Der Weizenkurs an der Warenterminbörse überwand im Mai 2022 die 440-Euro-Marke.
Stephanie Stöver-Cordes, LWK Niedersachsen | am

Getreidemarkt: Wege für eine erfolgreiche Vermarktung

Im vergangenen Jahr scheint nur ein Thema die Agrarmärkte dominiert zu haben: der Krieg in der Ukraine. Doch bereits davor befand sich der Getreidemarkt in einer hochpreisigen Phase. Wie geht es weiter?

Bereits Ende 2021 haben Missernten und die Energiekrise zu einem hohen Preisniveau geführt. Zu Beginn des Jahres 2022 zeichneten sich neue preistreibende Faktoren ab. Mitte Januar, noch vor Kriegsbeginn, nahm die Nervosität der Marktteilnehmer zu. Die Sorge vor einer Eskalation im Ukraine-Konflikt wuchs. Allein diese Befürchtungen reichten für einen Auftrieb der Börsenkurse. Als dann am 24. Februar der Angriff der russischen Armee auf die Ukraine begann, folgten Panikkäufe und Exportstopps.

Kurse explodieren

Die Kurse an der Warenterminbörse explodierten. Der extreme Preisanstieg am Getreidemarkt geschah vor dem Hintergrund, dass die beiden beteiligten Länder Russland und die Ukraine zu den weltweit größten Weizenexporteuren gehören. Beide Länder exportieren zusammen über 50 Mio. t Weizen und nehmen damit ca. 30 Prozent des globalen Weizenhandels ein.

Die Sorge vor einer Verknappung der globalen Versorgungslage lag auf der Hand. Zusätzlich wurde die Unsicherheit am Getreidemarkt verstärkt durch eine hohe Nachfrage an den Exportmärkten, einer unsicheren Wetterlage in Teilen Südamerikas und den aufkeimenden globalen Inflationsängsten. Diese Faktoren sorgten für einen starken Ausbau der Long-Positionen an den Börsen, was sich auf die Kassamärkte niederschlug.

Weiter verschärft wurde die Unsicherheit an den globalen Agrarmärkten durch die Sanktionen, die der Westen gegen Russland ergriffen hat. Finanztransaktionen wurden unterbunden und die Finanzierung des Getreidehandels damit gestört. Zwischenzeitlich wurde an der US-Börse der größte tägliche Preissprung am Weizenmarkt seit zehn Jahren notiert. An der Matif erreichte der Weizenkontrakt im Mai 2022 einen neuen Rekordstand in Höhe von 440 Euro/t.

Gerade Entwicklungsländer sind auf die Weizenexporte aus der Ukraine und Russland angewiesen. Manche Länder wie Ägypten oder die Türkei, beziehen bis zu 75 % ihrer Weizenimporte von dort. Die Folgen von Unterbrechungen der Produktion oder des Transports sowie die Preissteigerungen machen sich dort besonders bemerkbar. Verstärkter Hunger und Ernährungsunsicherheit wurden befürchtet. Auch Meldungen aus anderen wichtigen Weizenexportländern schürten die Unsicherheit. Im Mai 2022 hatte das US-Landwirtschaftsministerium nur 27 % der Winterweizenbestände als gut bis sehr gut eingeschätzt. Gleichzeitig erschwerte das nasskalte Wetter die Frühjahrsaussaat des Sommerweizens im Norden der USA und in Kanada.

Exporte aus der Ukraine

Mit den steigenden Sorgen um ausbleibende Exporte aus der Schwarzmeerregion mussten neue Wege gefunden werden. Aufgrund des Krieges waren die Seehäfen in der Ukraine zunächst nicht nutzbar. Transporte über LKW, Bahn und Binnenschifffahrt sollten als Alternativen dienen. Doch es gab einige Hindernisse. Anfang Mai 2022 verließ erstmals ein Schiff mit 71.000 t Mais aus der Ukraine den rumänischen Hafen Constanta. Weitere 80.000 t sollten kurz darauf folgen. Dennoch war offensichtlich: Die erforderlichen Mengen von sechs Mio. t/Monat konnten so nicht erreicht werden. Dank der Vermittlungsarbeit der Vereinten Nationen und der Türkei wurde im Sommer ein sicherer Exportkorridor aus den ukrainischen Seehäfen zwischen den betroffenen Parteien vereinbart. Das führte an den Warenterminbörsen und als Folge auch am Kassamarkt zu einer Entspannung, die sich auf die Preisentwicklung niederschlug.

Allerdings war dieser Korridor zunächst zeitlich begrenzt und die Unsicherheiten zeigten sich an den Kursbewegungen der Warenterminbörsen. Preisschwankungen von ca. 20 Euro/t am Tag waren keine Seltenheit. Doch in weiteren Verhandlungen einigten sich die Parteien auf eine Verlängerung des Zeitraumes um 120 Tage. In diesem Punkt haben sich die Turbulenzen zumindest vorerst gelegt.

Preise auf hohem Niveau

Die Geschehnisse am internationalen Markt zeigten auch in Deutschland ihre Folgen. Die Erzeugerpreise befanden sich auf einem hohen Niveau und auch die Erntemenge fiel recht gut aus. Sie lag mit 43,5 Mio. t um knapp 1 Mio. t höher als im Vorjahr. Steigerungen waren bei Weizen und Gerste zu verzeichnen, dagegen brachten die Maiserträge aufgrund der zum Teil extremen Witterung im Sommer ein.

Wie sehen die Ernteprognosen der Getreideproduzenten Ukraine, Argentinien, USA, Russland und Indien aus? Und welche Faktoren sind für eine erfolgreiche Vermarktung wichtig? Das erfahren Sie in der digitalen Ausgabe der LAND & FORST. Testen Sie jetzt – unverbindlich und kostenlos!

Digitale Ausgabe

Jetzt bestellen
digitalmagazin

✓ Artikel suchen und merken

✓ exklusiv: Video und Audio

✓ Familienzugang

✓ 1 Tag früher informiert

Digitale Ausgabe

✓ Artikel merken und teilen
✓ exklusiv: Video und Audio
✓ Familienzugang
✓ 1 Tag früher informiert
Produkte entdecken
 
Das könnte Sie auch interessieren

Inhalte der Ausgabe

  • Novellierung der Höfeordnung
  • Grünlandpflege steht an
  • So bekämpfen Sie Ratten im Stall
  • Das richtige Klima im Rinderstall
  • Maschinenvorführung zur flachen Bodenbearbeitung

JETZT DAS WOCHENBLATT KENNENLERNEN – GEDRUCKT ODER DIGITAL!

Reinschnuppern: 12 Ausgaben ab 10€

Jetzt bestellen