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Moorschutz: Kann man den Betrieb mit Paludi-Kulturen halten?
Für bäuerliche Familien, die in den Moorgebieten Niedersachsen leben und arbeiten, hat der Moorschutz nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Dimension.
Häufig haben Milchviehbetriebe ihre Kühe auf das Grünland in Moorregionen geschickt. Doch seit einigen Jahren wird auch zu Alternativen geforscht, wie das Landvolk Niedersachsen berichtet. Denn wenn Moorflächen wiedervernässt werden sollen, ist das schwer kombinierbar mit der Weidetierhaltung. Was also stattdessen tun, um noch Ertrag zu erhalten?
Wirtschaftlichkeit beachten
Immer wieder werden sogenannte Paludi-Kulturen ins Spiel gebracht, also der Anbau von Pflanzen wie Rohrkolben, Schilf oder Torfmoose, die hohe Grundwasserstände vertragen oder sogar benötigen, so das Landvolk. Für Landwirtsbetriebe stellt sich allerdings die Frage, ob sie damit eine vergleichbare Wertschöpfung wie mit der Milcherzeugung erreichen können. „Zu Paludi-Kulturen wird seit 20 Jahren geforscht. Bislang hat aber noch niemand eine belastbare betriebswirtschaftliche Kalkulation vorlegen können, die Landwirte etwa für Verhandlungen mit der Bank verwenden könnten“, sagt Dr. Karsten Padeken, Vorsitzender beim Grünland-Ausschuss des Landvolks Niedersachsen.
Keine verlässlichen Absatzmöglichkeiten
Eine zumindest grobe ökonomische Bewertung von Paludi-Kulturen hat das Grünlandzentrum Niedersachsen-Bremen in einer Studie vorgenommen. Die Bilanz: Allein für die Einrichtung von geeigneten Flächen und das dafür erforderliche Wassermanagement werden durchschnittlich 14.000 Euro je Hektar fällig. Die Einrichtung von Torfmoos-Kulturen auf Hochmoor, die als Torfersatz für den Gartenbau dienen könnten, soll sogar mit rund 50.000 Euro je Hektar zu Buche schlagen. Dem steht gegenüber, dass es derzeit noch keine marktfähigen Produkte aus Paludi-Kulturen und somit keine verlässlichen Absatzmöglichkeiten gibt, heißt es in der Studie des Grünlandzentrums.
Moorschutz: Verantwortung gegenüber der Landwirtschaft
Staatliche Förderung in Aussicht
Eine massive staatliche Förderung könnte dies ändern, heißt es in der Mitteilung des Landvolks weiter. Eine Chance bestehe auch in der absehbar steigenden Nachfrage nach Bau- und Dämmstoffen mit niedrigem CO2-Fußabdruck, die beispielsweise für die Sanierung vieler öffentlicher Gebäude benötigt würden. „Noch ist dies jedoch mit vielen Unsicherheiten verbunden – ein Problem für Landwirte, die investieren und sich damit auf viele Jahre festlegen müssen“, gibt Padeken zu bedenken.
Vor dem Hintergrund des hohen Handlungsdrucks beim Thema Moorschutz kommt die Studie des Grünlandzentrums zu der Einschätzung, dass es sinnvoll ist, an schwach torfzehrenden herkömmlichen Nutzungsformen mit Weidehaltung festzuhalten, so wie es beispielsweise in den Niederlanden geplant ist. Dieser Ansatz bringe schnellere Effekte der Treibhausgaseinsparung und stelle die landwirtschaftlichen Betriebe vor weniger Probleme in der betrieblichen Umstrukturierung.