Dürre, Hitzeperioden, schlechte Ernten: Bis 2050 kommt noch einiges auf Deutschland zu. (Symbolbild)

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Imke Harms | am

Hitze, Wasserknappheit, Klimawandel: So sieht Deutschland 2050 aus

Die Klimakrise verändert auch Deutschland. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es hier rund 1,5 Grad wärmer geworden.

Im Sommer massive Hitze, teils extreme Unwetter, die für heftige Überschwemmungen sorgten und jetzt mal wieder ein Wintereinbruch: Die Folgen des Klimawandels sind auch in Deutschland spürbar. Beim Jahrhunderthochwasser 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen starben mehr als 180 Menschen. 2022 brannte so viel Wald ab, wie noch nie zuvor: Nach Angaben des Deutschen Feuerwehrverbands waren es fast 4300 Hektar. Wie soll die Situation im Land erst in 2050 aussehen?

Extremwetter, Wassermangel und Hitze

Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtet, könnte die Krise Deutschlands WIrtschaft bis zu 900 Milliarden Euro bis dahin kosten – das haben Wirtschaftsexpertinnen und -experten in einer neuen Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und der Prognos AG berechnet. Produktionsausfälle durch Hitze- und Dürreperioden, beschädigte Infrastruktur durch Extremwetter: Viele Folgen der Klimakrise könnten Deutschland teuer zu stehen kommen. Und nicht nur das: Zahlreiche Studien und Prognosen zeigten, dass die Klimakrise mehr als materielle Schäden verursache. Menschen werden krank, Arten sterben aus, das Wasser wird knapp.

Mais in Niedersachsen mit Trockenschäden

36 Grad und es wird noch heißer

Schon im Jahr 2003 waren 52.000 Menschen in Europa an den direkten oder indirekten Folge der Hitzewelle gestorben, davon geschätzt 7000 in Deutschland. Die meisten waren nach Angaben der HAZ über 70-Jährige und Kinder unter vier Jahren. Der Hitzesommer sei wie ein Weckruf gewesen: Seitdem warnen Fachleute viel stärker vor den gesundheitlichen Gefahren der Hitze. Trotzdem sind nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) im vergangenen Jahr 4500 Menschen an Hitze gestorben. Viele davon hatten Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Lungenkrankheiten – und auch Hitzschlag war eine Todesursache.

Bruthitze und Tropische Nächte

Lebensbedrohliche tropische Nächte und Bruthitze werden Prognosen zufolge schon bis zum Jahr 2050 immer häufiger auftreten. Hitzesommer seien in Deutschland bereits jetzt keine Seltenheit mehr und bis Ende des Jahrhunderts werden sie sogar „der Normalfall“ sein, wie der Deutsche Wetterdienst 2020 betonte. In Berlin werde das Klima bis 2050 ein ähnliches Niveau erreicht haben wie heute in der australischen Hauptstadt Canberra, wie Forschende der ETH-Zürich 2019 in einer Studie prognostizierten. Und damit steigt auch die Gefahr für vulnerable Menschen.

Mais in Niedersachsen mit Trockenschäden

Klimawandel: Folgen für Pflanzen und Tiere

Doch es geht nicht nur um Menschen, auch Pflanzen und Tiere sind bedroht. Zum Beispiel müssen wir uns von der Brockenanemone verabschieden, wie die Journalisten Nick Reimer und Toralf Staud in ihrem 2021 veröffentlichten Buch „Deutschland 2050. Wie der Klimakrise unser Leben verändern wird“ erklären. Denn schon in ein paar Jahren werde es auf dem Brocken, dem höchsten Berg im Mittelgebirge Harz, nicht mehr regelmäßig bestimmte niedrige Temperaturen geben, die die Pflanze braucht. Reimer und Staud schreiben zudem, dass beispielsweise der Igel, Kuckuck und das Auerhuhn 2050 bedroht sein werden. Und der Moselapollofalter, ein Schmetterling, der nur an der Mosel vorkommt, wird aussterben.

Stockende Wasserversorgung

Die erwarteten Hitze- und Trockenperioden bedrohen auch die Wasserversorgung, so die HAZ weiter. Das Grundwasser, also das Wasser unterhalb der Erdoberfläche, ist die weltweit größte Süßwasserressource und von entscheidender Bedeutung für die Produktion von Nahrungsmitteln. Jedoch rechnet der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches hierzulande vielerorts schon zwischen 2041 und 2070 mit einer deutlichen Abnahme der Grundwasserneubildung. Denn durch zunehmend trockenere und regenarme Sommer versickern weniger Niederschläge im Boden. Im Sommer 2019 fehlte in Mitteleuropa eine Menge von 145 Milliarden Tonnen Wasser, wie Forschende am Geoforschungszentrum Potsdam ermittelten.

Biobetrieb Gewächshaus

Weniger Wasser, mehr Dürre: Der Einfluss auf die Landwirtschaft

Die immer wiederkehrende Trockenheit könnte bedeuten, dass Landwirte zunehmend auf Sorten setzen müssen, die mit starken Temperatur- und Feuchtevariationen auskommen. Winterweizen, der aktuell etwa 90 Prozent der Weizenanbaufläche ausmacht, braucht viel Feuchtigkeit und wird bei Dürre langfristig womöglich weniger angebaut werden können. Studien deuten auf einen Ertragsrückgang von 7 Prozent pro Grad Temperaturerhöhung hin, wie aus einem im Juli veröffentlichten Strategiepapier der Organisation Wheat Initiative hervorgeht. Andere Getreidesorten wie Hirse und Mais haben einen geringeren Wasserbedarf und könnten für Landwirte langfristig lukrativer sein. Die eingangs erwähnte Studie der Wirtschaftsexpertinnen und Wirtschaftsexperten geht davon aus, dass die Erträge für die trockenresistente Hirse selbst bei steigenden Temperaturen um 14 Prozent steigen könnten.

Mit Material von Hannoversche Allgemeine Zeitung, Robert-Koch-Institut, Deutscher Wetterdienst

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