Reinigung-PS-Spritze_Foto1 Aussenreinigung

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Ulrich Lossie, DEULA Nienburg | am

Pflanzenschutzgerät: Gründlich und schnell die Spritze säubern

Wie wir bei der Spritzenreinigung zunehmenden Restriktionen vorbeugen, Wirkstoffe in ihrer Wirksamkeit erhalten sowie Umwelt und Anwender schützen, zeigt Ulrich Lossie von der DEULA-Nienburg an praktischen Beispielen.

Die Reinigung von Pflanzenschutzgeräten löst selten Freude aus, daher ist es um so wichtiger sich die Auswirkungen und Gefahren falscher Reinigung immer wieder vor Augen zu führen. Längst geht es nicht nur um den Gewässerschutz.

Auswirkungen falscher Reinigung

Wer kennt Sie nicht, an vielen Pflanzenschutzgeräten hängen die Alibi-Schlauchtrommeln für die Außenreinigung, aber damit ist es nicht getan. Wir brauchen Konzepte und Reinigungssysteme die effektiv und sicher eine Innen- und Außenreinigung ermöglichen. Die möglichen Auswirkungen einer falschen Reinigung sind schnell aufgezählt:

  • Die Reinigung auf einer befestigen Fläche führt zu sogenannten „Punkteinträgen“ in Kanäle, oder ins Grundwasser. Dort können die Wirkstoffe nicht abgebaut werden.
  • Punkteinträge sind die größte Eintrittsquelle für Pflanzenschutzmitteln in Gewässer. Wird dieses Problem von der Praxis nicht gelöst, könnten kostenintensive Pflanzenschutzwaschplätze verpflichtend werden.
  • Selten gereinigte Pflanzenschutzgeräte, haben besonders auf dem Gestänge, eine extrem hohe Wirkstoffkonzentration, Regenabwaschungen in Gewässer und Hautkontakt vom Anwender können die Folge sein.
  • Wirkstoffe die in geringer Konzentration im Pflanzenschutzgerät verbleiben, können nachfolgende Kulturen schädigen und die Bildung von Resistenzen bei Schaderregern hervorrufen.
Polizeieinsatz

Eine professionelle Reinigung beginnt mit der exakten Bemessung der benötigten Pflanzenschutzbrühe. Bei richtiger Kalibrierung und genauer Berechnung ist mit moderner Technik eine „Dosierung auf den Punkt“ problemlos möglich. Der Anwender sollte allerdings den Spritzenfüllstand beachten. Sowie der Tank soweit entleert ist, dass die Restbrühe das Rührwerk nicht mehr bedeckt, muss die Rührleistung auf maximal 5 bis 10 % reduziert werden. Ansonsten ist eine restlose Entleerung nicht möglich und die Gefahr von Schaumbildung nimmt zu. Wer sein Rührwerk nur komplett abstellen kann, muss später das Rührwerk explizit in den Reinigungsprozess integrieren. Sowie ein Anwendungswechsel erfolgt oder eine Einsatzpause von mehr als vier Stunden ansteht, sollte eine Innenreinigung erfolgen.

Viel Frischwasser

Je schneller und besser eine Spritze nach dem Einsatz gereinigt wird, umso leichter geht es. Ist ein Mittel erst einmal polymerisiert und an Bauteilen angelagert, ist es nur noch schwer wieder in Lösung zu bringen. Dabei ist die alt bekannte Forderung der Verdünnung von 1/10 heute nicht mehr ausreichend. Daher ist bei Neuanschaffungen auf einen großen Frischwasserbehälter zu achten. Für die Innenreinigung stehen zwei Verfahren zur Verfügung. Bei der absetzigen Reinigung ist ein mehrmaliger Fahrzeugstopp erforderlich.

Kontinuierliche Innenreinigung als Alternative für ungeduldige Fahrer

Nach kompletter Entleerung wird Frischwasser über die Reinigungsdüsen, bei mehrfacher Betätigung aller Schaltfunktionen, in den Brühebehälter gepumpt. Bei neuen Geräten wird der Fahrer hierbei durch ein automatisiertes Reinigungsprogramm unterstützt. Die zur Verfügung stehende Frischwassermenge sollte hierbei auf drei Reinigungszyklen aufgeteilt werden. Da ein optimaler Reinigungsprozess mit dieser Technik aber schnell 30 Minuten dauern kann, fällt die Sorgfalt hier oft dem Zeitdruck zum Opfer. Besonders die Standzeit beim Umpumpen stört viele Anwender. Eine Alternative stellt die kontinuierliche Innenreinigung dar. Der große Vorteil ist der Wegfall der Umpumpzeit im Stand, da die Reinigungslösung sofort ausgebracht wird, ohne dass der Fahrer anhalten muss.

Grünland

Eine Halbierung der Reinigungszeit, bei vergleichbarer Sauberkeit, ist somit möglich. Die kontinuierliche Innenreinigung wird von mehreren Herstellern auch zur Nachrüstung angeboten. Bei beiden Reinigungsverfahren ist zu bedenken, dass die ersten 20 % der Reinigungsflüssigkeit noch eine hohe Wirkstoffkonzentration aufweisen und somit mit erhöhter Ausbringmenge auf den letzten Metern der unbehandelten Fläche ausgebracht werden sollten.

Alle drei Tage Kontrolle

Mindestens alle drei Einsatztage sollte der Behälter innen auf Anlagerungen kontrolliert werden. Sind hierbei Unsauberkeiten festzustellen, müssen diese sofort beseitigt werden. Ein wohl dosiert eingesetzter Heißwasserhochdruckreiniger leistet hierbei gute Vorarbeit.

Was tun bei hartnäckigen Ablagerungen?

Durch den Einsatz spezieller Pflanzenschutzgerätereiniger lassen sich Ablagerungen auch in den Leitungen wieder beseitigen. Eine Wassermenge von 20 % des Fassvolumens sollte es schon sein, dann den Reiniger im richtigen Mischungsverhältnis zugeben und bei mehrmaligem durchschalten aller Funktionen die Bauteile durchspülen. Bei hartnäckigen Ablagerungen sollte die Reinigungslösung über Nacht einwirken. Am nächsten Tag kann dann nach 15 Minuten Umlaufbetrieb, die Reinigungsflüssigkeit auf der zuletzt behandelten Fläche ausgebracht werden. Nach der Innenreinigung sollte in regelmäßigen Abständen eine gründliche Außenreinigung auf einer Ackerfläche erfolgen. Viele Standard-Außenreinigungssets liefern leider kein zufriedenstellendes Reinigungsergebnis.

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Mit dem HD-Reiniger

Wer hier optimieren möchte, kann mit einer Investition in einen mobilen Akku-Hochdruckreiniger (ab ca. 300 €) eine erhebliche Verbesserung erreichen. Für größere Betriebe ist eine Kombination aus IBC-Tank + hydraulisch angetriebenem HD-Reiniger (ab ca. 2.000 €) die sinnvollere Investition. Diese mobilen Waschstationen finden in der Regel vielfältige Verwendungen auf dem Betrieb. Wem das Reinigungsergebnis immer noch nicht ausreicht, und wer auf dem Hof endreinigen möchte, sollte dies auf einer begrünten und biologisch aktiven Fläche erledigen.

Betriebe, die bereits einen zugelassenen Abfüll- und Reinigungsplatz mit Flüssigkeitsverrieselung besitzen, können das Reinigungswasser natürlich über dieses System entsorgen. Auf keinen Fall darf ein Pflanzenschutzgerät auf einem normalem Maschinenwaschplatz gereinigt werden. Diese bieten nur eine trügerische Sicherheit, denn Pflanzenschutzmittel gelangen so ungereinigt in öffentliche Gewässer.

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