Lagerbelüftungstrocknung ist die energieeffizienteste Form der Getreidetrocknung.

Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Albert Spreu, RKL Rendsburg | am

Energie sparen bei der Getreidetrocknung

Mit Beginn des Jahres 2022 avancierte die Energie- und Ressourceneffizienz zum Topthema, denn es herrschte Energieknappheit. Das sollte Anlass genug sein, Trocknungsanlagen in der Landwirtschaft zu überdenken.

Es zeichnet sich ab, dass die generelle Verfügbarkeit von Energieträgern zukünftig knapp bleiben wird und dessen Beschaffungskosten entsprechend hoch ausfallen werden. Dies sollte spätestens jetzt der Stein des Anstoßes sein, um generell die Konzeption von Trocknungsanlagen in der Landwirtschaft zu überdenken.

Durchlauftrockner weit verbreitet

Das am wohl weitesten verbreitete Trocknungsverfahren zur Konservierung von landwirtschaftlichen Druschfrüchten in Norddeutschland ist der Durchlauftrockner, der im kontinuierlichen Verfahren dem Druschgut die Feuchtigkeit entzieht. Die vorherrschende Bauform ist der Dächerschachtdurchlauftrockner. Daneben gibt es noch Siebschachtrockner älteren Datums.

Das BMEL ging in der Vergangenheit von spezifischen Energieeinsätzen von 1,65 kWh pro 1 kg entzogenem Wasser für bestehende Trocknungssysteme aus. Dieser setzte sich aus dem spezifischen thermischen Energieeinsatz von 1,5 kWh/kgH2O sowie dem spezifischen elektrischen Energieeinsatz von 0,15 kWh/kgH2O zusammen.

Untersuchungen der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz in Schleswig-Holstein zeigten jedoch, dass Bestandsanlagen im Praxiseinsatz einen um 30 % höheren Energieeinsatz aufweisen.

Feuchtgetreide managen

Betrachtet man ausschließlich das Feuchtgetreidemanagement, welches der wesentliche Schritt vor dem eigentlichen Trocknungsprozess ist, so entstehen hier Einsparpotenziale von bis zu 25 %.

Wesentliche Aufgabe ist dabei die Homogenisierung des Trocknungsgutes durch eine mechanische Mischung und einem physikalischen Feuchteausgleich zwischen den Körnern sowie dem Feuchteausgleich im Korn selbst, indem durch ein natürliches Diffusionsgefälle die osmotisch gebundene Feuchtigkeit im Korn an die Kornoberfläche tritt und dort als Benetzungsfeuchte wesentlich einfacher durch die Trocknungsluft aufgenommen werden kann.

Das Feuchtgetreidemanagement ist bei neueren Anlagenkonzepten integraler Bestandteil dessen. Aber auch bei den Trocknungsverfahren gibt es Unterschiede in den spezifischen Energieeinsätzen.

Moderne Dächerschachtdurchlauftrockner weisen Energiesätze von ca. 1 kWh/kgH2O auf. Eine wichtige Orientierung bieten hier die DLG-Prüfberichte 6167, 6263F, 6265F und 6511. Aber auch weitere namenhafte Hersteller haben ähnlich energieeffiziente Durchlauftrockner im Angebot.

Andere Trocknungsverfahren weisen jedoch einen noch deutlich niedrigeren spezifischen Energieeinsatz auf, hier vor allem die Lagerbelüftungstrocknung. Diese weist einen spezifischen Energieeinsatz von 0,7 kWh/kgH2O auf.

Die Lagerbelüftungstrocknung ist ein Verfahren zur Trocknung von Druschfrüchten, die in Lagerräumen aufbewahrt werden. Dieses Verfahren wird oft in der Landwirtschaft, aber auch in der Industrie und in der Lagerlogistik eingesetzt.

Hallenbau Ansicht innen

Vorteile der Lagerbelüftungstrocknung

Die Lagerbelüftungstrocknung hat eine Reihe von Vorteilen, die sie zu einer beliebten Wahl für die Trocknung von Gütern machen. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:

  • Energieeffizienz: Im Vergleich zu anderen Trocknungsmethoden, wie zum Beispiel der Durchlauf- bzw. Satztrockner, verbraucht die Lagerbelüftungstrocknung weniger Energie.
  • Kostengünstig: Die Lagerbelüftungstrocknung ist in der Regel kostengünstiger als andere Trocknungsmethoden, da sie weniger Energie verbraucht und keine teuren Investitionen in Spezialtechnik erfordert.
  • Flexibilität: Die Lagerbelüftungstrocknung kann für eine Vielzahl von Gütern eingesetzt werden, darunter Raps, Weizen, Gerste, Holz, Heu, Stroh uvm.
  • Einfach zu bedienen: Die Lagerbelüftungstrocknung ist einfach zu bedienen und erfordert keine komplexen Maschinen oder Ausrüstungen.
  • Verbesserte Qualität: Die Lagerbelüftungstrocknung kann dazu beitragen, die Qualität von Gütern zu verbessern, indem Feuchtigkeit, die Schimmelbildung und Verderben verursachen, entfernt wird sowie einen Fallzahlanstieg von 20 bis 40 Sekunden ermöglichen.
  • Umkehrverfahren: Die Lagerbelüftungstrocknung arbeitet nach dem Prinzip der Gleichgewichtsfeuchte. Ist das Trocknungsgut feuchter als die Trocknungsluft, so wird bis zum Punkt des Feuchtegleichgewichts das Gut heruntergetrocknet. Selbiges ist im Umkehrverfahren möglich. Güter, die wesentlich trockener gedroschen werden, als es der Handelsbasis entspricht, können mit dem selbigen Prinzip auf diese angefeuchtet werden.
  • Geringe Investitionskosten: Lagerbelüftungstrocknungen gibt es als Systemlösungen am Markt (Silo- oder Hallenlösung). Des Weiteren können sie auch in Altgebäuden nachgerüstet werden.
  • Geringe Bauhöhe: Lagerbelüftungstrocknungen sind verfahrensbedingt in der Bauhöhe begrenzt, was das Genehmigungsverfahren ganz wesentlich erleichtert.

Insgesamt bietet die Lagerbelüftungstrocknung eine energieeffiziente und kostengünstige Möglichkeit, Güter in Lagern zu trocknen. Sie ist einfach zu bedienen und kann die Qualität von Gütern verbessern, wodurch sie länger gelagert werden können.

Grenzen der Lagerbelüftungstrocknung

Jedoch ist dieses Trocknungsverfahren in seinen Möglichkeiten auch begrenzt. Gutfeuchten von über 19 % sind nicht handelbar. Je nach Naturraum fallen auf den Betrieben gelegentlich Partien mit höheren Feuchtegehalten an. An diesen Standorten empfiehlt es sich, Lagerbelüftungstrocknungskonzepte in der Systemkopplung mit kleinen Dächerschachtdurchlauftrocknern zu kombinieren.

So kann im Bedarfsfalle die thermische Trocknung die Benetzungsfeuchte der nassen Partie abtrocknen und das LBT-fähig gemachte Feuchtgut im Lager endgetrocknet werden. Diese Vorgehensweise bedient nahezu alle Anforderungen der Lagerhaltung an ein Anlagenkonzept und minimiert den Steuerungsaufwand für das Bedienpersonal auf ein Minimum.

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