentwicklung in der Agrartechnik ist für fortschrittliche Landwirte ein wichtiges Thema und macht Weiterbildung zur Pflicht.
Seminarinhalte an der Zukunft orientieren
Bildung durch Seminarbesuche misst sich an der Zukunft, nicht an der Gegenwart. Es gilt also die Überlegung: Welche Seminarinhalte sind für meine Kompetenz zukünftig wichtig? Wie sieht Kooperation zwischen den Landwirten aus? Was kommt an Vorschriften noch auf uns zu und wie reagiert man? Wie sehen die Markttrends von Morgen aus? Mit welchen Möglichkeiten kann sich ein Betrieb von anderen abheben? Was bringt Direktmarketing?
Je näher neu zu lernende Kenntnisse an der Schnittstelle zwischen Wissen und Nichtwissen liegen, desto leichter und schneller können sie nach dem Seminar integriert werden.
So organisieren Sie Arbeitsbesprechungen richtig
Die ideale Plattform für den Gedankenaustausch
Seminare sind eine ideale Plattform, mit Kollegen aus der Landwirtschaft zusammen zu kommen, im „Get together“ am Seminarende zu diskutieren, sich auszutauschen. Gibt es eine bessere Gelegenheit für Gespräche mit Berufskollegen?
Über Fachpresse und Internet kann man sich über Termine und Themen informieren, zusätzlich treffen auch Einladungen vom Verband ein. Über Bewertungsportale kann man sich im Netz auch über die Institute informieren. Teilnehmergebühren dürfen nicht im Mittelpunkt stehen, wenn es darum geht, ob man sich anmelden soll. Das Seminarergebnis ist wichtiger als die Kosten. Was viel kostet, schafft auch berechtigte Erwartungen, man verpflichtet sich selbst zu Seminarergebnissen und versucht sie im Betrieb anzuwenden.
Neben Seminaren gibt es Kongresse. Sie zeichnen sich durch die Vielfalt der Themen aus. Mehrerer Referenten, die auf ihrem Fachgebiet einen hohen Spezialisierungsgrad haben, vermitteln zu den verschiedenen Themen Praxistipps. Ob Kongress- oder Seminar-Besuch, es geht nicht nur um den Tapetenwechsel, sondern um Ergebnisse, und es ist ideal, wenn sich der Teilnehmer mit einer positiven Einstellung zur Veranstaltung anmeldet.
Zu alt für Weiterbildung, zu spät zum Lernen?
Für die persönliche Weiterentwicklung gibt es kein ideales Alter. Wissen hat nichts mit dem Alter zu tun, und um besser zu werden, gibt es keine Altersgrenze. Der Senior, der seinen Sohn ins Seminar schickt und selbst „außen vor“ bleibt, stellt sich aufs Abstellgleis. Wer aufhört zu lernen, ist alt. Auch für die Ü-50-Jährigen mit langer Erfahrung ist ein Seminar sinnvoll. Ist der Ehepartner im Betrieb tätig? Dann nimmt er am Seminar teil, so dass beide den gleichen Wissenstand haben und auf Augenhöhe diskutieren können.
Auch ältere Landwirte sind lernfähig, sie lernen jedoch anders, weil sich ihre Präferenzen im Laufe der Jahre geändert haben. Wer den Prozess Lernen im Alter positiv sieht, hat eine größere Motivation und ist bestrebt, durch Weiterbildung am Ball zu bleiben.
Weiterbilden, bevor sich Defizite bemerkbar machen
Weiterbildung darf nicht dem Zufall und der guten Stimmung überlassen bleiben. Weiterbildung ist nötig, bevor sich Defizite bemerkbar machen. Wissen veraltet schleichend. Wissen anzunehmen, verlangt eine ausgeprägte Lernbereitschaft und den nötigen Veränderungswillen. Mangelndes Interesse an Weiterbildung des Einzelnen beruht gelegentlich auf Selbstüberschätzung eigener Fähigkeiten. („Bisher hat sich noch keiner über mich beklagt“) Die Meinung, man wisse doch (fast) alles, ist ein echter Seminarkiller. Die Meinung „Außer Spesen nichts gewesen“ kann nur durch positive Einstellung und klare Zielsetzung vermieden werden.
Bei einer jährlichen Arbeitszeit von ca. 2.000 Stunden ist eine Weiterbildung von 20 Stunden gerade mal ein Prozent, das mindeste, was man sich gönnen sollte.
Digitalisierung im Büro - worauf muss ich achten?
Wo kann man sich über Seminare informieren?
Fachverbände, Institute, und Akademien stellen den größten Teil der Anbieter dar. Über die Fachpresse und das Internet kann man sich zusätzlich informieren. Im Internet findet man auch Lieferanten als Seminaranbieter. Es gibt auch Seminarbewertungen auf Facebook oder in Bewertungsportalen. Seminarbesuche haben ihren Preis, sind aber eine gute Chance, sich Spezialwissen anzueignen. Der Besuch sollte nicht von den Teilnehmergebühren abhängig gemacht werden, es gibt andere Kriterien. Das Wichtigste sind die Inhalte und deshalb sollte man sich das Programm ganz genau ansehen. Dabei nimmt man in Kauf, dass ein Teil der Inhalte nicht dem individuellen Interesse des Teilnehmers voll und ganz entsprechen.
Erlerntes Wissen in die Praxis weitergeben
Sicherlich nimmt jeder Teilnehmer wertvolle Anregungen und Erkenntnisse für seine berufliche Praxis mit. Aber: Wie kann er den Gewinn aus dem Seminar transferieren? Wie wird das erworbene Wissen praktisch anwendbar? Es genügt nicht, ausführliche Notizen während des Seminars zu machen. Für die Seminar-Nacharbeit muss noch Zeit und Gelegenheit gegeben sein. Es ist sinnvoll, sich die Notizen innerhalb einer Woche nach dem Seminar wieder durchzulesen. Eine „stille Viertelstunde“ muss man sich jede Woche reservieren können.
Am besten nimmt sich der Vorgesetzte selbst Zeit, die auf den Betrieb zurückgekehrten Seminarbesucher zu fragen, welche Anregungen es gab und wie man diese umsetzen könnte.