ie Holzpreise fallen am Weltmarkt auf neue Tiefstände. Am Terminmarkt in Chicago rauschten die Preise für Bauholz am Freitag um 5,5 % nach unten - auf 435 USD pro tausend Board Feed. Das ist der niedrigste Holzpreis seit Juni 2020 – als die Corona-Rallye begann.
Damit liegen die Holzpreise an der Börse in Chicago über 70 % unter ihrem letzten Höchststand vom März. Neben den abstürzenden Rohstoffpreisen machen Analysten vor allem die Entwicklung am Immobilienmarkt und im Bausektor für den Preiscrash verantwortlich.
Die extrem hohe Inflation, explodierende Energiekosten und immer schneller steigende Zinsen, bremsen das bisherige Wachstum des Bauholzmarktes aus. In den USA fielen die Verkäufe bestehender Eigenheime im August den siebten Monat in Folge, auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020, was auch die steil ansteigenden Hypothekenzinsen widerspiegelt.
Darüber hinaus gingen die Genehmigungen für den Bau neuer Häuser, ein wichtiger Indikator für die zukünftige Bauholznachfrage, im vorigen Monat um 10 % zurück, berichten Analysten. Auch in Deutschland rutscht die Baubranche offenbar in eine schwere Krise.
Auch hierzulande zeigt sich das bereits an einem Rückgang der Bauholzpreise. Allerdings ist dieser Rückgang bei weitem noch nicht so dramatisch wie in den USA. Sollte sich die von Ökonomen bestätigte Befürchtung einer schweren Rezession in Europa jedoch bestätigen, dann dürften Nachfrage und Preise hierzulande schneller fallen als viele Beobachter derzeit erwarten.
Am Freitag fielen die Preise für Bauholz in Chicago (Lumber Random Length für Nov ‚22) nochmals um 5,5 % auf 435 USD je per thousand board feet.
Massive Rezessionsängste drückten die Rohstoffpreise ebenso wie die Holzpreise nach unten, wobei Rohöl am Freitag um fast 6 % auf ein 8-Monats-Tief fiel, was einen Ausverkauf auch bei allen anderen Energiewerten nach sich zog. Und heute geht der Preisrutsch im vorbörslichen Handel weiter.
Baubranche in der Krise, Zinsen steigen steil an
Holz und Holzbauteile machen etwa 10 bis 15 Prozent der Gesamtkosten für den Bau eines neuen Hauses aus, sagte Mace Mortimer, Mitinhaber von Alloy Homes, einem Bauunternehmen in Calgary gegenüber CBC. „Die Holzpreise waren zur ihrer Preisspitze etwa viermal höher als jetzt. Das war im März und April dieses Jahres. Sie sind zuletzt immer weiter gesunken“, sagte er.
Auch die sehr hohen Immobilienpreise, die ebenfalls ein Grund für die eskalierende Inflation sind, sind zuletzt in Nordamerika deutlich gefallen. Die Mieten sind zwar immer noch sehr hoch, aber die Immobilienpreise, die während der Pandemie in die Höhe geschossen waren, sinken jetzt in vielen Städten in den USA und in Kanada.
Zuletzt sind die Holzpreise zusammen mit vielen anderen Rohstoffen empfindlich gefallen – ein Zeichen dafür, dass sich die Inflation verlangsamt oder denjenigen eine Atempause gönnt, die mit den steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben.Neben Holz fallen die Preise auch für viele andere Rohstoffe, vor allem für Rohöl, das im globalen Maßstab einer der größten Inflationstreiber war.
Ein Barrel Rohöl der Sorte Brent fiel am vorigen Freitag um etwa 6 Prozent und rutscht am heutigen Montag weiter nach unten. Auch die Preise für andere Rohstoffe wie Kupfer oder Industriemetalle geben nach – und auch die Getreidepreise sausten nach unten. Fast überall haben wir jetzt einen erheblichen Rückgang der Preise erlebt.“ sagte Jonathon Driedger, ein in Manitoba ansässiger Analyst auf CBC.
Heizkosten steigen erneut - auch Holzpreise betroffen
Analysten erwarten weiter fallende Holzpreise
Analysten erwarten, dass der Preisrückgang sich in Amerika fortsetzt und in Europa weiter beschleunigt. Druck ensteht sowohl wegen ökonomischen als auch wegen saisonalen Faktoren. Weniger Bautätigkeit führen beispielsweise zu einer geringeren Holznachfrage im Winter.
Während Holz in den kommenden Wochen weiteren Preisdruck erleben wird, könnte sich nach Einschätzung einiger Analysten Anfang nächsten Jahres eine Stabilisierung abzeichnen. Aber nur, wenn sich Wirtschaft und Baubranche wieder erholen. Doch danach sieht es derzeit beileibe nicht aus. Eher im Gegenteil.
Viele Ökonomen erwarten nämlich, dass die Wirtschaft in Europa und den USA im ersten und zweiten Quartal 2023 deutlich schrumpfen wird – und die Zinsen weiter kräftig steigen und das Bauen bzw. die Bauzinsen sich weiter verteuern. Die große wirtschaftliche Unsicherheit führt auch zu einer hohen Volatilität an den Märkten für Holz und Rohstoffe.
Als einer der zuletzt volatilsten Märkte könnte Holz weitere heftige Preisbewegungen durchmachen, die man auch schon die letzten Monate beobachten konnte. Die Holzpreise in Chicago gelten auch als wichtiger Benchmark-Preis, den es zwar zu beobachten gilt, der aber keinen liquiden Handelsmarkt darstellt, sagen Analysten (zu wenig Umsatz), was die Preisschwankungen noch zusätzlich verschärft.