In letzter Zeit wird immer öfter darüber diskutiert, ob die ökologische Landwirtschaft nicht als Maßstab für gesunde Ernährung gelten soll. Dass die konventionelle Landwirtschaft hingegen immer weiter ins schlechte Licht gerückt wird, will das Landvolk Niedersachsen nicht hinnehmen.
"Wir sind doch schon viel weiter, aber für die Öffentlichkeit ist es am einfachsten und für Einschaltquote, Auflage oder Reichweite am erfolgreichsten, wenn man immer noch die alten Bilder von Gut und Böse aufrechterhalten und zeigen kann", kritisiert Ulrich Löhr, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen. "Und der große Bereich Landwirtschaft mit Tieren, Pflanzen und letztendlich Essen eignet sich besonders gut dafür, denn dazu haben wir 80 Millionen Experten im Land."
Guter oder schlechter Landwirt?
Laut Löhr komme es - egal ob kleiner oder großer Betrieb, konventionell oder ökologisch - auf den Betriebsleiter oder die Betriebsleiterin an. "Es gibt keinen guten oder schlechten Bauern, sondern welche, die es können bzw. nicht können – wie in jedem anderen Beruf auch", so Löhr. Er bewirtschaftet im Landkreis Wolfenbüttel einen konventionellen "Gemischtwarenladen" mit Hähnchenmast, Ackerbau sowie Damwild und ist an einer Biogasanlage beteiligt. Der Landvolk-Vize empfindet es als anmaßend, wenn "Angestellte staatlich beauftragter Überwachungsinstitutionen vermuten, dass Kontrollen nichts bringen würden".
Lohnt eine Umstellung auf ökologische Landwirtschaft?
Produktion läuft unter höchsten Standards
"Wir produzieren in Deutschland Lebensmittel unter den höchsten Standards Europas", stellt Löhr richtig. "Das gilt für ökologische Lebensmittel genauso wie für konventionell hergestellte. Alle Beteiligten müssen die jeweiligen Regeln und Gesetze einhalten, das war schon immer der Ansatz des Landvolks. Und wer dagegen verstößt, der gehört ganz klar bestraft. Egal ob Öko-Bauer oder konventionell wirtschaftender Landwirt." Daher mache ihn die "Schwarz-Weiß-Malerei" wütend. "Stattdessen findet unter den unterschiedlich wirtschaftenden Kollegen ein reger Austausch statt", kritisiert der Landwirt. "Man arbeitet zusammen, hilft sich gegenseitig und probiert gemeinsam aus – und das nicht erst und nur Projekten, wie FINKA, sondern schon seit Jahren. Miteinander nicht gegeneinander – heißt es unter den Kollegen. Es gibt keine Gräben mehr."
Es braucht mehr Nachfrage: Verbraucher sind in der Pflicht
Ähnlich sieht auch Carsten Bauck vom gleichnamigen Öko-Hof in Klein Süstedt bei Uelzen die Lage. Bauck ist Vorsitzender des Ausschusses Ökolandbau im Landvolk Niedersachsen und freut sich über jeden Landwirt, der seinen Betrieb auf ökologisch umstellen will. Nur so könne der Ökolandbau bis 2025 auf zehn Prozent und bis 2030 auf 15 Prozent wachsen. Allerdings sagt der Landwirt auch, dass es nicht allein Aufgabe der Politik, sondern auch des Verbrauchers sei, dass Bio-Produkte im Supermarktregal landen können. "Erst muss dafür gesorgt werden, dass die Nachfrage nach Öko-Produkten steigt, dann können konventionelle Betriebe die Umstellung vorantreiben – nicht umgekehrt", erinnert Bauck. Konventionelle wie ökologische Betriebe würden Planungssicherheit in Bezug auf die EU-Reformen brauchen. "Gerade die Öko-Verordnung mit all ihren Kontrollmechanismen hat sich in Deutschland bewährt, und bei der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ist der deutsche Bio-Standard bislang Vorreiter", so der Öko-Landwirt.
Konventionell und Bio: Betriebe lernen voneinander
Landwirtschaft brauch Planungssicherheit
Kritik äußert Bauck vor allem ab den diversen Aussagen verschiedener Akteure, die sich "lieber im Rampenlicht der Medien wiederfinden anstatt auf wissenschaftliche Expertise" zurückgreifen würden. "Mit solchen Aussagen ist niemandem geholfen: weder dem Verbraucher noch dem Bauern – egal ob konventionell oder bio", sagt Bauck. "Wir alle produzieren nach bestem Wissen und Gewissen – und letzten Endes kann ich Uli Löhr nur Recht geben: Es kommt auf den Manager des Hofes an, ob dieser gut wirtschaftet – im Sinne aller Beteiligter."