Stromspeicher

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Nicolette Emmerich | am

Photovoltaik-Stromspeicher: Wie hoch ist die Brandgefahr?

Aufgrund des Ukraine-Kriegs und der Energiewende rücken Energiespeicher immer mehr in den Fokus. Doch wie sieht es mit der Brandgefahr der Photovoltaik(PV)-Stromspeicher aus und wie kann man Bränden vorbeugen? Hier gibt´s die Antworten.

Wie viele Heimspeicher gibt es derzeit in Deutschland?

Ulrich Wolf von pvsafety gibt Antworten.

Ende 2021 lag die Zahl der PV-Heimspeicher laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW e.V.) in Deutschland bei insgesamt rund 413.000 an. Es wurden im Jahr 2021 rund 141.000 Systeme neu installiert. In der Regel dürften dies Lithium-Ionen-Batterien gewesen sein, denn diese kommen überwiegend in Wohngebäuden für die Speicherung von Strom aus Erneuerbaren Energien zum Einsatz. Ansonsten gibt es noch Blei-Säure-Batterien oder auch Salzwasserbatterien etc. Hier ist die Brand- bzw. Explosionsgefahr geringer.

Wie häufig kommt es zu einem Brand?

Brandereignisse durch PV-Heimspeicher sind angesichts der Zahl der installierten Systeme sehr selten. Mir sind 3 Brände bekannt, die von Speichern ausgingen. Bei einem Brand an einem Speicher brannten elektronische Bauteile, ohne dass die Batteriezellen betroffen waren. Hinzu kommen noch weitere Vorfälle, bei denen es Verpuffungen gegeben haben soll. Hierzu habe ich allerdings keine weiteren Details zum Hergang, Auswirkungen und Schadenshöhe.

Was sind die (häufigsten) Brandursachen?

Ursache für die eben genannten Brände waren meines Wissens nach defekte Batteriezellen. Bei Lithium-Ionen-Batterien sorgt ein sogenanntes Batteriemanagementsystem dafür, dass die Ladung und Entladung der Zellen in dem für den sicheren Betrieb nötigen Bereich stattfindet. So wird zum Beispiel der Ladezustand, die Zelltemperatur und weitere wichtige Parameter überwacht und entsprechend geregelt. Trotzdem kann es vorkommen, dass einzelne Zellen thermisch durchgehen und eine Kettenreaktion auslösen. In der Fachsprache nennt man das Thermal Runnaway. Dieser Vorgang ist relativ schwer zu stoppen. Je nach der verwendeten Zellchemie ist das Risiko eines Brandes durch die Zellen unterschiedlich und man forscht an „unbrennbaren“ Batterien.

Wie sollte man im Falle eines Brandes reagieren?

Stellt man einen Brand an seinem PV-Heimspeicher fest, sollte man als erstes die Feuerwehr über den Notruf 112 alarmieren und die Bewohner des Gebäudes warnen und in Sicherheit bringen. Sollte der Brand und die Rauchentwicklung noch klein beziehungsweise gering sein, kann man mit einem Handfeuerlöscher versuchen, den Brand zu bekämpfen. Ich halte dies aber nur in wenigen Ausnahmefällen für gefahrlos möglich. Zielführender und sicherer ist es, die Stromversorgung des Speichers abzuschalten. Leitungsschutzschalter in Unterverteilungen und eventuelle Notschalter am Speicher sind in der Regel auch durch Laien bedienbar. Ist ein Löschversuch nicht mehr möglich, sollte man die Türen zum Brandraum und den anderen Räumen schließen, um eine Verrauchung des Gebäudes zu vermeiden.

Wie schwer sind die Brände zu löschen?

Für einen Laien ohne entsprechende Schutzausrüstung ist es, wie gerade erwähnt, schwer möglich einen fortgeschrittenen Brand zu löschen. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr verfügen über die entsprechende Ausrüstung, Ausbildung und Geräte zur Brandbekämpfung. Ein PV-Heimspeicher kann, falls die Batterien vom Brand betroffen sind, heftig brennen und es kann dazu kommen, dass die Batteriezellen zerknallen, aber dies Szenario ist beherrschbar.

Entstehen giftige Gase beim Brand eines Heimspeichers?

Ja, wie bei allen Bränden, bei denen Kunststoffe und elektrische Bauteile verbrennen, entstehen mitunter sehr giftige Dämpfe und Gase. Deswegen schützen sich Einsatzkräfte Atemschutzgeräten und Einsatzkleidung.

Wie können Heim-Speicherbesitzer einem Brand vorbeugen?

Teil der Brandvorbeugung ist die regelmäßige Wartung aller elektrischen Anlagen. Für gewerbliche Anlagen ist dies vorgeschrieben und wird im privaten Bereich empfohlen. Darüber hinaus ist es für Wohngebäude angeraten, in den Räumen mit Stromspeichern Rauchwarnmelder zu installieren, die die Bewohner frühzeitig warnen. Grundsätzlich kann ich sagen, dass von PV-Heimspeichern keine explizite Gefahr ausgeht, wenn die Geräte ordnungsgemäß installiert wurden. Die vom Fachhandwerk angebotenen Speicher sind nach den hierfür geltenden Normen hergestellt und geprüft. Derzeit gibt es meines Wissens nach keine besonderen Vorschriften bezüglich des Aufstellortes für Batteriestromspeicher in Privatgebäuden. Aber ich würde empfehlen, einen Raum zu wählen, der ein Fenster, beziehungsweise eine ausreichend große Abluftöffnung ins Freie und eine feuerhemmende Tür hat. Außerdem sollten und sich im Raum keine weiteren Geräte und Anlagen befinden. Das minimiert den Schaden, falls es doch mal brennen sollte.

Der Beitrag „Photovoltaik-Stromspeicher: Wie hoch ist die Brandgefahr?“ ist zuerst erschienen bei agrarheute.

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