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Baum des Jahres 2022 ist die Rotbuche
Das gab es noch nie. Die Wahl zum "Baum des Jahres" fiel auf eine Baumart, die 1990 schon einmal diesen Titel trug: die Rotbuche. Damit rückt sie im kommenden Jahr erneut in den Fokus der Öffentlichkeit und das hat gute Gründe.
Die Baum-des-Jahres-Stiftung hat die Rotbuche (Fagus sylvatica) zum 34. Baum des Jahres gewählt. Im kommenden Jahr wird ihr der Titel damit (nach 1990) zum zweiten Mal zuteil. Mit ihrer Wahl will die Stiftung auf den Einfluss von klimatischen Veränderungen auf den Wald aufmerksam machen, die am Beispiel der Buche besonders deutlich abzulesen sind.
Buche ist der häufigste Laubbaum in Deutschland
Die Buche ist die häufigste Laubbaumart in Deutschlands Wäldern. Sie kann bis zu 45 Meter hoch und etwa 350 Jahre alt werden. Da die Buche in unseren Breiten in ihrem Wuchsoptimum ist, zudem als sehr schattentolerant gilt und selbst viel Schatten wirft, ist sie allen anderen Baumarten überlegen. Deshalb wären unter natürlichen Bedingungen – also ohne den Einfluss des Menschen – weit über zwei Drittel Mitteleuropas von dichten Buchenwäldern bedeckt, mit Ausnahme der zu nassen und zu trockenen Standorte.
Die Buche sei auf einem Viertel der Fläche der Niedersächsischen Landesforsten die Hauptbaumart, sagte Dr. Klaus Merker, Präsident der Niedersächsischen Landesforsten.
Das Holz der Buche ist fest, aber nicht sehr witterungsbeständig. Es wird daher vor allem für den Möbelbau, Fußböden, Furnier- und Sperrholz, aber auch als Eisstiele, Brennholz und in Form von Schichtholzbalken mittlerweile sogar als Konstruktionsholz genutzt.
Buche wichtig für den Waldumbau
Ihr großer Mischungsanteil liege unter anderem in ihrer Eigenschaft als "Mutter des Waldes" begründet, denn alte Buchen sorgten mit ihren Eckern für reichlich Nachwuchs. "Die Buche war und ist aber auch immer die Baumart, an der für unseren Waldumbau kein Weg vorbeiführt", erläuterte Merker weiter. Jährlich würden in den Landesforsten – je nach Verfügbarkeit entsprechenden Pflanzgutes – über eine Million Buchen gepflanzt. Schwerpunkte liegen hierbei in der Anreicherung bisher wenig gemischter Fichten- und Kiefernwälder zwischen Harz und Heide.
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Ist die Buche Hoffnungsträger für den Klimawandel?
Zuletzt war die Buche allerdings aufgrund der teilweise starken Schädigung, die sie durch Dürre und Hitze in den vergangenen Sommern erlitten hatte, in den Fokus der Forstleute und der Öffentlichkeit geraten. Ruhten bisher wegen ihres hohen Anpassungsvermögens große Hoffnungen auf der Buche, so war nun zu vermuten, dass die Geschwindigkeit der klimatischen Veränderungen ihre Anpassungsfähigkeit vielerorts überschreitet. "Zwar haben uns die letzten Jahre die Grenzen der Buche aufgezeigt – wegen immer vielfältigeren Verwendungsmöglichkeiten des Buchenholzes und ihres ökologischen Wertes kommt ihr dennoch weiterhin eine wichtige Bedeutung zu", ergänzte Merker.
Stefan Meier, Präsident der Baum-des-Jahres-Stiftung, bezeichnete die Baumart dennoch als Hoffnungsträger, weil junge Buchen durchaus in der Lage seien, mit den Klimaveränderungen klarzukommen, wenngleich die zurückliegenden Jahre allen Bäumen stark zugesetzt hätten. Die Buche sei auch prädestiniert dafür, in die Lücke zu springen, die die Fichte durch das großflächige Absterben besonders in den Mittelgebirgslagen hinterlasse. Sie spiele daher eine große Rolle beim Waldumbau.
Trockenjahre schaden auch der Buche
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) gibt in einer Erklärung zu bedenken, dass die jüngsten Erfahrungen die Forstleute zweifeln lassen, ob die Buche tatsächlich die klimaplastische Baumart der Zukunft sei. Tatsache sei, dass eineinhalb Trockenjahre offenbar ausreichen, um die Vitalität des Baumes in einigen Teilen Deutschlands erheblich einzuschränken, egal, ob sie ungestört im Buchennationalpark Hainich oder im bewirtschafteten Wald wachse.
Widerstandsfähige Buchen selektieren
Den Buchen, so die SDW, könne aber geholfen werden: Indem die vitalsten Bäume im Wald belassen würden, könne sich eine trockenheitstolerantere Buchen-Naturverjüngung bilden. Auch die Forschung müsse gestärkt werden: Ein Forscherteam um Prof. Dr. Markus Pfenninger (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung) habe vor kurzem die komplette Erbinformation von gesunden und stark geschädigten Buchen analysiert und die entscheidenden 100 DNA-Abschnitte für die Dürreresistenz erkannt. Dank solcher Analysen könnten in Zukunft die widerstandsfähigen Exemplare ausgewählt und wieder angepflanzt werden.