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Claas weist Vorwurf des Verstoßes gegen Russlandsanktionen zurück
Verstößt der Landmaschinenhersteller Claas gegen die EU-Russlandsanktionen? Die Zeitung „ZEIT“ sagt Ja, Claas sagt Nein.
In ihrer aktuellen Ausgabe berichtet die Wochenzeitung „DIE ZEIT“, dass die Claas-Gruppe seit Monaten an einem Plan arbeite, die geltenden Ausfuhrbeschränkungen für bestimmte technische Bauteile nach Russland systematisch zu umgehen. Dabei stützt sich das Blatt auf interne Unterlagen, die der ZEIT und Radio Hochstift vorliegen sollen.
Im Kern geht es darum, dass Claas versuche, durch eine Umgehung der Embargo-Vorschriften die Versorgung des Claas-Mähdrescherwerkes im südrussischen Krasnodar mit essenziellen Bauteilen sicherzustellen. Dort ruht die Produktion laut Firmenangaben seit März dieses Jahres. Im März 2023 soll die Produktion im russischen Claas-Werk aber wieder anlaufen, schreibt die ZEIT.
Claas weist den Vorwurf zu angeblichen Verstößen gegen das Embargo (30.11.) gegenüber unseren Kolleginnen und Kollegen von agrarheute jedoch strikt zurück.
Sanktionierte Einzelteile in neuen Komponenten verborgen?
Um die Zulieferungen über die russische Grenze zu bekommen, greift der Landmaschinenkonzern dem ZEIT-Bericht zufolge angeblich zu einem Trick: Die Firma wolle bestimmte Einzelteile, in Baugruppen versteckt, nach Russland exportieren. Dazu würden eigentlich für den Export verbotene Teile wie Hydraulikzylinder und Gasdruckfedern zu neuen Komponenten zusammengebaut. Damit würden sie unter eine andere Zolltarifnummer fallen. Es handele sich um „sehr wichtige Einheiten“, die gebraucht würden, um Motor, Mähdrescher-Kabine oder den Strohhäcksler in Krasnodar zu fertigen.
Claas will keine Sanktionen missachtet haben
Wie die ZEIT in ihrem Artikel ebenfalls berichtet, hat das Unternehmen Claas die Vorwürfe auf Anfrage zurückgewiesen.
„Alle unsere Ausfuhren nach Russland werden nach intensiver Prüfung der Fachabteilung und der zuständigen Ausfuhrzollstellen freigegeben. Wir weisen jedweden Vorwurf eines Verstoßes gegen Sanktionen und etwaiger Bestrebungen, solche Sanktionen zu umgehen, daher strikt zurück“, zitiert die Zeitung einen Sprecher des Konzerns.
Die ZEIT berichtet jedoch, Ende Oktober hätten Kisten mit sechs Lenksystem-Kits die Zollabfertigung in Russland passiert. Diese hätten auch sanktionierte Hydraulikzylinder beinhaltet. Eine frühere Lieferung sei hingegen vom Zoll in Estland gestoppt worden.
Mähdrescher-Fertigung in Russland auf Importe angewiesen
Fakt ist, die Investitionen in das Mähdrescherwerk in Krasnodar haben Claas zusammen mit den EU-Sanktionen gegen Russland in eine Zwickmühle gebracht. Um in Russland als begünstigter „Vaterländischer Hersteller“ zu gelten, muss Claas im Werk Krasnodar eine hohe Fertigungstiefe nachweisen. Das ist aber nur möglich, indem der Mähdrescher Tucano dort aus Einzelteilen montiert wird. Der Import wesentlicher Einzelteile unterliegt aber den EU-Sanktionen als Antwort auf den russischen Angriffskrieg auf Russland. Hingegen unterliegt die Ausfuhr ganzer Mähdrescher oder von Mähdrescher-Bausätzen nach Russland nicht den Sanktionen.
Auf Anfrage der Redaktion agrarheute teilte ein Sprecher von Claas mit, das Unternehmen handele bei all seinen Tätigkeiten stets gesetzes- und sanktionskonform. "Wir weisen die erhobenen Vorwürfe zu angeblichen Verstößen gegen die Sanktionen strikt zurück", so der Unternehmenssprecher.
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle habe klargestellt, dass Mähdrescher und Bausätze für Mähdrescher von den EU-Embargos ausgenommen seien. Die erforderlichen Genehmigungen des Bundesamtes und der Zollstellen lägen vor. Alle getätigten Lieferungen würden erst nach intensiver Prüfung freigegeben – im Einklang mit den Sanktionen.