Nach der Getreideernte gibt es verschiedene Varianten der Bodenbearbeitung. Welchen Einfluss hat die Stoppelbearbeitung dabei auf die Entwicklung der Besatzstärke von Ackerfuchsschwanz auf den Flächen?
Viele Institutionen fordern aktuell u.a. eine Biodiversifizierung. Damit verbunden wird häufig eine Umgestaltung bzw. Erweiterung unserer wintergetreidelastigen Fruchtfolgen. Eine weitere Fruchtfolge mit mehr Sommerungen wäre auch ein effektives und probates Mittel zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz (Afu) und Windhalm, insbesondere auch auf Problemstandorten.
Jedoch sorgen wirtschaftliche Überlegungen momentan oft zur Beibehaltung unserer klassischen Fruchtfolgen. Wie können wir dann aber die zunehmenden Probleme mit der Gräserbekämpfung in den Griff bekommen?
Bekämpfung fängt bei Stoppelbearbeitung an
Die Hauptlast bei der Bekämpfung von Windhalm und Afu lastet heute noch auf dem chemischen Pflanzenschutz. Dieser kommt bei der Ungrasbekämpfung aufgrund zunehmender Resistenzen, auslaufender Zulassungen wichtiger Wirkstoffe bzw. verschärfter Regelungen der Behörden zum Wasserschutz an seine Grenzen. Hier müssen wir dringend gegensteuern.
Die Bekämpfung von Afu fängt mit der Stoppelbearbeitung an. Das Ziel ist, möglichst viel Samen zum Keimen zu bringen. Dazu haben wir in der Bezirksstelle Northeim im Sommer 2020 eine Streifenanlage mit drei Bodenbearbeitungsvarianten auf Weizenstoppeln durchgeführt. Die Stoppelbearbeitung erfolgte am 12. August mit einer Bearbeitungsgeschwindigkeit in allen drei Varianten mit 12,5 km/h.
Viele Samen vergraben
Das Ergebnis: An zwei Boniturterminen wurden mittels Zählrahmen (0,1 m2) an zehn zufällig gewählten Stellen je Variante der aufgelaufene Afu gezählt. Das deutlich beste Ergebnis mit 146 aufgelaufenen Afu-Pflanzen/m2 konnte mit dem sehr flach arbeitenden Treffler-Striegel erreicht werden.
Der Kerner Ultra Flachgrubber war mit ganzflächig schneidenden Gänsefußscharen und der Lemken Smaragd mit Flügelscharen ausgerüstet. Beide wurden so flach wie möglich eingestellt. Sie haben trotz der flachen Einstellung zu viel Boden bewegt und viele Afu-Samen vergraben.
Sekundäre Keimruhe
Durch diese Bodenbedeckung fällt der Samen in die sekundäre Keimruhe. Aus dieser kann er im aktuellen Jahr nicht mehr keimen. Beim Vergleich der in der Praxis weit verbreiteten Variante Lemken Smaragd mit der Striegelvariante fällt auf, dass in der Striegelvariante 70 Afu-Pflanzen mehr (fast doppelt so viele) aufgelaufen sind.
Wenn sich bei normalen Bedingungen im Wintergetreide (keine lückigen Bestände) aus einer Afu-Pflanze nur zwei Ähren mit ca. 130 Samen/Ähre entwickeln, entstehen 260 Samen/Pflanze. Bei 70 mehraufgelaufenen Pflanzen bedeutet das ein Potenzial von über 18.000 Samen mehr je m2, die mit dem Striegel verhindert werden könnten.
Stoppelbearbeitung ergänzen
Wenn wir die etablierten wintergetreidelastigen Fruchtfolgen beibehalten wollen, brauchen wir ein Ausfallsamenmanagement. Bei einem immer geringer werdenden Bekämpfungserfolg, der noch zur Verfügung stehenden Gräserwirkstoffe schaukelt sich das Samenpotenzial von Jahr zu Jahr extrem hoch.
Um das zu verhindern, müssen wir die Art der Stoppelbearbeitung überdenken bzw. ergänzen. Techniken, mit denen auch bei optimaler Einstellung nicht flach genug gearbeitet werden kann, wie z.B. Grubber, Kurzscheibenegge oder andere, sind für den entscheidenden ersten Arbeitsgang der Stoppelbearbeitung nicht geeignet. Sie bewegen zu viel Erde und vergraben dadurch die Afu-Samen in die sekundäre Keimruhe.
Wir müssen das Vergraben der Samen verhindern. Der erste Arbeitsgang muss so flach wie möglich erfolgen. Dies ist nach unseren Erfahrungen im Moment nur mit einem geeigneten Striegel möglich.
Striegel ist vielseitig
Für unseren Versuch haben wir den Treffler-Striegel mit speziellen Mulchsaatzinken ausgerüstet. Die haben den Vorteil, dass sie nicht wie konventionelle Zinken verstopfen. Allerdings ist auch bei dieser Variante eine gute Häckselqualität und optimale Strohverteilung Voraussetzung.
Mit Mulchsaatzinken ausgestattet, ist der Striegel auch für andere Aufgaben wie Striegeln im Getreide im Herbst und Frühjahr oder Striegeln in anderen Kulturen z.B. Zuckerrüben oder Mais genauso gut geeignet wie mit konventionellen Zinken.
Vielleicht wäre ja das Ergebnis mit nur 52 aufgelaufenen Afu-Ähren/m2 des Kerner Ultra Flachgrubber statt mit Gänsefußscharen mit Scharen, die weniger Erde bewegen (ähnlich wie z.B. beim Federzinkengrubber), besser gewesen. Das sollte bei nächster Gelegenheit getestet werden.
Für einen hohen Auflauf von Afu-Samen wäre die Alternative zum Striegel auf den ersten Arbeitsgang zur Stoppelbearbeitung so lange zu verzichten, bis das Afu-Samenpotenzial aufgelaufen ist. Das kann allerdings, je nach Witterung und Bodenfeuchtigkeit, mehr als vier Wochen dauern.
Fazit
- Das Potenzial von Afu-Samen kann sich durch schlechter werdende Wirkungsgrade der Gräsermittel im Laufe der Jahre hochschaukeln.
- Bei steigendem Afu-Besatz nimmt auch der Anteil resistenter Biotypen zu.
- Eine Sanierung hoher Afu-Besatzstärken im Rahmen von Herbizid-Maximalstrategien oder erweiterter Fruchtfolgen ist kaum möglich.
- Durch Bodenbedeckung fällt der Afu-Samen in die sekundäre Keimruhe, aus der er im aktuellen Jahr nicht mehr keimen kann.
- Vergraben der Samen verhindern, nicht mit Technik arbeiten, die zu viel Erde bewegt (Grubber, Kurzscheibenegge…).
- Der Striegel eignet sich zur Stoppelbearbeitung, um möglichst viele Afu-Samen zum Keimen zu bringen.