Nahrungsergänzungsmittel

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Imke Harms | am

Blei gefunden: Nahrungsergänzungsmittel oft schlecht gekennzeichnet

Mit der Einnahme von sogenannten NEMs möchte man seinem Körper doch eigentlich etwas Gutes tun. Das ist aber nicht immer der Fall.

Ein paar Vitamin C-Kapseln hier, ein Algenpräpat dort oder Pflanzenextrakte zur Steigerung des Wohlbefindens – Nahrungsergänzungsmittel sind beliebt. Verbraucherinnen und Verbraucher geben in Deutschland nach Informationen des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) in Mecklenburg-Vorpommern jährlich etwa eine Milliarde Euro dafür aus. Diese Aussage stützt sich auf Daten nach einer Umfrage des Bundesinstitutes für Risikobewertung. 57 Prozent der deutschen Bevölkerung habe demnach im Jahr 2021 Supplemente eingenommen.

Stichprobenkontrolle der Präparate

Nahrungsergänzungsmittel versprechen Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die als Lebensmittel dazu bestimmt sind, die allgemeine Ernährung zu ergänzen. Stichprobenartig seien diese Produkte in der staatlichen Kontrolluntersuchung untersucht worden - insgesamt 102 verschiedene Präparate zwischen 2020 bis Ende 2022. Davon stammten elf aus dem Internethandel.

Mängel in der Kennzeichnung nachgewiesen

„Etwas mehr als ein Drittel, konkret 35 Proben, erfüllten die rechtlichen Anforderungen an ein NEM aus verschiedenen Gründen nicht und mussten beanstandet werden“, sagt Dr. Stephan Goltermann, Direktor des LALLF in Rostock. Die Hauptgründe seien diverse Kennzeichnungsmängel gewesen. Insbesondere unzulässige gesundheits- oder krankheitsbezogene Angaben machten bei Nahrungsergänzungsmitteln immer wieder Probleme. „Mit Angaben wie z. B. „Propolis kann Halsbeschwerden lindern und das Immunsystem stärken“ oder „Mariendistel kann die Funktion der Leber stärken“, darf bei Nahrungsergänzungsmitteln weder auf der Verpackung, noch in Prospekten oder im Internet geworben werden“, erklärt Goltermann.

Frau steigt mit einem Einkaufsbeutel aus dem Auto, Einkauf, Lebensmittel

Abweichende Inhaltsstoffe in den NEMs

Auch abweichende Inhaltsstoffe wurden erkannt: So enthielt ein NEM zu viel Blei und ein anderes war aufgrund seines hohen Vitamin D-Gehaltes kein Lebensmittel mehr. „Ein Problem in der Beurteilung der Proben ist für uns, dass in der EU hinsichtlich der Höchstmengenregelungen zu Vitaminen und Mineralstoffen und bei den sogenannten Botanicals, also pflanzlichen Inhaltsstoffen, noch immer keine Harmonisierung erfolgt ist. Das bedeutet, dass jeder Mitgliedstaat eigene Regelungen dazu trifft. Dadurch werden in den verschiedenen Mitgliedsstaaten die gleichen Produkte ggf. unterschiedlich beurteilt.“

Kein behördliches Zulassungsverfahren

Anders als zum Beispiel Arzneimittel, durchlaufen NEM kein behördliches Prüfungs- und Zulassungsverfahren, in dem die Wirksamkeit der Präparate und die tatsächliche gesundheitliche Unbedenklichkeit nachgewiesen werden muss. Vor dem ersten Inverkehrbringen ist lediglich eine Anzeige beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit notwendig. Damit sei nach Angaben des Institutes jedoch keine Prüfung auf die Verkehrsfähigkeit verbunden. Für die Sicherheit seien die Hersteller eigenverantwortlich. Die Überwachung und Kontrolle der Produktkennzeichnung sowie die Einhaltung von lebensmittelrechtlichen Bestimmungen erfolge stichprobenartig durch die amtliche Lebensmittelüberwachung der Bundesländer.

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Einnahme von Ergänzungsmitteln mit Arzt besprechen

„Grundsätzlich ist die Einnahme von NEM eine persönliche Entscheidung jedes einzelnen Verbrauchers. Wer sie konsumieren möchte, sollte möglichst nur Produkte von vertrauenswürdigen Anbietern beziehen und die Einnahme mit seinem Arzt besprechen“, rät Goltermann.

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Tatsächlich sieht das Verbraucherverhalten oft so aus: Menschen konsumieren mehr energiereiche Nahrungsmittel, Fette, Zucker und Salz als empfohlen. Und viele essen nicht genug Obst, Gemüse und andere Ballaststoffe wie Vollkornprodukte, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilt. Die ungünstigen Essgewohnheiten werden durch Faktoren wie das verstärkte Angebot an verarbeiteten Lebensmitteln und begünstigt, so die WHO.

Nichts geht über ausgewogene Ernährung

Wer lieber keine Kapseln schlucken will, sollte sich informieren, welche landwirtschaftlichen Betriebe in der Umgebung als Direktvermarkter auftreten. Da weiß man, wie Gemüse, Obst, Milchprodukte oder Fleisch produziert wurden und wo das Nahrungsmittel herkommt.

Mit Material von Lallf, WHO, BfR

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