Durch Heuraufen lassen sich Grundfutterverluste und damit Kosten reduzieren. Je nach Ernährungszustand der Pferde kann auch ein Teil der Heumenge durch Stroh ersetzt werden.

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Verena Frank | am

Pensionspreise für Pferde: So berechnen Sie richtig

Die Pensionspferdehaltung ist für viele Landwirte zu einem wichtigen Produktionszweig geworden. Doch steigende Kosten machen den Stallbetreibern zu schaffen. Bei welchem Pensionspreis wirtschaftet der Betrieb wieder rentabel?

Futter, Betriebsmittel, Arbeitskräfte – alles ist teurer geworden. Zusätzlich belastet die Inflation das Budget der Pferdehalter. Aber Preiserhöhungen für die eingestellten Pensionspferde sind gerade bei steigenden Futtermittel- und Energiepreisen manchmal unumgänglich.

Wie viel Heu Pferde bekommen sollten, ist ein häufiges Streitthema zwischen Stallbetreibern und Pferdebesitzern. Besonders herausfordernd wird es bei Pferden in heterogenen Gruppen.

Die Kosten kennen

Um als Reitanlagenbetreiber entsprechend auf die Preissteigerungen reagieren zu können, ist es Voraussetzung, diese Steigerungen zu kennen oder zumindest abschätzen zu können. Einen Überblick bildet die Gliederung in betriebliche variable Kosten (z.B. Einstreu, Kraftfutter), betriebliche feste Kosten (z.B. Zinsen, Lohnkosten) und private Lebenshaltungskosten (z.B. Heizung, Sprit). Jeder Betriebsleiter sollte folgende drei Rentabilitätsschwellen kennen und für seinen Betrieb berechnen können:

  • Die Produktionsschwelle sagt aus, zu welchem Pensionspreis die variablen Kosten gedeckt sind.
  • Die Gewinnschwelle gibt an, bei welchem Pensionspreis sowohl die variablen als auch die festen Kosten gedeckt sind.
  • Die Unternehmer-Gewinnschwelle zeigt den Pensionspreis, bei dem neben variablen und festen Kosten auch die Faktorkosten (u.a. Lohnansatz für die eigene Arbeitszeit) abgedeckt ist. Der Pensionspreis der Unternehmergewinnschwelle stellt das Ziel dar.

Genaue Kalkulation

Wie sich jeder Pferdehalter einen Überblick über seine Kosten machen kann, zeigt der online verfügbare kostenlose Deckungsbeitragsrechner der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Das Programm bietet eine Vorlage zur Berechnung des Deckungsbeitrages wie auch einer Vollkostenrechnung. Die voreingestellten Zahlen können und sollen durch betriebsindividuelle Zahlen ersetzt werden. Die tatsächlichen betriebsindividuellen Zahlen können aus der Buchführung, aus Rechnungen oder anderen Aufzeichnungen ermittelt werden. Das Programm bietet die Möglichkeit, verschiedene Varianten zu rechnen, sodass beispielsweise die Kosten für 2021 und für 2022 (mit Preissteigerungen) verglichen werden können.

Pensionspreis anheben

Das Wissen über die Kostensteigerungen allein bringt noch nichts. Pensionspferdehalter haben im Vergleich zu vielen anderen landwirtschaftlichen Betriebszweigen die Möglichkeit, Preise selbst festzulegen. Pensionspreissteigerungen können daher bei Einhaltung entsprechender Fristen vom Stallbetreiber durchgeführt werden.

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Planbare Preiserhöhungen

Eine kleine Umfrage in Bayern bei Pensionspferdehaltern zeigte, dass ein großer Teil (40 Prozent) dieses Jahr noch keine Pensionspreiserhöhung durchgeführt hat, 35 Prozent bereits eine Preiserhöhung von ein bis 30 Euro (brutto), 20 Prozent von 31 bis 70 Euro und fünf Prozent mehr als 71 Euro erhöht haben. Vielen Betriebsleitern fällt die Entscheidung zur Preiserhöhung wegen der damit häufig verbundenen unangenehmen Gesprächen schwer, weswegen das Ergebnis nicht überraschend ist. In diesem Zusammenhang kann eine Staffelmiete (vertraglich festgelegte Pensionspreiserhöhungen) sowie die Pensionspreisbindung an den Verbraucherpreisindex überlegt werden. So werden Preiserhöhungen für den Pferdebesitzer und Betriebsleiter planbarer.

Transparent kommunizieren

Bei den aktuellen Preissteigerungen kommen Betriebsleiter um eine Pensionspreiserhöhung nicht herum. Mittelfristig kann die Reitanlage nur auf gesunden Füßen geführt werden, wenn ein entsprechender Gewinn und eine Eigenkapitalbildung erzielt werden. Sonst können keine betrieblichen und privaten Rücklagen gebildet werden. Für Verständnis auf Seite der Pferdesitzer sollten die Pensionspreiserhöhungen zum Beispiel auf einer Stallbesprechung transparent kommuniziert werden.

Finanzielle Krise als Chance

Die finanzielle Krise kann auch als Chance gesehen werden. So hat die Coronakrise der Digitalisierung einen Schub verliehen. Neben reinen Pensionspreissteigerungen können sich Betriebsleiter überlegen, wie zusätzliche Einnahmen generiert werden können. Im Mittelpunkt der Diskussion steht dabei, dass für Extraleistungen (z.B. Eindecken, Medikamentengabe) auch extra Gebühren verlangt werden. Außerdem könnten Förderungen durch zum Beispiel Vertragsnaturschutzprogramme überlegt werden.

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Kosten senken

Auf der anderen Seite sollten sich Betriebsleiter Gedanken machen, wie sie die Kosten auf ihrem Betrieb senken können. Da mehr als die Hälfte der variablen Kosten auf das Grundfutter und die Einstreu fallen, sind hier die größten Einsparpotenziale. Überlegungen wären z.B. durch Heuraufen, Grundfutterverluste zu reduzieren oder einen Teil der Heumenge durch Stroh zu ersetzen.

Optimierung des Betriebes

Kostensenkungen bei der Einstreu wären durch Liefergemeinschaften zu erzielen oder durch Umstellen auf eine andere Einstreu. Aber auch beim Kraftfutter kann hinsichtlich der Art (z.B. Hafer statt Müsli) und der Menge („weniger ist mehr“) optimiert werden. Jeder Betrieb bietet Möglichkeiten der Optimierungen. Es ist an der Zeit, sie auszuschöpfen.Jetzt ist es Aufgabe eines jeden Betriebsleiters, Optimierungsmöglichkeiten im eigenen Betrieb aufzudecken, die eigenen Zahlen zu durchleuchten und notwendige Pensionspreissteigerungen gegenüber den Pferdebesitzern transparent zu kommunizieren und durchzuführen.

Den Deckungsbeitragsrechner finden Sie unter: www.stmelf.bayern.de/idb/pensionspferd.html

Der Bayerische Bauernverband bietet ein kostenloses Online-Seminar am 14. Februar an, auch für Nicht-BBV-Mitglieder. Anmeldung unter: www.bildung-beratung-bayern.de/?tid=914460

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