Eine Brunnenbohrung mit entsprechender Schutzverrohrung.

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Dr. Björn Panteleit, Geologischer Dienst für Bremen | am

Brunnenbau: Den Grundwasserspiegel immer im Blick

Die Planungen im Vorfeld eines Brunnenbaus sind umfangreich und bedürfen eines großzügigen zeitlichen Vorlaufs. Dabei sollten die Möglichkeiten der nachhaltigen Bewässerung im Fokus stehen.

Mitte März hat das Bundeskabinett die nationale Wasserstrategie verabschiedet. Diese soll die Grundlage für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser, darunter auch dem Grundwasser, darstellen. Auch langfristig und unter Berücksichtigung des Klimawandels soll so der Zugang zu qualitativ einwandfreiem Wasser als wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge sichergestellt werden.

Eine Reihe von Maßnahmen, deren Umsetzung schon im laufenden Jahr beginnt und bis 2030 abgeschlossen sein soll, dienen der langfristigen Unterstützung des natürlichen Wasserhaushalts. Ebenso wird den immer häufiger auftretenden Ziel- und Nutzungskonflikten durch diese Maßnahmen begegnet.

Ein Bewässerungsbrunnen und eine Beobachtungsmessstelle aus einer Aufschlussbohrung am Feldrand.

Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft steigt an

Nutzungskonflikte sind insbesondere der Landwirtschaft nicht fremd. In Fließgewässern muss ein sommerlicher Mindestabfluss sichergestellt sein und die genutzten Trinkwassermengen sind in den vergangenen Jahren ebenfalls angestiegen. Aber in der Landwirtschaft steigt in vielen Bereichen der Bewässerungsbedarf, vor allem im Norden Deutschlands. Durch höhere Temperaturen verlängert sich die Vegetationsperiode und es steigt die Evapotranspiration.

Auch die Zunahme der Anbauflächen von Kulturen mit höherem Wasserbedarf trägt zu dem steigenden Bewässerungsbedarf bei. Im Rahmen des Aktionsplans der nationalen Wasserstrategie soll dabei kurzfristig eine Praxishilfe erstellt werden, die eine Zusammenfassung der geltenden Regelungen bietet. So bedarf die Wasserentnahme beispielsweise einer wasserbehördlichen Erlaubnis, die bei der unteren Wasserbehörde der Landkreise beantragt werden muss.

Dürre, Hitzeperioden, schlechte Ernten: Bis 2050 kommt noch einiges auf Deutschland zu. (Symbolbild)

Verbesserung der Grundwasserneubildung

Grundsätzlich kann eine lokale Grundwasserentnahme zu Bewässerungszwecken dabei helfen, Zielkonflikte andernorts zu vermeiden. Voraussetzung ist allerdings eine an den jeweiligen Standort angepasste Planung und Umsetzung des Vorhabens. Die zu entnehmende jährliche Wassermenge sollte dabei deutlich unter der durchschnittlichen Grundwasserneubildung bleiben, um ein nachhaltiges Absinken des Grundwasserspiegels zu vermeiden. Die Höhe der Grundwasserentnahme und die Größe der zu bewässernden Flächen sind daher auf die natürliche Grundwasserneubildung abzustimmen.

Standort beim Brunnenbau beachten

Die Wasserbehörde überwacht bei der Erteilung der Erlaubnisse, dass die lokalen Grundwasserressourcen nicht überbeansprucht und die für die Grundwasserkörper zulässigen Entnahmemengen nicht überschritten werden. Da die Grundwasserneubildung räumlich stark variieren kann, sind auch hier die Standortbedingungen zu beachten. Als erste Planungsgrundlage bietet das Niedersächsische Boden Informationssystem (NIBIS) des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) Karten zur natürlichen Grundwasserneubildung und weiteren Parametern.

Betriebskosten und die Wahl der passenden Pumpe

Darüber hinaus hängen auch die Betriebskosten und die Wahl der passenden Pumpe wesentlich von der Förderhöhe des Grundwassers ab und sollten in einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Berücksichtigung finden. Wichtig für die technische Ausführung des Brunnens ist die Kornverteilung des Grundwasserleiters. Ein entsprechend angepasster Aufbau des Brunnenfilters soll zum einen das Grundwasser möglichst widerstandsfrei in den Brunnen lassen, andererseits muss der Eintrag von Feinkornanteilen aus dem Grundwasserleiter in den Brunnen vermieden werden.

on_Brunnen-am-Feldrand

Versuchsbrunnen: Das sind die Regeln

Stehen an einem vorgesehenen Planungsstandort keine Informationen aus der Bohrdatenbank des Geologischen Landesamtes zur Verfügung, können diese über eine Aufschlussbohrung gewonnen werden, die in der Folge zu einer Grundwassermessstelle oder Versuchsbrunnen ausgebaut werden kann. Bei einem Pumpversuch in diesem Versuchsbrunnen wird die Absenkung im Brunnenrohr für verschiedene Pumpraten ermittelt. Aus diese Pumpversuchsdaten lassen sich wichtige Informationen auf die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters gewinnen, denn auch die Dimensionierung des Brunnenfilters ist an die Gesteinsdurchlässigkeit des Grundwasserleiters anzupassen.

Brunnenalterung: Reinigung und Regenerierung des Brunnens

Da die Kühlung der Pumpe über den Wasserfluss erfolgt, sollte dieser auf die jeweiligen Anforderungen der gewählten Tauchpumpe abgestimmt sein. Eine zu hohe Strömungsgeschwindigkeit kann hingegen wiederum zur schnelleren Verockerung führen und sollte daher vermieden werden.

Spätestens, wenn sich die Absenkung im Brunnen bei gleicher Pumprate sich um 20 % vergrößert hat, ist eine Inspektion des Brunnens z.B. über eine Kamerabefahrung mit möglicherweise folgender Reinigung oder Regenerierung ratsam.

Problematisch: Verockerungen an der Pumpe.

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