Ratten verursachen erhebliche Schäden. Noch viel schlimmer sind aber die Erreger und Krankheiten, die sie auf Mensch und Tier übertragen können. Warum ihre Kontrolle notwendig, aber herausfordernd ist.
Hierzulande werden zwei Rattenarten unterschieden, die Wanderratte und die Hausratte. Die Wanderratte hat eine wesentlich größere Bedeutung als die Hausratte. Wanderratten sind im Vergleich der beiden Arten deutlich anspruchsloser. Gegenüber Veränderungen in ihrem Lebensraum sind sie misstrauisch, wodurch die Annahme von Ködern bis zu einigen Wochen dauern kann.
Die Hausratte ist ein Kletterspezialist und besiedelt besonders gern Dachgeschosse, aber auch Güllekanäle oder Rohrsysteme, die der Futterversorgung dienen. Sie ist deutlich kleiner und schlanker als die Wanderratte. Die Hausratte ist heute eher selten geworden.
Krankheitsüberträger
Eine Bekämpfung von Ratten ist aus verschiedenen Gründen absolut notwendig. Am drastischsten ist die Übertragung von Krankheiten auf Mensch und Tier zu sehen. Pest, Cholera, Tollwut, Rattenbissfieber, Trichine, Schweine-Pest, Maul- und Klauenseuche, Geflügel-Cholera, Milzbrand gehören dazu. Verschiedenste Viren, Bakterien, Pilze und Würmer können über Kot oder Urin von Ratten verschleppt werden. Durch Verletzungen der Haut, über Mund- und Atemwege, über verunreinigte Nahrungs- und Futtermittel, durch Bisskontakt oder durch Parasiten (Flöhe) können Erreger aufgenommen werden und schlimmste Krankheiten hervorrufen.
Schadfraß ist ein Problem
Neben den gesundheitlichen Aspekten ist natürlich auch der Schadfraß an Nahrungs- und Futtermitteln ein riesiges Problem. Nicht nur durch das Vertilgen beträchtlicher Mengen, sondern auch durch das Belaufen, Anfressen sowie durch die Verunreinigung durch Exkremente entstehen beträchtliche Schäden. Als letzter Grund sind Nageschäden an Gebäuden, Fahrzeugen, Installationen oder Geräten zu nennen. Besonders werden Materialien aus Holz, Kunststoff oder Isolationsmaterialien gern benagt.
Durch das Anfressen von elektrischen Kabeln können Brände in Folge von Kurzschlüssen entstehen.
Bekämpfung
Eine Bekämpfung von Ratten erfolgt zumeist durch die Verwendung von Fraßködern, bei denen es sich um blutgerinnungshemmende Wirkstoffe, die sogenannten Antikoagulanzien, handelt. Eine Gerinnung des Blutes wird verhindert, wodurch die feinen Blutgefäße durchlässig werden. Der entstehende Blutmangel lässt das Tier an Kreislaufversagen nach einigen Tagen sterben. Vorteilhaft am Wirkmechanismus der Antikoagulantien ist, dass die Tiere wenig leiden müssen. Durch den Blutverlust entstehen eine allgemeine Schwächung und eine Bewusstseinseintrübung. Außerdem tritt die Wirkung erst verzögert ein, somit ist eine Verbindung mit dem Köder nicht direkt herstellbar.
Unterschieden werden Antikoagulantien der ersten und der zweiten Generation. Bei der ersten Generation mussten Nager die Wirkstoffe über mehrere Tage hintereinander regelmäßig aufnehmen. Dies führte schnell zu Resistenzen. Die zweite Generation umfasst Substanzen, bei denen die Wirkung auf die Blutgerinnung länger anhält, wodurch die Mittel potenter sind. Dies birgt allerdings auch Risiken wie unbeabsichtigte Vergiftungen. Aus diesem Grund dürfen Antikoagulantien der zweiten Generation nur mit Sachkundenachweis angewendet werden.
Dem Befall vorbeugen
Bevor es zum Einsatz von Rodentiziden kommt, sollten intensiv vorbeugende Maßnahmen beachtet werden, da sich ein Befall mit Ratten einfacher verhindern lässt als mit Mäusen.
- Im Bereich der baulichen Maßnahmen sollten Sie ihre Gebäude absichern. Durch das Verschließen von Durchschlupfmöglichkeiten in Türen und Gemäuern wird das Eindringen und Ansiedeln von Nagern verhindert.
- Ein weiterer beliebter Rückzugsort sind Ansammlungen von Gerümpel, Brennholz, Abfall oder Schrott entweder an oder in Gebäuden.
- Futterlagerplätze sollten stets aufgeräumt, sauber und so weit wie möglich abgeschirmt gehalten werden. Generell sollten nur ungekochte Essensreste auf dem Kompost landen. Essensreste gehören in die Bio-Tonne oder in einen geschlossenen Kompostierer.
So stellen Sie den Befall fest
Liegt dennoch ein Befall mit Ratten vor, kann dieser nur durch den Einsatz eines wirksamen Rodentizids in den Griff bekommen werden. Allerdings reicht das simple Auslegen von Ködern nicht aus.
Es bedarf Fachwissen rund um Lebensweise, Verhalten und Wirkungsweise bzw. Eigenschaften der Rodentizide. Ausgangspunkt für eine Bekämpfung ist die Feststellung von Befall.
- Hierbei muss ermittelt werden, ob es sich wirklich um Ratten handelt, wie groß das betroffene Gebiet und wie hoch die Besatzdichte ist.
- Dafür müssen Sie in Ihrem Betrieb die Aufenthaltsorte, Laufwege, Nistplätze, Schlupflöcher, Futterplätze usw. finden. Ein klares Indiz sind frischer Kot, Nagespuren, Laufspuren oder die typischen fettigen Flecken.
- Ob es sich um frischen oder älteren Befall handelt, lässt sich zum Beispiel durch Trittsiegel oder durch das Ausstreuen einer dünnen Schicht von Sand oder Mehl ermitteln. Auch das Verschließen vorhandener Schlupflöcher und die Kontrolle am nächsten Tag über eine Wiedereröffnung ist ein klares Zeichen.
Bekämpfung mit Ködern
- Während der Bekämpfung sollte der Lebensraum der Ratten nicht verändert werden. Dies könnte im schlimmsten Fall zu einem Meiden der Köderplätze führen.
- Alle befallenen Bereiche sollten bei der Einrichtung der Köderstellen einbezogen werden. Fraßgifte müssen immer verdeckt bzw. gesichert ausgelegt werden. Am besten ist hierbei die Verwendung von Köderstationen. Diese können im Handel erworben oder selbst gebaut werden.
- Da Nager sehr misstrauisch sind, sollte eine Vorköderung mit giftfreiem Futter erfolgen. Die Überwindung der Scheu vor der Köderstation ist von Nagetierart zu Nagetierart unterschiedlich. Bei Wanderratten kann es zum Beispiel im Freiland bis zu 3 Wochen dauern. Durch die Vorköderung kann später bei sofortiger Annahme auch erheblich Giftköder eingespart werden.
Dokumentation und Kontrolle der Köder
- Alle Prozessabläufe vom Aufstellen der Köderboxen (Lage/Ort) über die Vorköderung bis zum Einsatz des tatsächlichen Giftes müssen dokumentiert werden (Name des Anwenders, Name des Rattengiftes, Anwendungsdatum, Anwendungsdauer, Verbrauch).
- Außerdem müssen alle Angaben in der Gebrauchsanweisung des Handelspräparates eingehalten werden.
- Die Kontrolle der Köderstationen sollte am Anfang möglichst alle zwei/drei Tage erfolgen, später kann auf einen wöchentlichen Rhythmus übergegangen werden. Auch hierzu können Angaben in der Gebrauchsanweisung stehen. Wichtig bei jeder Kontrolle ist, die verdeckte Auslage zu überprüfen, die Köderboxen nachzufüllen und die Annahme zu dokumentieren.
- Der Befallsbereich muss nach toten Nagern abgesucht werden, um Sekundärvergiftungen zu verhindern. Nach einer Beköderungsdauer von zwei bis drei Wochen mit Antikoagulanzien sollte im Normalfall Ruhe einkehren.
Dauerbeköderung und Resistenzbildung
- Eine Dauerbeköderung mit Antikoagulanzien ist nicht erlaubt. Aus diesem Grund sollten zur Erfolgskontrolle wieder attraktives giftfreies Futter in Köderstationen auf dem gesamten Betrieb angeboten und in den folgenden Tagen kontrolliert werden.
- Bei einer Stabilisierung des Befalls, trotz angenommenen Köders, ohne erkennbaren Neuzugang, kann es sich um eine Resistenz gegenüber dem Wirkstoff handeln. Der Wirkstoff muss dann unter Verwendung eines hochpotenteren oder eines nicht blutgerinnungshemmenden Wirkstoffs gewechselt werden.
- Ist eine Dauerbeköderung notwendig, so können permanente Köderstationen an günstigen Plätzen aufgestellt werden. Allerdings ist, wie oben schon erwähnt, eine Dauerbeköderung nicht erlaubt. Die Dauerköderstationen sollten aus diesem Grund mit wirkstofffreiem Köder belegt und kontinuierlich kontrolliert werden. Wird ein Verzehr des wirkstofffreien Köders festgestellt, sollte auf Giftköder umgestellt werden.