Schon trocken, obwohl es noch Winter ist: Das Wasserdefizit wird größer. (Symbolbild)

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Imke Harms | am

Dürre im Winter: Was die Trockenheit wirklich bedeutet

Gerade noch schmilzt der letzte Schnee, auch Regen ist angekündigt. Dennoch ist es viel zu trocken. Die Fakten.

Es ist März. Besonders im Norden Deutschlands ging der Winter in den vergangenen Tagen und Wochen einher mit Schneefall, Regen und Wind. Gefühlt war es sehr nass. Doch das trügt, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtet. In mehreren Ländern Europas herrscht derzeit Dürre. Was bedeutet das für die kommenden Monate und wie stark ist Deutschland betroffen? 

Sinkende Pegelstände, Waldbrände und Dürre

In Frankreich fiel zu Beginn des Jahres so gut wie kein Regen, auch in Italien machen sich die Auswirkungen einer Winterdürre bemerkbar: Im Gardasee sinkt der Pegelstand genauso wie in den Kanälen Venedigs, wo derzeit die Gondeln auf Grund laufen. In der spanischen Provinz Katalonien sollen Parks und private Gärten nicht mehr bewässert werden, die Landwirtschaft ist dort zum Wassersparen angehalten. Selbst in Ländern, in denen es normalerweise häufig regnet, herrscht in diesem Winter Dürre. So mangelt es auch in Großbritannien an Niederschlag, in Irland wurden in diesem Jahr wegen Trockenheit schon 20 Waldbrände gemeldet.

Kaum Schneefall in den Alpen

Ein wichtiger Grund für die Winterdürre in Zentraleuropa sei laut HAZ der geringe Schneefall in den Alpen. „Normalerweise sammelt sich dort im Winter der Schnee und speist bei Tauwetter die großen Flüsse wie den Rhein, die Donau, die Rhone oder den Po“, erklärt Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wir nennen die Alpen deshalb auch einen Wasserturm.“ In diesem Winter liegen in den Bergen aber in vielen Regionen nur etwa 50 Prozent der üblichen Schneemenge. Nicht nur, weil es weniger geschneit hat, sondern auch, weil es schon zu Weihnachten bei milden Temperaturen eine Schmelzphase gab, in der Schnee bereits abgetaut ist.

Immer noch zu wenig Regen für den Acker

Niedrige Grundwasserstände

Deutschland stehe im Vergleich zu Italien oder Frankreich derzeit noch besser da, sagt Hattermann: „Bei uns gab es im Januar und Februar ganz gute Niederschläge. Aber auch in vielen Gebieten Deutschlands befindet sich der Grundwasserpegel auf einem Rekordtief.“ Die Situation habe sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten entwickelt: „Es ist fast schon das fünfte Jahr in Folge mit Dürre, da hat sich einiges an Wasserdefiziten aufsummiert. Außerdem hat aufgrund der höheren Temperaturen die Verdunstung zugenommen.“

Dürre: Was passiert im Sommer?

Wie sich die Situation bis zum Sommer weiterentwickele, lasse sich derzeit noch nicht sicher sagen. Eine durchschnittliche Niederschlagsmenge im Frühjahr werde aber nicht genügen, um den Grundwasserspiegel aufzufüllen. Zudem herrsche Trockenheit in den unteren Bodenschichten, sodass das versickernde Wasser zu großen Teilen nicht bis zum Grundwasserspiegel durchdringt.

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Die Gefahr der anhaltenden Trockenheit

Andreas Marx ist als Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) tätig und war an der Entwicklung des Dürremonitors für Deutschland beteiligt. Direkte Schäden drohten durch eine Dürreperiode im Winter erst einmal noch nicht, sagt er. Allerdings sei man für die Gefahr anhaltender Trockenheit inzwischen sensibilisiert. Und richtig sei, dass das Risiko für eine starke Dürre im Sommer steige, wenn schon im Frühjahr der Grundwasserspiegel niedrig sei. „Wenn es dazu kommt, dann drohen tatsächlich Schäden für Land- und Forstwirtschaft“, sagt Marx.

Mit Material von HAZ

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