Die Landwirtschaft muss nachhaltiger werden. Auch Landwirtschaftsschüler machen sich Gedanken, wie sie später ihre Betriebe nachhaltig führen können. Aber wie lässt sich das messen?
Der „Nachhaltigkeitscheck Landwirtschaft“ (NaLa) hilft Landwirten, ihre gesamtbetriebliche Nachhaltigkeit zu prüfen, zu verbessern und zu dokumentieren. Aber nicht nur für Landwirte und Berater ist der Nachhaltigkeitscheck sinnvoll. Auch in der Ausbildung junger Landwirtinnen und Landwirte ist der Bedarf, Nachhaltigkeit zu thematisieren, da.
Sinnvoll für Betriebe und Schule
Landwirtschaftsschülerinnen und -schüler machen sich Gedanken, wie sie, die späteren Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, ihre Betriebe führen und zukunftssicher machen können. Daher ist „NaLa“ nicht nur auf den Betrieben, sondern auch sehr gut im Unterricht an beruflichen Schulen einsetzbar und bietet lernübergreifende und praktisch umsetzbare Ergebnisse.
Der „Nachhaltigkeitscheck Landwirtschaft“ (NaLa) wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft der Beratungsringe Weser-Ems e.V., der Arbeitsgemeinschaft für Landberatung e.V., dem Landfrauenverband Weser-Ems e.V., dem Niedersächsischen Landfrauenverband Hannover e. V., dem Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband e.V. und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen entwickelt. NaLa ist eine Excel-Anwendung, die von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen kostenlos zur Verfügung gestellt wird (www.lwk-niedersachsen.de; Webcode 01032926).
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Messbare Indikatoren
Für die Erfüllung verschiedener Nachhaltigkeitsforderungen werden Punkte vergeben. Dies lässt sich gut anhand eines Beispiels aus der Tierhaltung verdeutlichen. Bei der Frage nach der „betrieblichen, halbjährlichen Therapiehäufigkeit“
- werden für eine Kennzahl kleiner 1 drei Punkte vergeben,
- 2 Punkte erhält der Betrieb für Kennzahlen zwischen 1 und 2
- und für Kennzahlen größer 2 werden keine Punkte vergeben.
Je mehr Punkte erreicht werden, desto besser die Bewertung.
Notwendige Daten für NaLa hat jeder Betrieb
Für die meisten Nachhaltigkeitsanforderungen gibt es bei der Punktevergabe, wie in dem dargestellten Beispiel, konkret messbare Indikatoren, um die Bewertung zu erleichtern. In der Regel können Daten genutzt werden, die der Betrieb ohnehin erheben muss, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, anhand derer die Nachhaltigkeitsanforderungen bewertet werden. Hierzu gehören unter anderem die Ergebnisse der Bodenuntersuchungen, die Ergebnisse QS-Kontrollen oder die Lebensleistungen der Tiere. Seit diesem Jahr kann auch der verpflichtende Fragebogen zum integrierten Pflanzenschutz für die Bewertung der Nachhaltigkeit herangezogen werden. Ergänzende Bemerkungen helfen ansonsten bei der Beurteilung und der Punktevergabe.
So wird ausgewertet
Für die Auswertung werden drei „Nachhaltigkeitsbereiche“ unterschieden:
- „Umwelt und Tierwohl“,
- „Wirtschaftlichkeit“ und
- „Arbeits- und Lebensbedingungen“.
Zusätzlich erfolgt eine Bewertung des gesamten Betriebes. Die Bewertung der Ergebnisse anhand von Schulnoten ist vor allem für die Schülerinnen und Schüler sehr eingängig. Da es sich bei NaLa um eine einfach zu nutzende Excel-Anwendung handelt, ist der Einsatz unkompliziert möglich. Es müssen keine Programme installiert oder Apps heruntergeladen werden, ein PC oder Laptop reichen aus.
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Übersichtlich und einfach zu bearbeiten
Der Fragebogen ist sehr übersichtlich aufgebaut und kann ohne aufwendige Vorbereitung oder lange Erklärungen bearbeitet werden. Eine Überarbeitung des Fragebogens ist derzeit in Planung, da einige rechtliche Änderungen in der im Moment verfügbaren Version noch nicht berücksichtigt wurden. So werden beispielsweise die Ergebnisse des Nährstoffvergleichs (N- und P-Salden auf Ackerflächen) abgefragt, der jedoch seit der Novellierung der Düngeverordnung für die Betriebe nicht mehr verpflichtend ist.
NaLa in der Fachschule
NaLa lässt sich neben der landwirtschaftlichen Beratung auch sehr gut in der Ein- und Zweijährigen Fachschule einsetzen. Denn die Schüler sind mit den wichtigsten Daten ihrer Betriebe vertraut, wie beispielsweise die Teilnahme an Agrarumweltmaßnahmen oder die Gestaltung der Fruchtfolge. Die Möglichkeit mit eigenen, betriebsindividuellen Daten arbeiten zu können, verbessert zusätzlich die Motivation. Als Beispiel wird hier der Einsatz von NaLa in der einjährigen Fachschule Agrarwirtschaft vorgestellt. Hierzu gehören beispielsweise aus dem Bereich „Umwelt und Tierwohl“ die Ergebnisse der Bodenuntersuchungen oder die Ergebnisse von QS-Prüfungen (Status I, II, usw.).
Die Schüler lernen neue Möglichkeiten kennen, die Nachhaltigkeitsanforderungen auf ihrem Betrieb umzusetzen. Insbesondere der Austausch innerhalb der Gruppe mit gleichem oder ähnlichem betrieblichem Schwerpunkt verstärkt den ohnehin schon hohen Praxisbezug, der durch die Arbeit mit betriebseigenen Daten gegeben ist.
Da für viele Schüler die Forderung nach Nachhaltigkeit intuitiv mit komplexen Umweltauflagen verbunden ist, trägt die Arbeit mit NaLa erfolgreich dazu bei, sie dafür zu sensibilisieren, dass auch die effiziente Nutzung von Ressourcen, die Wirtschaftlichkeit, sowie die Arbeits- und Lebensbedingungen Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen müssen, um Betriebe langfristig erfolgreich führen zu können.
Öffentlichkeitsarbeit
Mit NaLa kann auch die Umsetzung und die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien verdeutlicht und dokumentiert werden, und die Betriebe erhalten so eine übersichtlich dokumentierte Datengrundlage – nicht nur für die Weiterentwicklung des eigenen Betriebes, sondern zum Beispiel auch für die Öffentlichkeitsarbeit und bei Diskussionen mit Gesellschaft, Medien und Politik. Eine häufige Reaktion nach der Nutzung von NaLa war: „Eigentlich machen wir ja schon richtig viele, gute Sachen.“