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Bäume pflanzen: So vermeiden Sie Pflanzungsfehler
Wird beim Pflanzen eines Bäumchens die Wurzel deformiert, hat es schlechte Chancen, zu einem stabilen Baum heranzuwachsen. Doch leider kommen Pflanzungsfehler sehr häufig vor. Wir zeigen, wie sie sich vermeiden lassen.
Eine gute Wurzelentwicklung ist die Grundlage dafür, dass ein Baum stabil heranwachsen kann. Es hängt demnach vieles davon ab, wie die junge Pflanze in den Boden kommt, also von der pflanzenden Person und dem Verfahren, das sie anwendet. Der erhebliche Einfluss, den die Pflanzung auf die Entwicklung der Wurzel und damit auf die Entwicklung des ganzen Baumes hat, ist schon lange bekannt. Trotzdem sind Pflanzungsfehler weit verbreitet.
Leider führen solche Pflanzungsfehler zu hohen wirtschaftlichen Verlusten. Diese werden allerdings nicht sofort sichtbar, denn sie sind im Boden gut versteckt. Was auf den ersten Blick nach einer gelungenen Kultur aussieht, kann sich Jahre später als Sorgenkind entpuppen. So fallen erst jetzt – rund 15 Jahre nach dem Sturm Kyrill – zahlreichen Waldbesitzenden die Pflanzungsfehler, die damals bei den Kulturmaßnahmen gemacht wurden, vor die Füße.

Das Ergebnis einer unsachgemäßen Pflanzung: Offensichtlich ist diese deformierte Wurzel nicht in der Lage, den jungen Baum zu versorgen und ihm stabilen Halt zu geben. © NW-FVA, Abt. B, SG3
Nur qualitativ hochwertiges Pflanzgut verwenden
Bei der Annahme der Pflanzen ist auf die Qualität zu achten. Werden die geforderten Qualitätskriterien nicht eingehalten, sollte die Pflanzenannahme verweigert werden. Die Pflanzen sollten frisch und vital sein und die Pflanzengröße dem bestellten Sortiment entsprechen. Spross und Wurzel müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und dürfen keine unnatürlichen Verformungen aufweisen. Wurzelballen von Containerpflanzen sollten gut durchwurzelt sein und dürfen nicht grob zerfallen. Bei der Überprüfung müssen zudem baumartenspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden, z.B. eine natürlich vorkommende Wurzeldeformation bei Roteiche oder ein weißliches Pilz-Myzel, die sogenannte Mykorrhiza, im Wurzelbereich; diese ist für die Pflanze förderlich.
Pflanzen sachgemäß lagern und behandeln
Sollte nach der Anlieferung der Pflanzen eine Lagerung notwendig werden, ist es für wurzelnackte Sortimente ratsam, einen Bodeneinschlagsplatz vorzubereiten. Darin werden die Pflanzenbunde mit feinkörniger Erde bis zum Wurzelhals abgedeckt. Während der Zeit im Einschlag sollten die Pflanzen in regelmäßigen Abständen bewässert und auf Mäuseschäden kontrolliert werden. Containerpflanzen werden am besten an einem kühlen, vor Wind- und Sonne geschützten Ort (z.B. Scheune) unter einer Plane gelagert. Dabei dürfen die Wurzeln bzw. Wurzelballen nicht austrocknen und sind feucht zu halten. Je nach Außentemperatur, Lagerungsdauer und Zustand der Pflanzen hat sich eine Bewässerung kurz vor der Pflanzung bewährt.
Das Pflanzverfahren orientiert sich an der Wurzel, nicht umgekehrt
Feinwurzeln sind entscheidend für die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen und somit für den Anwuchserfolg. Daher sollten sie grundsätzlich nicht abgeschnitten werden. Ausnahmen bilden einzelne zu lange Seitenwurzeln. Es empfiehlt sich für den Fall, dass die Wurzeln größer als erwartet ausfallen, ein alternatives Pflanzverfahren einzuplanen. Auch bei Containerpflanzen sollte bekannt sein, welche Containergröße geliefert wird, damit ein angepasstes Pflanzverfahren gewählt werden kann.
Die Wurzeln müssen sich frei entfalten können
Ist das Pflanzloch zu klein für die Wurzel, werden diese häufig durch Quetschen, Stauchen oder Eindrehen deformiert. Von diesen Verformungen können sich die Setzlinge nicht erholen. Vielmehr verhindern solche Deformationen eine ausreichende und stabile (Tiefen-) Durchwurzelung und verringern die Stabilität der Pflanzen langfristig. In der erwähnten bayerischen Studie konnten die Auswirkungen unsachgemäßer Pflanzung noch 40 Jahre später nachgewiesen werden.
Verschmierungen (bei der Verwendung von Pflanzlochbohrern) und Verdichtungen (z.B. durch zu festes Antreten) des Bodens können eine freie Wurzelentwicklung ebenso verhindern und sollten daher vermieden werden.
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Die Pflanze weder zu tief noch zu hoch pflanzen
Nach der Pflanzung soll der Wurzelhals etwa 2-3 cm mit Erde bedeckt sein. Beim Wurzelhals handelt es sich um den Übergang von der Wurzel (weiß) zum Spross (grün). Ist man sich über die genaue Lage nicht sicher, so kann die Einfärbung unter der Rinde mit dem Fingernagel geprüft werden.
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Die Wurzel muss Kontakt zum Mineralboden haben
Für das Pflanzenwachstum ist ein direkter Kontakt zwischen Wurzel und Mineralboden notwendig. Leichtes Antreten sorgt für eine solche Verbindung, indem dadurch Lufteinschlüsse aufgelöst werden. Keinesfalls darf in eine Mulchschicht gepflanzt werden, die eventuell durch vorausgehende Bodenbearbeitung entstanden ist.
Pflanzzeitpunkt beachten!
Es hat sich bei wurzelnackten Sortimenten bewährt, Pflanzmaßnahmen in den Wintermonaten (ab Mitte November) durchzuführen, um die höhere Bodenfeuchtigkeit auszunutzen; dies gilt v.a. für alle Laubbaumarten. Bei immergrünen Nadelbaumarten (insbesondere Douglasie und Kiefer) besteht das Risiko der Frosttrocknis. Hier ist daher eine Frühjahrspflanzung empfehlenswert. Allerdings sind solche Frühjahrskulturen durch sich anschließende, lang anhaltende Trockenperioden – wie sie zunehmend auftreten – besonders gefährdet.
Bei Containerpflanzen sollte, in Abhängigkeit von der Containervariante, die Möglichkeit der Spätsommerpflanzung (bis Mitte Oktober) genutzt werden. Auf diese Weise kann das Wurzelwachstum ausgenutzt werden, das in dieser Jahreszeit noch stattfindet.