Containerschiff in Richtung Hafen Hamburg

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Norbert Lehmann | am

Defizit in Deutschland: Mehr Lebensmittel müssen importiert werden

Deutschland importiert immer mehr Lebensmittel. In der Handelsbilanz klafft ein Rekorddefizit.

Im vergangenen Jahr hat Deutschland erstmals Lebensmittel und Agrarprodukte im Wert von mehr als 100 Mrd. Euro importiert. Das Außenhandelsdefizit mit Obst, Gemüse, Fleisch und Getreide erreichte daher den Rekordwert von mehr als 20 Mrd. Euro. Das geht aus vorläufigen Zahlen zum Agrarhandel 2022 hervor, die die deutsche Agrarexportorganisation GEFA vorgelegt hat.

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Deutschland verabschiedet sich aus seiner Verantwortung in der Welt

„Deutschland verlässt sich immer mehr darauf, dass andere Länder und Weltregionen für uns Lebensmittel produzieren“, sagte GEFA-Sprecher Hartmut Kretschmer. Die Einfuhren von Lebensmitteln und Agrarprodukten stiegen 2022 gegenüber dem Vorjahr sprunghaft auf 110,5 Mrd. Euro. Dem standen im vergangenen Jahr Ausfuhren im Wert von nur 90,2 Mrd. Euro gegenüber. Das Außenhandelsdefizit bei Agrar- und Ernährungserzeugnissen verschlechterte sich dadurch innerhalb eines Jahres im Wert um rund 18 Prozent. Mengenmäßig war der Rückschritt noch größer, nämlich 34,3 Prozent.

Alles wird teurer: Bauernpräsident Joachim Rukwied schätzt, dass Lebensmittelpreise in 2023 auf hohem Niveau bleiben. (Symbolbild)

Schwächung des Standorts Deutschland

Der seit Jahren zu verzeichnende negative Trend in der Handelsbilanz der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft hat sich damit im vergangenen Jahr verschärft. Aus Sicht der GEFA machen die Zahlen deutlich, dass sich Deutschland als agrarischer Gunststandort offensichtlich zunehmend aus der Versorgung der Weltbevölkerung verabschiedet. „Während die Welt nach wie vor mehr als 800 Millionen hungernde und etwa 2 Milliarden nicht bedarfsgerecht versorgte Menschen aufweist, sind aktuell eine deutliche Schwächung des Standorts Deutschland und ein rückläufiger Beitrag Deutschlands zur Nahrungsmittelsicherheit zu verzeichnen“, sagte Kretschmer.

Sichere Eigenversorgung mit Lebensmitteln

Die GEFA unterstrich, dass Deutschland und die EU eine globale Mitverantwortung für die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln haben. Um diese wahrnehmen zu können, benötigten die Unternehmen endlich konsistente Initiativen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zur Sicherung des Standorts Deutschland und zur Beschleunigung aktueller Marktöffnungsverfahren im Ausland. Konkret fordern die in der GEFA organisierten Unternehmen: Der agrarische Gunststandort Deutschland muss sowohl für die sichere Eigenversorgung als auch in Hinblick auf seine Verantwortung für die Lebensmittelversorgung in der Welt gestärkt werden.

Weizen

Minister Özdemir soll der Marktöffnung Priorität einräumen

Marktöffnungsverfahren müssen Priorität im politischen Handeln des Landwirtschaftsministeriums bekommen. Die Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Welthandels hin zu nachhaltigen Produktionsverfahren müssen dringend verstärkt werden, statt nationale Einzellösungen zu beschließen. Instrumente der Exportförderung müssen im Sinne der Standortsicherung für Betriebe und Arbeitskräfte beibehalten werden.

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