Das ist ein Artikel vom Top-Thema:
Wenn die Hofübergabe zu scheitern droht
Die Hofübergabe ist oft nicht leicht, manchmal scheitert sie. Wichtig ist, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. Was Sie tun können.
Eykes* Augen leuchten, wenn er von seinen Kühen spricht. Er erzählt, dass er sich viele Gedanken über die Fütterung gemacht hat, einiges ausprobiert hat und mittlerweile Futterrüben füttert, weil er so eine gute Leistung und hohe Inhaltsstoffe erzielt. Er ist stolz auf seine Kühe und liebt seinen Beruf. All das sprudelt nur so aus ihm heraus. Doch wenn das Gespräch auf seine Eltern und den Gesamtbetrieb kommt, wird Eyke still.
Berufswunsch Landwirt stand von klein auf fest
Dass er Landwirt wird, stand immer fest. 2005 schloss er als Jahrgangsbester seine Ausbildung ab, absolvierte danach sein Bachelorstudium und kam dann auf den elterlichen Betrieb zurück, den er später übernehmen wollte. Doch dazu kam es nicht. Mittlerweile ist die Hofübergabe zum dritten Mal gescheitert.
"Am Ende gehört mir nichts"
Eyke hat den Betrieb seit 2014 gepachtet. Er hat über die Jahre viel Arbeit, Herzblut und Geld in den Betrieb gesteckt, hat ihn weiterentwickelt. Doch am Ende gehört ihm nichts davon. „Ich könnte mit einem kleinen Köfferchen gehen, obwohl ich das jetzt all die Jahre gemacht habe“, sagt der 40-Jährige heute traurig. Langsam muss er entscheiden, wie es weitergeht.
Wenn die Psyche leidet - Hilfe beim landwirtschaftlichen Sorgentelefon
Herausforderung Hofübergabe
Seine Geschichte ist kein Einzelfall. Die Hofübergabe stellt viele Familien vor Herausforderungen. Auch wenn alle Parteien das gleiche wollen – den Betrieb mit der nächsten Generation erfolgreich in die Zukunft führen – wird die Frage nach dem genauen Wie schnell zur unüberwindbaren Hürde. „Fast alle Bauern sind froh, wenn sie einen Nachfolger haben. Aber wenn sie einen haben, ist es so schwer – es ist Fluch und Segen zugleich“, fasst Anne Dirksen diesen Widerspruch zusammen. Sie leitet den Fachbereich Familie und Betrieb bei der LWK Niedersachsen und begleitet als Mediatorin regelmäßig Familien bei der Hofübergabe.
Umso wichtiger ist es, in der Familie über das Thema zu sprechen und dabei, wenn nötig, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wenn es für Eykes Familie noch eine Chance für eine erfolgreiche Hofübergabe gibt, dann wäre das Dirksen zufolge, dass alle einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden, zum Beispiel: Der Hof soll weiter geführt werden. Dazu könnte auch jetzt noch eine Mediation beitragen. „Auf jeden Fall Hilfe holen – egal, wie ausweglos es scheint“, lautet ihr Rat.
* Namen von der Redaktion geändert.
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Was passiert bei einer Mediation?
Der erste Schritt bei einer Mediation ist laut Anne Dirksen, den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Beteiligten zu suchen als Grundlage für das gemeinsame Ziel. Anschließend gehe es darum, die Bedürfnisse der einzelnen Menschen zu suchen, herauszufinden, warum wer wie reagiert und welche Gefühle im Spiel sind. Darauf aufbauend könne man gemeinsam schauen, welche Möglichkeiten es gibt. „Am Ende entsteht ein bunter Strauß von vielleicht zehn Möglichkeiten, die man nacheinander abklopft und schaut, was sich alle gemeinsam vorstellen können“, schildert Dirksen. So könne man sich letztlich auf konkrete Lösungsschritte einigen, die alle Beteiligten als Selbstverpflichtung unterschreiben.
„Eine Erfolgsgarantie hat man bei einer Mediation nie, aber je früher die Menschen sich melden und anfangen, miteinander zu sprechen, desto höher ist die Erfolgsquote“, betont Dirksen. Voraussetzung für eine Mediation sei:
- ein kleinster gemeinsamer Nenner, den man in der Mediation finden kann,
- und, dass alle Beteiligten bereit sind, sich zu bewegen.
Hier finden Sie Hilfe
Es gibt eine Vielzahl von Hilfs- und Beratungsangeboten, um landwirtschaftliche Familien bei familiären, aber auch finanziellen, strukturellen oder psychischen Problemen zu unterstützen. Die Alterskasse übernimmt für ihre Versicherten die Kosten für zehn Stunden sozioökonomische Beratung und Mediation. Neben Mediationen können Einzelcoachings oder Anrufe beim Sorgentelefon zu einer Lösung beitragen.
- Sozioökonomische Beratung der LWK Niedersachsen, Tel.: 0441-801329, E-Mail: anne.dirksen@lwk-niedersachsen.de
- Krisenhotline der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Tel.: 0561-78510101
Landwirtschaftliche Sorgentelefone:
- Katholische Landvolkhochschule Oesede, Sorgentelefon, Tel.: 05401-866820
- Evangelische Heimvolkshochschule Rastede, Tel.: 04402-84488
- Bildungs- und Tagungszentrum Ostheide, HVHS Barendorf, Tel.: 04137-812540
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Erreichbarkeit: Montag, Mittwoch, Freitag von 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr; Dienstag und Donnerstag von 19.30 Uhr bis 22.00 Uhr
Landwirtschaftliche Familienberatung in Niedersachsen:
- Ländliche Familienberatung Oesede, Region Weser Ems, Tel.: 05401-866862
- Evangelische Landwirtschaftliche Familienberatung Hannover, südöstliches Niedersachsen, und Landwirtschaftliche Familienberatung Barendorf, nordöstliches Niedersachsen, Tel.: 0511-1241800