Lidl, Kaufland und Rewe wollen Schweinehaltern mehr Geld für einige ihre Erzeugnisse zahlen. Das Geld soll direkt ausgeschüttet werden.
Im Konflikt zwischen dem LEH und den Bauern bewegt sich etwas. Rewe gab heute (11. Dezember) bekannt, bis auf weiteres Beschaffungspreise bei Schweinefleisch zu zahlen, die dem Marktniveau vor Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest entsprechen. Man wolle auf eine langfristige und nachhaltige Stärkung der heimischen Landwirtschaft setzen.
"Wir zählen darauf, dass unsere Vorstufen die zusätzlichen Gelder den Landwirten und Ferkelerzeugern durchstellen. Wo möglich, werden wir vertragliche Regelungen abschließen, damit dies sichergestellt wird", so Hans-Jürgen Moog, Einkauf und Bereichsvorstand der Rewe Group.
Auch Kaufland kündigte heute an, den Einkaufspreis für verschiedene Schweinefleischartikel um einen Euro pro Kilo zu erhöhen. "Entsprechend steigt der Verkaufspreis für diese Artikel um einen Euro pro Kilo", teilte das Unternehmen mit. Dies gelte unter anderem für Schweineschnitzel, Schweinehackfleisch, Schweinegulasch und Schweinekotelett.
Lidl hatte schon gestern (10. Dezember) bekannt gegeben, die Preise für zehn Artikel aus dem Schweinefleisch-Segment mit sofortiger Wirkung zu erhöhen. Der Preisaufschlag beträgt umgerechnet 1 Euro pro kg. Der Mehrerlös soll nach Angaben des Unternehmens zu 100 Prozent bei den Landwirten ankommen.
Kodex gegen unlautere Handelspraktiken
Diskutiert wird auch ein freiwilliger Verhaltenskodex für den Einzelhandel, der über die gesetzlichen Forderungen der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) hinausgeht. Seit Freitagvormittag verhandeln die Landwirte mit den Discountern in einer Online-Konferenz über höhere Erzeugerpreise.
Damit haben die Bauerndemonstrationen scheinbar Wirkung gezeigt, denn zuvor hatten unter anderem in Cloppenburg zahlreiche Landwirte vor Lidl-Zentrallagern für höhere Erzeugerpreise protestiert.
Um der Forderung nach besseren Erzeugerpreisen Nachdruck zu verleihen, hielten die Landwirte am Freitagmorgen kleine Mahnwachen an vielen Discounter-Filialen ab.
Zwischen dem LEH und der Landwirtschaft kam es in den letzten Monaten immer wieder zu heftigen Konflikten: Landwirtinnen und Landwirte kamen an vielen Orten mit Traktoren zu einer Mahnwache, hier vor dem Aldi in Hedemünden. © Christian Mühlhausen
ISN will eine Gesamtlösung
ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack kommentierte die Vorstöße von Lidl, Kaufland und Rewe: "Es war zu erwarten, dass nach der Schwarz-Gruppe und den Aldi-Unternehmen nun ein weiterer Lebensmitteleinzelhändler mit einem eigenen Einzelvorstoß folgt. Wir vermissen nun noch einen Vorstoß der EDEKA, dem Unternehmen, welches nach eigenen Angaben Lebensmittel liebt."
Bisher hörten sich die Vorstöße der Handelsketten gut an. Es zeige sich aber deutlich, dass eine ernsthafte und durchdachte Lösung her müsse.
Staack bewertete positiv, dass sich etwas in die richtige Richtung bewege. Entscheidend sei nun, dass es nicht bei einzelnen Schnellschüssen des LEH bleibe. Es müsse flächendeckend und dauerhaft gehandelt werden, was einen moderierten Prozess erfordere.
Konflikte zwischen Marktpartnern lösen
Nachdem die Schwarz-Gruppe, zu der auch Lidl gehört, in der letzten Woche zugesagt hatte, 50 Millionen Euro Soforthilfe über die Initiative Tierwohl für Schweinebauern bereitzustellen, wurden am Mittwoch (9. Dezember) erste Gespräche mit Vertretern der Initiative Tierwohl (ITW) sowie mit Bundeslandwirtschaftsministerin, Julia Klöckner, geführt. Diskutiert wurde über Möglichkeiten, das Geld unbürokratisch an Landwirte auzuschütten.
Außerdem spricht sich Lidl für die Einrichtung einer neutralen Ombudsstelle aus, die bei kritischen Fragen zwischen Landwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel vermittelt. Marktpartner sollen so in einen schnellen, direkten Austausch gebracht werden: „Mit einem klaren Kodex und einer Ombudsstelle können wir Streitthemen an zentraler Stelle bündeln und viel schneller über Lösungen sprechen“, so Lidl.