Die schuppenförmigen Blätter des Riesenlebensbaums verströmen einen aromatischen Duft.

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Carl Hesebeck | am

Fast 70 Jahre alt: Riesenlebensbaum wächst im Bestand im Emsland

In Niedersachsen und woanders sucht die Forstwirtschaft nach alternativen Baumarten, die dem Klimawandel standhalten. Bei einem kleinen, aber alten Bestand mit Riesenlebensbäumen im Emsland werden seit langem Anbauerfahrungen gesammelt.

Der Klimawandel stellt unsere heimischen Baumarten mehr und mehr auf die Probe. Waldbauern, Försterinnen und Förster setzen deshalb nicht nur auf deren Anpassungsfähigkeit, sondern suchen auch nach Alternativen unter den sogenannten Fremdländern.

Flächen mit älteren Bäumen entsprechender Exoten (Bsp. Douglasien) sind deshalb besonders interessant, selbst wenn die Bestände nur klein sind – so wie eine gut ein Hektar große Fläche im Emsland bei Lingen, die schon seit 1955 mit Riesenlebensbäumen bestockt ist.

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Mutige Pflanzidee führt zum Erfolg

Die Idee zur Pflanzung des bis heute in Deutschland eher seltenen Zypressengewächses hatte damals Förster Karl Schlarmann. „Die Engländer haben hier im Baccumer Wald nach dem Zweiten Weltkrieg Reparationshiebe durchgeführt; danach mussten die Flächen wieder aufgeforstet werden“, erzählt Mareike Gels, die die Revierförsterei Freren der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) leitet und auch den Lebensbaumbestand betreut.

Auf der kleinen Fläche wachsen außerdem auch Douglasien, die mit einem zeitlichen Abstand von 11 Jahren stamm- bis truppweise in den Bestand eingebracht wurden.

Stattliche Exemplare: Der Höhenzuwachs der Riesenlebensbäume liegt zwischen den Baumarten Douglasie und Fichte, der Durchmesserzuwachs aber darüber.

Ursprünglich stammt der Riesenlebensbaum aus dem westlichen Nordamerika, er ist in Höhenlagen zwischen 0 und 2.300 m ü. NN heimisch. Jährliche Niederschlagssummen zwischen 500 und 5.500 mm kennzeichnen sein Verbreitungsgebiet. Es herrscht ein ozeanisches Klima – die Sommer sind kühl, die Winter mild.

In Europa findet sich der Riesenlebensbaum etwa ab Beginn des 19. Jahrhunderts. In deutsche Wälder fand die Art aber erst 1890 Einzug. Im Hinblick auf die Standortansprüche der Art haben die Wasserversorgung und die Luftfeuchtigkeit Vorrang vor der Nährstoffversorgung; das macht ein Blick auf das ursprüngliche Verbreitungsgebiet schnell klar. Es sollten über 600 mm Niederschlag im Jahr fallen, trockene und sehr nasse Böden fallen als Standorte aus. Auf staunassen Böden steigt die Gefahr durch Windwurf, denn der Riesenlebensbaum bildet ein flaches Wurzelsystem aus.

Bestand im Baccumer Wald gedeiht

In dem mittlerweile 67-jährigen Bestand im Baccumer Wald sind indes weder biotische noch abiotische Schäden zu erkennen, die Fläche ist schon mehrmals durchforstet worden. „Der bislang letzte Holzeinschlag ist im Frühjahr 2021 gelaufen, damals wurden mit einem Harvester 40 Festmeter geerntet“, berichtet Revierförsterin Mareike Gels.

Die Vermarktung bedarf durchaus etwas Durchhaltevermögen, denn einen richtigen Markt für das Holz gibt es bislang nicht. Im Vergleich zu anderen Nadelhölzern, wie etwa Fichte und Douglasie, sind die mechanischen Eigenschaften schlechter, dafür verfügt das Holz des Riesenlebensbaumes über eine hohe Dauerhaftigkeit und lässt sich gut im Außenbereich verwenden. So kommen etwa Verwendungen als Holzschindeln, Gartenmöbel, Zaunpfähle oder auch als Hochsitz in Frage.

Försterin Mareike Gels präsentiert eine Rarität: Thujas sind in Wäldern höchst selten zu finden, in Gärten und Parks dagegen häufig.

Daneben spricht das Holz auch noch einen speziellen Markt an: „Unter dem Handelsnamen ‚Red Cedar‘ ist das Holz als Späne beliebt beim Grillen oder beim Kochen mit einem Smoker. In diesem Bereich haben wir auch den letzten Holzeinschlag vermarkten können, die Abschnitte sind durchaus gefragt“, berichtet Mareike Gels. Für die Abschnitte konnten je Festmeter 75 Euro erzielt werden, der Stammholzanteil lag bei etwa 40 bis 50 Prozent.

Auch ohne diese spezielle Verwendung lässt sich das Holz je nach Region auch als klassisches Palettensortiment verkaufen. „Durch die rötliche Färbung scheidet eine Verwendung als Tierstreu aber aus“, ergänzt Gels.

Aufforstung Wald

Nachwuchs im Kommen

Nach den Durchforstungen hat sich in einigen kleineren Lücken schon die erste Naturverjüngung etablieren können. Als Schattbaumart läuft der Riesenlebensbaum auch bei wenig Lichtanfall auf, schon im Alter von 15 Jahren können die ersten Zapfen gebildet werden.

Die Naturverjüngung sprießt im Baccumer Wald so zahlreich, das Försterin Gels hier einige Wildlinge für eine Windwurffläche gewinnen will. Punkten kann der Riesenlebensbaum neben seiner Schattenverträglichkeit auch mit seinem raschen Höhenwachstum und dem bis ins hohe Alter anhaltenden Volumenzuwachs.

Die Rinde der Thuja ist dünn, was ihre Frostempfindlichkeit erhöht.

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW gibt für ältere Bestände über 100 Jahre eine mögliche Gesamtwuchsleistung von über 2.000 Vorratsfestmetern an. In Mischung mit Baumarten wie Küstentanne, Douglasie, Rotbuche oder Weißtanne kann der Riesenlebensbaum im Zuge des Klimawandels eine durchaus interessante Baumart sein.

Deshalb hat die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) den Bestand im Emsland nun genauer im Blick und beobachtet, wie sich der Klimawandel auf den Riesenlebensbaum auswirkt.

Mischwald von oben.

Der Riesenlebensbaum - Steckbrief einer Gastbaumart

  • Thuja pilcata, Familie: Zypressengewächse (Cupressaceen)
     
  • Heimat/Verbreitung: westliches Nordamerika, Höhenlagen 0 bis 2.300 m ü. NN; 500 und 5.500 mm Niederschlag/Jahr; Klima ozeanisch
     
  • Anbau in Deutschland: meist als Garten- und Parkbaum oder Hecke (Zuchtformen); im Forst vereinzelt seit Ende 19. Jh., z.B. in Lingen (Emsland) und Hann. Münden (Göttingen)
  • Wuchs: lang anhaltendes Höhenwachstum, gerader Stamm; flaches Wurzelsystem ohne Pfahlwurzel; mögliches Alter: über 1.000 Jahre

  • Standortansprüche: > 600 mm Niederschlag/Jahr; nicht geeignet für sehr trockenen oder sehr nassen Boden; bevorzugt wintermildes Klima; spätfrost-empfindlich, hohe Schattenverträglichkeit, gute Mischbarkeit mit anderen Arten

  • Bodenpfleglichkeit: gut zersetzbare, bodenverbessernde Nadelstreu, bes. in Mischung mit Laubbäumen

  • Holz: auch als „Red Cedar“ bekannt (gehört nicht zur Gattung der Zedern); wichtiges Importholz; dauerhaft; aromatischer Duft; geringes Gewicht; Kernholz gelb bis rotbraun, nachdunkelnd

  • Verwendung: im Außenbereich, z.B. für Holzschindeln, Gartenmöbel, Zaunpfähle, Wandverkleidung und Hochsitze; im Innenbereich für Wände und Fenster sowie im Saunabereich; Späne zum Grillen; mechanische Eigenschaften schlechter als Fichte und Douglasie 

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